Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

     
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verknüpften Umstellungen in Zellen — z. B. Permeabilitätsänderungen von Zell- 
grenzschichten und damit verbundene spezifische Durchlässigkeit für bestimmt 
geladene Ionen u. dgl. mehr — ist oder aber sich entscheidend bei der Ausbildung 
des erregten Zustandes, der Erregungsleitung und der Erregungsübertragung von 
einem Gebilde auf ein anderes auswirkt!. 
Der flüchtige Überblick über Geschehnisse von grundlegender Wichtigkeit im 
Leben von Zellen und Geweben, die in der ganzen belebten Natur in irgendeiner 
Weise gesteuert sind, ist nur als Anregung zu weiteren Studien gedacht. Zugleich 
soll angedeutet werden, welch gewaltige Ausmaße die physiologisch-chemische 
Forschung angenommen hat. 
Vorlesung 24. 
Anorganische Nahrungsstoffe: Sauerstoff, Wasser und Mineralstoffe: 
Alkalien, Kalzium, Phosphorsäure, Halogene. 
Wir kommen nun zur Besprechung jener Nahrungsstoffe und ihrer Bedeutung 
für unseren Organismus, die als anorganische bezeichnet werden. Ihre Funktion 
in diesem ist eine sehr mannigfaltige. Wir unterscheiden drei Gruppen von Nah- 
rungsstoffen dieser Art, nämlich Sauerstoff, Wasser und Mineralstoffe. 
Dem ersteren sind wir schon begegnet. Wir folgten ihm vom Ort seines Eintrittes 
in den Organismus — der Lunge — bis zur Stätte seiner Wirkung (S. 182ff.). Es 
sind dies die Zellen?. Wir erfuhren, daD er im Blute zum Transport kommt, und zwar 
zum allerkleinsten Teil in gelóster Form, zum gróten Teil gebunden an Hámo- 
globin. Seine Verwendungsweise in den Geweben haben wir auch schon kennen- 
gelernt. Er ist Baustein vieler Verbindungen organischer und anorganischer 
Natur. Die Art seines Einbaus bestimmt die Eigenschaften der in Frage kommen- 
den Moleküle entscheidend. Wir lernten u. a. Alkohol-, Aldehyd-, Keto-, 
Karboxyl-, OC. NH4- und OC. NH-Gruppen kennen (vgl. S. 6ff). DaB Sauerstoff 
bei den Oxydationsvorgángen in den Zellen entscheidend beteiligt ist, haben wir bei 
der Besprechung der verschiedenen Fermentsysteme erkannt, die ihn einer- 
seits unmittelbar oder mittelbar zur Oxydation von Verbindungen verwenden, 
anderseits als Wasserstoffakzeptor in Kettenreaktionen eingliedern. Welch 
großer Wandel hat sich doch zwischen jener Periode vollzogen, in der man glaubte, 
daß in unseren Zellen organische Verbindungen direkt zu CO, und H,O ab- 
gebaut (,,verbrannt'*) würden, und den jetzt herrschenden Vorstellungen der Vor- 
bereitung des Sauerstoffs durch eine ganze Reihe von Fermentsystemen zur Auf- 
nahme von Wasserstoff, der ihm durch Fermentsysteme besonderer Art zu- 
geführt wird! 
Sauerstoff kann in unserem Organismus nur in sehr geringem Umfang gespeichert 
werden. Es ist insbesondere das Myoglobin, das solchen aufnehmen und in 
Fällen von Bedarf abgeben kann. Ergiebig ist diese Quelle von Sauerstoff nicht. 
Wir erkennen das daran, daB eine ganz kurzfristige Absperrung seiner Zufuhr 
sehr bald schwere Folgen nach sich zieht. Sie treten äußerlich sichtbar durch 
auftretende Bewuftlosigkeit in Erscheinung. Kein Gewebe reagiert auf Mangel 
an Sauerstoff so rasch wie das Nervengewebe. Es geht seine Erregbarkeit mehr 
und mehr verloren. Durch rechtzeitige Wiederherstellung der Zufuhr an solchem 
tritt Erholung ein. 
- Vgl. die Stellungnahme zu diesem Problem Ph. S. 324. 
2 Ph.S. 54$. 
Abderhalden, Physiol. Chemie, 9. u. 10. Aufl. 
    
    
    
   
   
   
   
   
  
     
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
	        
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