Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

  
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Erwähnt sei noch, daß das Depotfett in der Regel gelb gefärbt ist. Es hat sich 
herausgestellt, daß die diese Färbung bedingenden fettlöslichen Farbstoffe — 
Lipochrome genannt — nicht in unserem Organismus entstehen, vielmehr 
handelt es sich um mit der Nahrung aufgenommene Pflanzenfarbstoffe der 
Gruppe der Karotinoide. Wir wollen sie an dieser Stelle nur wegen ihrer 
Löslichkeit in Fetten erwähnen. Wir kommen auf sie bei der Besprechung 
eines weiteren fettlöslichen Vitamins (A-Gruppe) zurück. 
Schließlich sei nochmals darauf hingewiesen (vgl. 5. 23), daß der gesamte 
Lipoidstoffwechsel in allen seinen Phasen hormonal (Hypophyse, Nebennieren- 
rinde) und vom sympathischen und parasympathischen Nervensystem aus ge- 
steuert wird. 
Vorlesung 7. 
Chemie der Kohlenhydrate. Monosaccharide. Oligosaccharide. 
Polysaccharide. 
Wir begeben uns nun zur Besprechung einer zweiten Gruppe von Nahrungs- 
stoffen, nämlich zu den Kohlenhydraten. Wir können bei der Erörterung ihrer 
Struktur an das Glyzerin anknüpfen, und zwar deshalb, weil Beziehungen 
zu mehrwertigen Alkoholen vorhanden sind. Zunächst müssen wir uns 
ganz kurz mit der Art ihres Vorkommens und ihrer Nomenklatur beschäftigen. 
An erster Stelle sei hervorgehoben, daß die Kohlenhydrate im Pflanzenreich in 
viel mannigfaltigeren Formen vertreten sind als im tierischen Organismus. Die 
Pflanze verwendet solche als ,,Skelettsubstanz'. Es ist hauptsächlich die Zellu- 
lose!, die, zur Festigung mit verschiedenartigen Einlagerungen (zum Teil an- 
organischer Natur) versehen, mannigfaltige mechanische Funktionen erfüllt — 
Absteifung von Halmen, Blàáttern usw. Es bestehen ferner die Zellwáànde aus 
Zelulose oder ihr nahe stehenden Verbindungen. Die Pflanze speichert ferner 
Kohlenhydrate. Es seien die Stárke, das Inulin, der Rohrzucker usw. ge- 
nannt. Sie baut ferner in eine groDe Anzahl von Verbindungen Zuckermoleküle 
ein. Wir finden Kohlenhydrat, verknüpft mit verschiedenartigen, in keiner Be- 
ziehung zu den Zuckern stehenden Verbindungen, in Blüten- und sonstigen Farb- 
stoffen, in Gerbstoffen, in Saponinen usw. Man hat Verbindungen dieser Art die 
Bezeichnung Glykosid? gegeben. Dieser Mannigfaltigkeit in der Verwendung 
von Vertretern der Kohlenhydrate gegeniiber bietet unser Organismus viel ein- 
fachere Verhältnisse. 
Im Mittelpunkt unseres Kohlenhydratstoffwechsels steht der Traubenzucker, 
auch Glukose oder Dextrose genannt. Die letztere Bezeichnung bezieht sich 
auf sein Drehungsvermögen (rechtsdrehend = dextrogyr). Er ist Baustein jener 
zusammengesetzten Zuckerarten, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Aus dem 
Bereich der Kohlenhydrate kommen für uns als Nahrungsstoffe vornehmlich die 
Stärke und der Rohrzucker in Betracht. Beides sind Produkte des Stoffwechsels 
bestimmter Pflanzen. Die tierische Nahrung ist arm an Kohlenhydraten. Mit dem 
Fleisch z. B. nehmen wir ein Kohlenhydrat, genannt Glykogen, nur dann in 
  
1 Es ist von größtem Interesse, daß Tunikaten Zellulose zur Festigung ihres Mantels 
bilden. 
2 Die Bezeichnung ,,Glykosid'" umíaft alle einzelnen Vertreter dieser' Kórperklasse 
(Galaktoside, Riboside usw.). Unter ,, Glukoside'' versteht man die Glykoside der Glukose. 
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