Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

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Tri- und Tetrasaccharide mit bekannter Struktur festgestelit!. Sie spielen ais 
Nahrungsstoffe keine besondere Rolle, wohl aber ist das der Fall bei jener Gruppe 
von Kohlenhydraten, die unter der Bezeichnung Polysaccharide zusammen- 
gefaßt sind. Da es trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, ‚eindeutig festzu- 
stellen, wie groß die Anzahl der an ihrem Aufbau beteiligten Bausteine ist, drückt 
man ihre Zusammensetzung durch die allgemeine Formel (C,H,,0;). aus. 
Das Aufbauprinzip dieser Klasse von Kohlenhydraten ist das gleiche wie bei den 
Oligosacchariden, d. h. esist unter Austritt von je einem Mo 
lekül Wasser Baustein 
an Baustein mit glykosidischer Bindung gefügt. Uns interessieren hier insbeson- 
dere die Polysaccharide Stárke, Glykogen und Zellulose. Die beiden ersteren 
sind die biologisch wichtigsten für unseren Organismus. Die letztere wird uns 
mehrfach beschäftigen, obwohl wir außerstande sind, sie auszunutzen. Sie wider- 
steht den Fermentsystemen unserer Verdauungssäfte völlig. Es gibt jedoch u. a. 
Mikroorganismen, die Zellulase hervorbringen, mittels derer sie jene abzubauen 
vermögen?. Soweit solche unserer Darmflora angehören, kann es je nach Verweil- 
dauer und Art der zellulosehaltigen Nahrungsmittel zu einer mehr oder weniger 
umfassenden AufschlieBung der Zellulosekommen.Wirkommen hierauf nochzurück. 
Zunichst sei hervorgehoben, daD alle genannten P olysaccharide bei 
der vollstándigen Hydrolyse den gleichen Baustein, nämlich Glu- 
kose, liefern. Als Abbaustufen treten zahlreiche. Polysaccharide auf, deren 
Molekülgröße recht verschieden ist. Man hat das ganze Gemisch an diesen mit 
der Bezeichnung Dextrine belegt. Sie umfaßt somit nicht. ein chemisches 
Individuum. Im Gegensatz zu den Ausgangsprodukten sind sie in Wasser lóslich?. 
Betrachten wir zunächst die Stärke, das Pflanzenreservekohlenhydrat*. Sie ist 
nicht einheitlicher Natur. Es ist gelungen, in ihr zwei Bestandteile nachzuweisen, 
nämlich Amylose und Amylopektin. Das letztere bewirkt die bekannte Eigen- 
schaft der Stärke, auch Amylum genannt, mit Wasser beim Erwärmen zu 
1 Interessanterweise handelt es sich u.a. um substituierten Rohrzucker. Soenthàlt die Raffi- 
nose d-Glukose, d-Fruktose und d-Galaktose. Das weitverbreitete Tetrasaccharid Stachyose 
liefert bei der Hydrolyse: d-Glukose, d-Fruktose und 2 Moleküle d-Galaktose. 
2 Den Lebewesen, die Zellulase besitzen, verdankt in letzter Linie die gesamte Organismen- 
welt ihr Dasein. Es sind nàmlich ganz gewaltige Kohlenstoffmengen insbesondere in Gestalt 
von Zellulose (Holz usw.) dem Kohlenstoffkreislauf entzogen. Die Luft würde mehr und mehr 
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an CO, verarmen, w 
enn nicht Mikroorganismen bei der Vermoderung und Fäulnis von Pflanzen- 
teilen Zellulose in Produkte überführen würden, aus denen in Stoffwechselprozessen CO, ge- 
bildet werden kann. 
3 Es lassen sich beim 
gewinnen, die in ihrem ganzen Verhalten dem Ausg 
Abbau von Polysacchariden und insbesondere von Stärke Dextrine 
nur teilweise in Wasser lôslich sind. 
4 Weitere Polysaccharide der Pflanzenwelt sinc 
harten Schalen von Pflanzensamen (Steinnuf, Dattelkerne), 
Polysaccharide der Mannose; In ulin 
Liliaceen (Topinambur, Zichorien, Da 
der Zellulose in fleischigen Pflanzenteilen (Wurzeln, Blätter, Stiele), 
in Säften von Früchten (bewirken Gel-Bildung)], Bausteine: d-Galaktose, l-Arabinose und 
sgangsmaterial noch sehr nahe stehen und 
1: die Mannane [Vorkommen u. a. in den 
in der Hefe, im Salepschleim] 
[Reservekohlenhydrat von einigen Kompositen und 
hlien usw.)] Baustein Làávulose; Pektine [Begleitstofte 
ferner sehr verbreitet 
2 
d-Galakturonsáure. Erwáhnt sei noch, daB Agar-Agar, ein Produkt, das z. B. zur Züchtung 
von Mikroorganismen ve 
der Weinbergschnecke, 
rwendet wird, ein Polysaccharid der Galaktose ist. Zunächst bei 
später bei verschiedenen Tieren und auch in der Plazenta des Men- 
schen ist ein Polysaccharid der Galaktose, genannt Galaktogen, 
Über seine biologische Bedeutung läßt sich noch nichts aussagen. 
ist ferner, daß Kohlenhydrate besonderer 
organismen haben. Sie helfen mit, Arteigentümlichkeiten zu prägen. 
aufgefunden worden. 
Von größtem Interesse 
Art hervorragenden Anteil am Aufbau von Mikro- 
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
    
   
   
    
   
    
   
     
     
   
      
	        
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