Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Vorlesung 2 
Weitere Fermentsysteme. Dismutationen. Glyoxalase. Karboxylase. Di- 
aminoxydase. — Weitere Wirkstoffe einfacher Struktur. — Wirkstoffe, 
die bei der Befruchtung, der Entwicklung und Vererbung eine Rolle 
spielen. Abwehrstoffe. Lichtenergie als ,,Wirkstoff's. 
Wir müssen nunmehr prüfen, ob die angeführten Fermentsysteme ausreichen !, 
um das, was wir an Abbauvorgàngen bei der Besprechung des Zwischenstoft- 
wechsels kennengelernt haben, zu erkláren. Es ist dies nicht der Fall. Wir brauchen 
z. B. nur das, was wir über den Abbau von Kohlenhydraten S. 93ff. dargelegt 
haben, zu überblicken. Wir stieBen u.a. auf Vorgánge, bei denen es zu Dis- 
mutationen kommt. Vor allem interessierten uns gekoppelte Oxydo- 
reduktionsvorgänge. So lernten wir 5. 96 eine derartige Reaktion kennen, 
bei der zwei Moleküle Aldehyd so zusammen reagieren, daß das eine den Wasser- 
stoff und das andere den Sauerstoff eines Moleküls Wasser aufnimmt. Im ersteren 
Fall kommt es zur Bildung eines Alkohols und im letzteren zu einer solchen von 
Säure (Cannizzaro’sche Reaktion). Man spricht von Aldehydmutasen. 
Auch sie können nicht für sich allein wirken, vielmehr sind sie in ihrem Einfluß 
von der Kodehydrase I abhängig. Man kann sich das Eingreifen dieses Ferment- 
systems so vorstellen, daB im ersten Gang der Reaktion die Kodehydrase in 
Dihydrokodehydrase übergeht unter gleichzeitiger Entstehung von Säure: 
R. C +20 + Kodehydrase(Ko) =R . COOH + KoH,. Nunmehr reagiert KoH, 
mit einem zweiten Aldehydmolekiil unter Bildung von Alkohol. An welcher Stelle 
dieses Reaktionssystems die Mutase eingreift, steht nicht fest. Vielleicht über- 
nimmt sie von KoH, den Wasserstoff und überführt ihn dann auf das Aldehyd- 
molekül. Von ganz besonderem Interesse ist jener Vorgang (vgl. S. 94), bei dem 
es zur Dismutation von Triosephosphorsáure zu Phosphogly zerin- 
sáure und Glyzerinphosphorsáure kommt. Auch hier wirkt eine Mutase, 
genannt Triosephosphatmutase, mit. Ihr wird auch die S. 96 erwähnte 
Reaktion zwischen Triosephosphorsäure und Brenztraubensäure zugeschrieben. 
In diesem Zusammenhang sei noch jenes Fermentsystems gedacht, das an der 
Umwandlung von Brenztraubensäure in Milchsäure beteiligt sein soll. Wir erfuhren, 
daß an dessen Aufbau als Koferment Vitamin B,-pyrophosphorsáure? teil- 
nimmt (s. S. 210). Als Apoferment ist ein besonderes Protein zugegen. Wir haben 
damals festgestellt, daB zur Zeit nicht bekannt ist, in welcher Weise die Über- 
führung der genannten Ketosáure in Milchsàure erfolgt. 
In diesem Zusammenhang sei eines weitverbreiteten Ferments gedacht, das 
wir bislang unerwáhnt gelassen haben, und zwar ganz einfach deshalb, weil wir 
mit dem Substrat, das mit ihm in Zusammenhang steht, zur Zeit nicht recht 
etwas anzufangen wissen. Es handelt sich um Methylglyoxal — Aldehyd 
der Brenztraubensáàure. Das dieses in Milchsàure verwandelnde Ferment 
1 In diesem Zusammenhang sei. auf das S. 181 erwáàhnte Uropterin verwiesen, von dem 
behauptet wird, daB es die Funktion eines Wirkstoffes hat und insbesondere irgendwie in 
Oxydationssysteme eingeschaltet sei. 
? In der Hefezelle spielt diese Verbindung die Rolle der Kokarboxylase bei der Über- 
führung von Brenztraubensáure in Azetaldehyd (S.210). 
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