Vorlesung 26.
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Die quantitative Stoffwechselbetrachtung. Die für die Ernährung des
Menschen erforderlichen Mengen an den einzelnen Nahrungsstoffen.
Die Vielseitigkeit des Ernáhrungsproblems. Ausnutzun$gsversuche. Die
Brotfrage. Eiwei3stoffwechsel. Absolutes und relatives EiweiBminimum.
EiweiBbedarf.
Das Problem der Ernährung des Menschen ist ein sehr komplexes. Es ist nicht
mit der Feststellung der Mengen der für das einzelne Individuum notwendigen
Nahrungsstoffe erledigt, vielmehr gilt es Umschau zu halten, ob die von der Natur
hervorgebrachte Nahrungsmittelmenge auf die Dauer ausreicht, um die andauernd
anwachsende Bevölkerungszahl zu ernähren. Es ist notwendig, die Volks-
ernährung zu führen und alle Kräfte zusammenzufassen; die mit
dieser etwas zu tun haben. Grundlage für jede Überlegung auf dem Gebiete
der Ernährung des Menschen ist die Tatsache, daß nur die Pflanzenwelt
primär für uns organische Nahrungsstoffe bilden kann. Es ist des-
halb für die Möglichkeit einer ausreichenden Zufuhr an Nahrung ein entsprechen-
der Anbau von Nährpflanzen erforderlich. Das gilt auch für jene Tiere, deren
Fleisch wir als Nahrungsmittel verwenden. Über sie beziehen wir Nahrungsstoffe,
die ursprünglich von Pflanzen gebildet sind! Diese Erkenntnis weist ohne weiteres
darauf hin, von welch gewaltiger Bedeutung eine zweckmäßig ge-
führte Landwirtschaft für unser Dasein ist. Es gilt, dem Boden mög-
lichst viel abzuringen. Dazu gehört, um nur einiges anzudeuten, die Pflege des
Nährbodens der in Frage kommenden Pflanzen und eine ausreichende Zufuhr
von Nahrungsstoffen für diese. Bodenanalyse und eine den Bedürfnissen der
einzelnen Nahrungsmittelpflanze angepaßte Düngung (Stickstoff, Phosphor, Kalk,
Kalium usw.) gehen Hand in Hand, um für das Pflanzenwachstum optimale
Bedingungen herzustellen. Dazu kommt nun noch die für die vorhandene Boden-
beschaffenheit, das Klima usw. geeignete Auswahl der anzupflanzenden Nähr-
pflanzen. Diese selbst werden in mehreren Richtungen umsorgt. Es gilt, durch
Auslese möglichst ertragreiche Sorten heranzuzüchten und insbesondere den
Getreidearten auch eine möglichst hohe Standfestigkeit zu sichern. Endlich
muß — wieder durch das Ausleseverfahren — für gegen Infektionen aller Art
widerstandsfihige Sorten gesorgt werden. Ein gewaltiges Heer von Menschen
widmet sich der Vorsorge für möglichst ertragreiche Ernten. Wir haben schon
S. 10 erfahren, daß die chemische Forschung mittelbar Großes leistet, um die
,Nàhrflàche'" zu erweitern, und zwar dadurch, daD sie von Pflanzen hervor-
gebrachte Verbindungen (Farbstoffe, Alkaloide usw.) synthetisch gewinnt und
dadurch deren Anpflanzung überflüssig macht. Ferner verdanken wir genialen
Forschungen die so grundlegend wichtige Synthese von Ammoniak aus dem
atmosphárischen Stickstoff und Wasserstoff. Erst dadurch ist dem Stickstoffbedarf
des Ackerbodens für immer Genüge getan.
Mit allen diesen Forschungen muB nun die Arbeit des Stoff-
wechselforschers Hand in Hand gehen. Ihm obliegt, die optimale Er-
náhrung des Menschen festzustellen. Vor allem muf den Wandlungen des qualita-
tiven und quantitativen Nahrungsbedarfes aufmerksam gefolgt werden. Mit der
immer umfassenderen Einsetzung der Maschine àndert sich dieser nàmlich ganz
erheblich. Während zuvor eine große Anzahl von Menschen schwere Arbeit zu
leisten hatte, um dieselbe Leistung zu vollbringen wie eine einzelne Maschine,
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