Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

    
   
  
   
  
    
  
    
  
   
  
    
  
   
   
  
   
   
  
   
   
   
    
   
  
  
   
  
   
   
  
    
    
   
    
  
    
   
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
     
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FoucaurT’schen Pendels. 
trotz der seit FOUCAULT und namentlich in den letzten zehn Jahren mächtig ange- 
schwollenen Litteratur hierüber noch manche Unklarheit selbst über wesentlichere 
Punkte. Dass die obige elementare Entwickelung nicht streng ist, ergiebt 
sich durch verschiedene Erwágungen, z. B. durch die, dass die in B zu AC ge- 
zogene Paralle BD gar keine horizontale Linie mehr ist, also auch nicht 
Schwingungsrichtung sein kann. Wird also schon unter den dortigen einfachen 
Annahmen die strenge Behandlung selbst für unendlich kleine Schwingungen 
schwierig, so bietet sie fast unübersteigliche Hindernisse, wenn man sie unter 
den der Wirklichkeit entsprechenden Bedingungen durchführen will. Indem in 
dieser Hinsicht auf die erwähnte Litteratur verwiesen wird, muss es hier genügen, 
die wichtigsten in Betracht kommenden Momente zu erwähnen. 1. Die Schwingungs- 
ebene kann nicht sich selbst parallel bleiben, weil sie stets vertikal, im Sinne 
des augenblicklichen Ortes sein muss. 2. Im Moment des Losbrennens des 
Fadens besitzt das Pendel bereits eine seitliche Drehungsgeschwindigkeit, welche 
berücksichtigt werden muss. 3. Es kommt darauf an, in welcher Richtung das 
Pendel anfangs schwingt. 4. Mit der Zeit verwandeln sich die Schwingungen 
in sphärische und es tritt dann zu der scheinbaren Drehung die oben abgeleitete 
wirkliche hinzu. 5. Es kommt darauf an, ob die Schwingungen durch einen 
Impuls in der Gleichgewichtslage oder durch Loslassen in der abgelenkten er- 
zeugt werden. 6. Die Schwingungsdauer wird eine andere. Endlich käme 
7. noch der Luftwiderstand in Betracht; derselbe ist aber auf das Drehungs- 
gesetz ohne Einfluss ). 
Anwendungen des Pendels. Die wichtigste Anwendung des Pendels ist 
die zur Regulirung zeitmessender Apparate, d. h. ais Uhrpendel. Die Pendeluhr 
ist eine der vielen Ideen von Huvcens?). Die Regulirung geschieht dadurch, dass 
immer abwechselnd der eine oder der andere von zwei mit dem Pendel ver- 
bundenen Haken in dasjenige Zahnrad eingreift, welches durch ein Gewicht in 
stindige Drehung versetzt wird; es kann in Folge dessen dieses Rad wihrend 
jeder Schwingung nur um einen Zahn vorrücken. Andererseits sorgt das Zahnrad 
durch den Stoss, welchen es dem Haken jedesmal giebt, dafür, dass die Pendel- 
schwingungen nicht nur dauernd, sondern auch bei gleicher Amplitude erhalten 
werden. Zur Ermöglichung absoluter Regulirung der Uhr ist die Linse ver- 
schiebbar; ein Hinaufschieben beschleunigt, ein Hinabschieben verzögert die Be- 
wegung. 
Eine andere, ähnliche Anwendung des Pendels ist der von MÄLZEL 1813 
erfundene Taktmesser oder Metronom.3) Bei demselben ist, um langsame 
Schwingungen bei kleinen Dimensionen des Apparates zu haben, die Idee des 
Differentialpendels (s. o.) verwirklicht, die Pendelstange über den Drehpunkt hinaus 
  
! Einige der wichtigsten Arbeiten über die Theorie des FoucAuLT’schen Pendels sind: 
DuMas, CRELLE J. 50, pag. 52 u. 126 (1854). — BINET, LIOUVILLE, VILLARCEAU, BERTRAND u. 
a. in verschiedenen Binden der Compt. Rend. — ROETHIG, Z. f. Math. u. Phys. 24, pag. 153 (1879). 
— SrAccr, Atti R. Acc. Torino 13 (1878). — TAMMEN, Rep. d. Phys. 17, pag. 278 (1882), und 
Jahr. Ber. Ver. f. Nat. Zwickau 1882, pag. 47. — I. FRANZ, Dissertation, Halle 1872. — KAMERLING 
ONNES, Dissertation, Gróningn. 1879. — WEIHRAUCH, Rep. d. Phys. 22, pag. 480 u. 643 (1887). 
— DE SPARRE, Ann. Soc. Brux. 17, pag. 111 (1882). 
Ein ähnliches Problem, nämlich die Bewegung des Pendels in einem Eisenbahnwagen, ist 
von P. DE ST. ROBERT (Atti R. Acc. Linc. (3) 3, pag. 277 (1879) behandelt worden. Auch hier 
findet die sog. »Erhaltung der Schwingungsebene« nicht statt. 
2) HuvcENs, Horologium oscillatorium. Paris 1673. 
3) Kurze Abhandlung über den Metronom und dessen Anwendung, Mainz 1836. 
 
	        
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