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Muzin schützt offensichtlich auch gegen das Eindringen von Mikroorganismen
in Schleimhäute. Es spielt ferner als Gleitmittel eine Rolle. Der eingespeichelte
Bissen z. B. gleitet, begünstigt durch den Muzingehalt des Speichels, durch den
Ösophagus in den Magen. Muzine sind auch bei den Wirbellosen sehr verbreitet.
Ihre prosthetische Gruppe führt die Bezeichnung Mukoitinschwefelsäure.
Es herrschen noch mannigfache Unstimmigkeiten einerseits hinsichtlich ihrer
Struktur und andererseits in bezug auf die Einheitlichkeit der prosthetischen
Gruppe der sogenannten Muzine überhaupt. Es ist vorgeschlagen worden, Muzine
und Mukoide zu unterscheiden. Die ersteren werden wieder unterteilt, je nach-
dem Schwefelsäure vorhanden ist oder nicht. Zu den letzteren Verbindungen
rechnet man die echten Muzine. Es gibt nun solche, die eine freie Karboxyl-
gruppe in der prosthetischen Gruppe besitzen. Hierher werden gerechnet: der
Glaskórper, die Whartonsche Sulze der Nabelschnur!. In anderen echten Muzinen
ist die Karboxylgruppe der Hexuronsäure (z.B. Glukuronsäute) mit Eiweil-
komponenten vermutlich (wegen der leichten Spaltbarkeit mit verdünnter Säure
bzw. verdünntem Alkali) esterartig verknüpft. Zu dieser Gruppe von Muzinen
gehôrt z. B. das Muzin der Magenschleimhaut. Schwefelsäurehaltige Glukoproteide
dieser Art sind schwerer in den EiweiB- und Kohlenhydratanteil aufspaltbar.
Es gehôrt hierzu das sogenannte Chondrosulfomuzin. Es findet sich z. B. im
Knorpel- und Bindegewebe und in Sehnen. An Stelle von Glukosamin findet sich
Chondrosamin — Aminogalaktose:
H OHOHH H OH OHH
LTS bail lato
Ho Hc cC eC CT HO.HC.C.C-C-C.c«
[^| qo p To SH
OHH t OH OHH H NH,
Galaktose d-Aminogalaktose = Chondrosamin
Das in der Hornhaut enthaltene Muzin, das auch schwer in den EiweiB- und
Kohlenhydratanteil spaltbar ist, enthält Glukosamin (daher der Name Gluko-
sulfomuzin). Einen wieder anderen Aufbau besitzen Vertreter jener Klasse
von Proteiden, die Mukoide genannt worden sind. Zu ihnen gehören das
Plasmamukoid und das Ovomukoid?. Es fehlt die Glukuronsäure, während
Glukosamin vorhanden ist.
Wir haben dieser Gruppe von Proteiden besondere Aufmerksamkeit zugewendet,
weil ihre prosthetische Gruppe ohne Zweifel eine besondere biologische Bedeutung
hat. Von größtem Interesse ist die Mannigfaltigkeit dieser Gruppe von Proteiden.
Nicht verschwiegen werden darf allerdings, daß die Methoden ihrer Gewinnung
nicht ausschließen, daß ‚Verunreinigungen‘. vorhanden sind und eventuell
,nDeue" Verbindungen vortáuschen. Ferner besteht auch bei dieser Gruppe von
Eiweißkörpern die Möglichkeit sekundärer Veränderungen während ihrer Ge-
winnung.
Wir erwähnten das Chondrosamin, das Glukosamin vertreten kann. Es ist
Baustein der sogenannten Chondroitinschwefelsäure. Bei deren Hydrolyse
entstehen Chondrosamin, Essigsäure, Schwefelsäure und Glukuron-
säure. Ihre Struktur wird, wie folgt, angegeben:
! Daneben soll noch ein Körper vorhanden sein, der bei der Hydrolyse Chondroitinschwefel-
säure liefert.
* Es wird vermutet, daß das gonadotrope Hormon auch in diese Gruppe gehört.