TT
Vorwort.
Die Inangriffnahme der seit einiger Zeit notwendig gewordenen neuen Auflage
des Lehrbuches der physiologischen Chemie hat sich verzógert, galt es doch
grundsátzlich Stellung zu der Frage zu nehmen, ob in der heutigen Zeit noch
die Möglichkeit gegeben ist, seine bisherige Struktur beizubehalten. Schon bei
der Abfassung der 6. Auflage ergab sich, daß es große Schwierigkeiten bereitete,
aus der kaum mehr vollständig zu übersehenden Literatur diejenigen Arbeiten
herauszufinden, die am besten geeignet waren, denjenigen weiterzuführen, der
für bestimmte Probleme besonderes Interesse hatte. Auf der einen Seite sollten
die Literaturangaben kennzeichnen, wer an der Lösung bestimmter Frage-
stellungen besonders erfolgreich gearbeitet hat, und auf der anderen sollten
solche berücksichtigt werden, die am besten geeignet waren, zu weiteren Quellen
zu führen. In der 6. Auflage umfaßte das Literaturverzeichnis, das jeder Vor-
lesung angefügt war, insgesamt über 7 Bogen! Das für die 7. Auflage vorbereitete
überschreitet den Umfang von 10 Bogen wesentlich. Es ist verständlich, daß
der Verlag die immer mehr zunehmende Belastung des Lehrbuches durch
Literaturhinweise als nicht mehr tragbar erklärte. Dazu kommt nun noch, daß
seit dem Erscheinen der 1. Auflage fast auf allen einzelnen Teilgebieten ,,Ergeb-
nisse/ und verwandte Werke erschienen sind, die neben dem Chemischen
Zentralblatt und den Berichten über die gesamte Physiologie fort-
laufend über erschienene Arbeiten berichten. Verwiesen sei ferner auf die Hand-
bücher (insbesondere das jüngst zum Abschluß gelangte Handbuch der
biologischen Arbeitsmethoden und das Biochemische Handlexikon).
Es ist mir nicht leicht geworden, auf Literaturhinweise zu verzichten. Als Ersatz
einige wenige Arbeiten anzuführen, die in Gestalt von Sammelreferaten u. dgl.
einen Überblick über einschlägige Literatur vermitteln, schien mir nicht angängig.
Im übrigen hat das Lehrbuch in dem Gesamtplan die Struktur
der ersten Auflage beibehalten. Ich lege im Unterricht den Hauptwert
darauf, daß der Studierende von allem Anfang an erkennt, wozu er ein bestimmtes
Wissen auf rein chemischem Gebiet benötigt. Erfahrungsgemäß macht ihm die
Einarbeitung in Strukturfragen von Verbindungen erhebliche Schwierigkeiten.
Sie lassen sich besiegen, wenn der Erörterung von solchen sofort die entsprechende
Anwendung in Gestalt der Verfolgung des Verhaltens jener Verbindungen im
Organismus, mit deren Aufbau er vertraut geworden ist, folgt. So ist dem chemi-
schen Teil beim einzelnen Nahrungsstoff unmittelbar der physiologisch-chemische
angegliedert.
Im Gegensatz zu früheren Auflagen habe ich durchweg bestimmtes Grund-
wissen auf den Gebieten Physik, Chemie und physikalische Chemie
vorausgesetzt. Eine solche Arbeitsteilung ist unerläßlich. Blickt man auf die
letzten fünfzig Jahre der Entwicklung der erwähnten naturwissenschaftlichen
Gebiete und der physiologischen Chemie zurück, dann wird verständlich, daß
es unmöglich geworden ist, die für ein erfolgreiches Studium des Wissensgutes