Brenztraubensäure und Oxalessigsäure Zitronensäure, die in unserem Organis-
mus im Blut und in Geweben vorkommt, gebildet werden kann. Von dieser aus
kann es zur Bildung eines sehr interessanten Eiweißbausteins, nämlich der Glu-
taminsäure, kommen. Wir treffen bei der Besprechung der Móglichkeit der
Neubildung von Aminosáuren wieder auf die Zitronensäure.
Vorlesung 5.
Esterphosphatide (Kephaline, Lezithine), Azetalphosphatide, Diamino-
phosphatide, Sphingomyeline, Zerebroside. Ihre Struktur und die ihrer
Bausteine. Ihre Funktion und ihr Schicksal im Organismus.
Bei der Erörterung des Aufbaus von Fetten in der Darmwand aus den aus dem
Chymus des Dünndarmes aufgenommenen Bausteinen stieDen wir auf in ihrer
Struktur den Fettstoffen sehr nahestehende Verbindungen, nàmlich die Phos-
phatide. Wir begegneten ihnen wiederum bei der Erórterung des Transportes von
Fett aus den Fettlagern nach der Leber. Wir erfuhren ferner, daD sie ganz offen-
sichtlich irgendwie in den UmwandlungsprozeD von Fetten in diesem Organ ein-
geschaltet sind. Es sei gleich vorweggenommen, daD die Phosphatide in ihren
physikalischen Eigenschaften viel Ähnlichkeit mit denen der Fette haben. Sie
sind, soweit Vertreter dieser Klasse von Verbindungen uns hier interessieren, in
Wasser unlóslich, dagegen lóslich in manchen organischen Lósungsmitteln
(wie z. B. Azeton, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff usw.). Mit Wasser bilden sie
unter den gleichen Bedingungen, wie die Fette, eine Emulsion. Von allergróDter
Bedeutung ist ihre Eigenschaft, in Wasser zu quellen, wobei es anschlieDend
zu einer durchsichtigen kolloiden Lósung kommt. Es ist dies das Verhalten
lyophiler Kolloide!. Bei vollstándiger Hydrolyse der Phosphatide erhält man an
Bausteinen: ein Molekül Glyzerin, zwei Moleküle Fettsáuren, ein Molekül
Phosphorsáure und ein solches einer stickstoffhaltigen Base.
Von den erwähnten Bausteinen haben wir alle bis auf die letztere bereits
kennengelernt. Diese ist nicht einheitlicher Natur. Es sind im Laufe der Zeit
zwei verschiedene stickstoffhaltige Verbindungen aufgefunden worden, nämlich
Kolamin? und Cholin. Phosphatide, die den ersteren Baustein aufweisen, werden
als Kephaline bezeichnet. Die Cholin enthaltenden heißen Lezithine. Die
erstere Base können wir vom Äthylalkohol ableiten. Ihre Struktur entspricht
nàmlich einem Aminoáthylalkohol — g-Oxyáthylamin — Áthanolamin.
CH,- CH,- OH CH, - CH, - OH
Athylalkohol
ylalkoho NH,
Aminoáthylalkohol
Nun kennen wir einen EiweiDbaustein, der in Beziehung zur Propionsäure
steht. Es ist dies das Serin. Es weist in jener in «-Stellung eine Amino-(NH,-)
1 Lezithin bildet auf Wasser eine ein Molekül dicke Schicht (monomolekularer Film), und
zwar deshalb, weil zwei polare Gruppen vorhanden sind. Der Glyzerin-phosphorsáure-cholin-
Anteil ist hydrophil und in der Wasseroberfläche verankert, während der Rest des Lezithin-
moleküls sich hydrophob verhält, d. h. vom Wasser wegstrebt.
2 Kolamin ist im Gehirn auch in freiem Zustand aufgefunden worden.