Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

    
   
eines bestimmten Rahmens der gleiche bleibt. Das gleiche gilt in mancher Hin- 
sicht auch für die Körperflüssigkeiten. So enthält das Blutplasma die einzelnen 
Mineralstoffe in annähernd gleichbleibender Menge. Interessanterweise ist seine 
Zusammensetzung an diesen bei einer großen Reihe von Tierarten — mit Ein- 
schluß des Menschen — in engen Grenzen gleich, während die Erythrozyten zum 
Teil je nach der Tierart erhebliche Unterschiede aufweisen. 
Man ist von mannigfachen Gesichtspunkten aus auf die Bedeutung des Innen- 
druckes in Zellen für deren Funktion aufmerksam geworden. Unter anderem be- 
merkte man, daß es nicht gleichgültig ist, welchen „Druck“ eine Lösung aufweist, 
in die Zellen und Gewebe zu irgendwelchen Beobachtungen gebracht werden. 
Zunächst muß sie isosmotisch sein. Ist sie hyposmotisch, dann kommt es 
zu Quellungsvorgängen, weil Wasser in die Zellen bzw. Gewebe eindringt. Um- 
gekehrt verlieren diese solches durch Osmose, wenn die Außenflüssigkeit hyper- 
osmotisch ist. In der Folge zeigte es sich jedoch, daB es nicht genügt, die 
Isotonie durch einen beliebigen in Wasser gelósten Stoff — z. B. durch Kochsalz — 
herbeizufithren. Zur Aufrechterhaltung der Funktionstüchtigkeit der Zellen 
müssen sog. Nährlösungen ganz bestimmte Stoffe enthalten. So sind z. B. zur 
Aufrechterhaltung der Herztitigkeit erforderlich — neben Nährstoffen, wie 
Sauerstoff, Zucker — NaCl, KCl und CaCl,, und zwar in einem ganz bestimmten 
Mengenverháltnis. Man nennt eine solche Lósung eine àquilibrierte. Lalit man 
z. B. das Kalzium weg, dann bemerkt man, daB das Herz nach einiger Zeit lang- 
samer schlágt, vor allem werden die Kontraktionen immer schwächer, bis schließ- 
lich Herzstillstand eintritt. Es ist die Erregbarkeit des Herzmuskels 
verlorengegangen. Fügt man wieder Ca'' hinzu, dann erholt das Herz sich 
wieder. BeläBt man die drei genannten Salze in der Náhrlósung unter Vermehrung 
des Kaliumgehaltes, dann treten wiederum Stórungen auf. Sie führen zur Ein- 
stellung der Herztátigkeit. Kalium wird in diesem Falle zum Herzgift, wahrend 
es in der äquilibrierten Salzlósung eine unersetzbare Funktion erfüllt. Man hat 
in Anlehnung an die Zusammensetzung des Blutplasmas an Mineralstoffen Nähr- 
lôsungen hergestellt, die den Bedürfnissen jeder einzelnen Gewebeart angepabt 
werden müssen!. Sie haben eine groBe praktische Bedeutung bei der Durchführung 
von Versuchen an überlebenden Organen. Man hat solche auch zur Ersetzung von 
verlorengegangenem Blut beim Menschen angewandt, jedoch zeigte es sich, daß 
nur ein vorübergehender Erfolg erzielt werden kann und zwar deshalb, weil die 
wäßrige Salzlösung teils aus der Blutbahn in Gewebe (Haut usw.) übergeht, teils 
durch die Nieren ausgeschieden wird. Diese Erfahrung beleuchtet besonders ein- 
drucksvoll die große Bedeutung der im Blute und den Geweben vorhandenen 
»Wasserbinder‘‘, nämlich der kolloiden Teilchen. In der Folge hat man den Nähr- 
lösungen, die vorübergehend Blut ersetzen sollen, kolloide Substanzen beigefiigt?. 
Der Umstand, daB der Wassergehalt des Organismus wenig Schwankungen 
aufweist, setzt voraus, daB er unter dem EinfluB von Regulationsein- 
richtungen steht. Wir können auf einmal viel Wasser aufnehmen und so das 
,, Wassergleichgewicht' stóren. In kurzer Zeit erfolgt jedoch ein Ausgleich. Zu- 
nächst kann Wasser in gewissem Ausmaß gespeichert werden. Es ist die Leber, 
die von dem vom Darm her kommenden Wasser einen gewissen Anteil festhalten 
1 Die Ringer’sche Lösung, eine viel verwendete Nährlösung, enthàlt z. B. 0,9 g NaCl, 
0,02 g KCl, 0,02 g CaCl,, 0,01 g NaHCO; auf 100 ccm Wasser. 
2 Vielfach ist noch der Ausdruck „physiologische Kochsalzlösung‘ z. B. für eine 0,9%ige 
NaCl-Lösung im Gebrauch. Diese Bezeichnung muß ausgemerzt werden! Übrigens hat sich 
herausgestellt, daß die angewandten, Kolloide enthaltenden Salzlösungen nicht ungefährlich 
sind. So bewirkt z. B. Gummi arabicum Agglutinationen u. dgl. in der Blutbahn. 
  
  
  
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