Vorlesung 20. 
WasserlöslicheVitamine. Die Vitamin-B-Gruppe. Vitamin B,. Vitamin-B,- 
pyrophosphorsäureester als Bestandteil eines Fermentsystems. Vita- 
min B,. Seine Beziehung zum gelben Oxydationsferment. Vitamin Be: 
Adermin. P-P-Faktor. Nikotinsdureamid. Vitamin H.Vitamin-K-Gruppe. 
Ungesáttigte Fettsáuren.— Hormonorgane: Hypophyse,die Thymusdrüse, 
Epithelkórperchen, Epiphyse. — Sekretin. 
Wir kommen nun zu den Vitaminen der B-Gruppe. Sie ist in sechs! 
Einzelvitamine mit besonderen Wirkungen aufgeteilt worden. Man unterscheidet 
Vitamin B, bis B,. Beginnen wir mit Vitamin B,. Seine Entdeckung steht in 
Zusammenhang mit einer sehr schweren Erkrankung bei Vólkern, bei denen 
geschliffener Reis bei der Ernährung eine 
Hauptrolle spielt (Einwohner von Nieder- 
ländisch-Indien, Japan usw.). Sie äuBert sich 
in mannigfacher Weise. Im Vordergrund 
stehen in der Regel Stôrungen von seiten des 
Nervensystems. Es kommt zu Lähmungen 
und anschließend zu weitgehenden Muskel- 
atrophien. Vgl. hierzu Abb. 22. Es sind ferner 
Störungen von seiten des Magendarmkanals 
vorhanden. Auch die Herztätigkeit zeigt 
Veränderungen. Diese Krankheit, Beri-beri 
genannt, war die Veranlassung, zu prüfen, 
ob ein Zusammenhang mit der Art der Er- 
nährung der befallenen Menschen besteht. 
Auch hier wäre man kaum rasch zum Ziel 
gekommen, wenn es nicht gelungen wäre, 
bei Tieren ähnliche Störungen bei Verfütte- 
rung von geschliffenem Reis hervorzurufen. 
Die ersten Erfolge wurden bei Vögeln und 
insbesondere bei Tauben erzielt. Füttert 
man solche mit der genannten Nahrung, dann 
: nimmt die FreBlust mehr und mehr ab. Man 
Abb. 22. Starke Atrophie der Beineund muß schließlich zur künstlichen Ernährung 
der Hände mit Kontraktür der Füße greifen, d. h. den Kropf der Tiere fiillen. 
und Zehen bei langdauernder Lähmung. Nach etwa 3 bis 4 Wochen entwickelt sich 
ein charakteristisches Krankheitsbild. Die 
Körpertemperatur fällt. Die Tauben fliegen nicht mehr auf, vielmehr sitzen sie 
mit aufgeplustertem Gefieder am Boden. Die Herztätigkeit ist verlangsamt 
(Bradykardie). In der Regel kommt es dann zur Ausbildung von Krämpfen. 
Vgl. Abb. 23a, b und c. Dabei wird der Kopf nach hinten übergeschlagen. 
Seltener entwickeln sich Lähmungen. Es tritt schließlich der Tod ein, wenn 
nicht eingegriffen wird. Übrigens sind mit jenen Erscheinungen, die in unmittel- 
barer Beziehung zum Vitamin-B,-Mangel stehen, noch solche vergesellschaftet, 
die dem Nahrungsmangel als solchem zukommen. Es ist infolge der Appetit- 
losigkeit die Nahrungsaufnahme verringert, zugleich kommt es zu Störungen 
  
1 Manche Forscher unterscheiden noch weitere Vitamine der B-Gruppe. 
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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