Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

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Bevor wir auf einzelne Versuchsergeb- 
nisse eingehen, sei kurz geschildert, von 
welch grundlegender Bedeutung Unter- 
suchungen der genannten Art für die 
möglichst ökonomische Gestaltung 
der Arbeit sind. Es gilt, sie so zu 
organisieren, daD móglichst hohe Ar- 
beitsertrige unter gleichzeitiger 
weitestgehender Schonung des Ar- 
beitenden gewährleistet werden. 
Es sei das an einigen Beispielen Kkurz 
erläutert. Betrachten wir den Bau eines 
Hauses. Ein Maurer beginnt mit der Er- 
stellung einer Mauer. Er bückt sich zu- 
náchst, um Stein an Stein zu fügen. 
SchlieBlich mu er sich recken, um weitere 
Steine einsetzen zu kónnen. Nun tritt das 
Baugeriist in Funktion. Wieder mul} er 
in der gleichen Weise Steine und Mortel 
in gebiickter Stellung heranholen. Je mehr 
die Mauer wächst, um so aufrechter 
kann er vorübergehend bei der Arbeit 
stehen. Es ließe sich nun außerordentlich 
viel an Energie einsparen, wenn Steine Abb. 51 
und Mörtel so angebracht würden — auf 
einem Gerüst —, daß der Maurer immer 
in der gleichen Stellung, ohne sich je bücken zu müssen, weiter arbeiten könnte. 
Man kann die Einsparung an Energie berechnen und ferner feststellen, daß bei 
größerer Arbeitsleistung geringere Ermüdung eintritt. Ein weiteres großes 
Forschungsgebiet bietet die zweckmäßigste Gestaltung der Werkzeuge. 
Es kann z. B. eine Schaufelfläche zu groß oder zu klein sein, um innerhalb einer 
bestimmten Zeit z. B. Kohlen auf einen Wagen zu laden. Ist sie zu groD, dann 
wird der ArbeitsprozeB verlangsamt, ist sie jedoch zu klein, dann wird in gewissem 
Sinne Leerarbeit geleistet. Ist der zu beladende Wagen zu hoch, dann wirkt sich 
das auch ungünstig aus. Es wird unnótig Energie zum Heraufwerfen der Kohle 
verbraucht. Ist er zu niedrig, dann erfordert es Aufmerksamkeit, um zu ver- 
hindern, daB Kohlen über den Wagen hinweggeworfen werden. Es kann der 
Schaufelstiel deshalb ungeeignet sein, weil er entweder zu dick oder zu dünn ist. 
Es kann weiterhin der Winkel zwischen Stiel und Schaufel ungünstig sein. Es 
kann ferner ein Rad, das gedreht werden muß, zu hoch oder zu niedrig angebracht 
sein. Kurz und gut, es gibt bei jedem Arbeitsprozeb Momente, die sich ungünstig 
auf das Arbeitsergebnis auswirken kónnen. Man kann all das an Hand der Ver- 
folgung des Gaswechsels bzw. des Energiewechsels feststellen. Ein Problem, das 
vor allem auch für den Arzt erhebliche Bedeutung hat, ist die Gestaltung der 
Treppe! Der unmittelbare Versuch zeigt, daß es eine optimale Neigung für diese 
und eine optimale Stufenhöhe und -tiefe gibt. Diese Andeutungen sollen dartun, 
wie tief im Laboratorium an Hand von entsprechenden Versuchen gewonnene 
Ergebnisse in das praktische Leben hineingreifen. 
An Hand der Verfolgung des Sauerstoffverbrauchs und der Kohlensäure- 
bildung läßt sich besonders eindrucksvoll der Einfluß der Übung auf den 
Energieaufwand verfolgen. Man erkennt, daß der Organismus bei Wieder- 
  
 
	        
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