Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
      
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Nonius. 
anlegen lässt; ist zwar das erstere, nicht aber das letztere der Fall, so muss 
man sich des Cirkels als Zwischeninstrument bedienen. Das beste Material fiir 
Maassstübe ist Platin oder, wenn sie durchsichtig sein sollen, Bergkrystall; alle 
anderen Stoffe, wie Holz, Stahl, Glas, Papier u. s. w. erfahren theils unregel- 
mássig schwankende, theils mit der Zeit stetig zunehmende Veränderungen, deren 
Ursachen die Abnutzung, die Ausdehnung durch. Wärme, die Aufnahme von 
Feuchtigkeit aus der Luft, die Durchbiegung und Krümmung u. s. w. sind; 
Maassstäbe aus solchen Stoffen sind also nur für Messungen von beschränkter 
Genauigkeit brauchbar. 
Die Herstellung der Theilung erfolgt mittelst der Theilmaschine; der 
wesentlichste Bestandtheil derselben ist eine Schraube feinster Art, Mikrometer- 
schraube. genannt. Da bei einer solchen Schraube der Umfang ein Vielfaches 
von der Hóhe eines Schraubenganges ist, und da man mittels einer Scheibe, 
die am Kopf der Schraube angebracht ist, noch Bruchtheile einer Umdrehung 
genau bewerkstelligen kann, so kann man die Spitze der Schraube um so kleine 
und so exakt bestimmte Strecken fortrücken lassen, wie dies auf direktem Wege 
bei weitem nicht möglich wäre. Mittels der Theilmaschine kann man auf diese 
Weise sehr genaue Theilungen auf Maassstäben herstellen. "Trotzdem ist es 
rathsam, den Maassstab noch nachtráglich zu calibriren, d. h. durch Vergleichung 
mit einem Normalmaassstab sich eine Tabelle herzustellen, welche für jede unter 
Benutzung jenes Maassstabes abgelesene Linge die anzubringende Correction 
angiebt. Man erreicht auf diese Weise einen hohen Grad von Genauigkeit. 
Dagegen gelangt man hinsichtlich der Grosse der einzelnen Theile bald zu einer 
durch das Material gebotenen unteren Grenze, wenigstens wenn es sich um 
Maassstábe handelt, welche mit blossem Auge oder mit der Lupe abgelesen werden 
sollen. Für mikroskopische Ablesungen kann man 50 und selbst noch mehr Theil- 
striche auf der Strecke von 1 Millim. anbringen; für Ablesungen 
mit Auge und Lupe geht man nicht über halbe Millimeter hinaus. 
£ . {——— Zur Messung kleinerer Bruchtheile dient alsdann ein sinnreicher, 
  
  
  
  
  
  
ds | an dem Maassstab angebrachter kleiner Hilfsmaassstab, der 
D © > 4 Nonius oder Vernier (nach dem angeblichen Erfinder NuNEz 
X 1566 resp. dem wahren Erfinder VERNIER 1631). Der Nonius 
d à lässt sich an. dem Hauptmaassstabe verschieben und enthält, 
— wenn er noch den zten Theil des kleinsten Intervalles des Haupt- 
—i máassstabes angeben soll, auf die Lánge von z— 1 (oder auch 
3 5 n + 1) Theilen des Hauptmassstabes z. Theile. Will man nun 
zd. eine Länge bestimmen, so liest man zunächst den Theilstrich 
= = des Hauptmassstabes ab, über welchen die Länge gerade noch 
r = hinaussteht; dann schiebt man den Nonius so, dass sein Null- 
= punkt mit dem Endpunkt der zu messenden Länge übereinstimmt, 
GES und untersucht, der wievielte Noniusstrich mit einem Striche des 
  
| Hauptmaassstabes genau zusammenfillt. Ist es dermte, so kommen 
zu den z ganzen Theilen des Hauptmaassstabes noch 7/7 hinzu, 
die ganze Linge ist also z 4- z;/z. In der Figur giebt die Haupt- 
theilung zzz, der Nonius zehntel zzz; die Ablesung ist: 145 zz 4- 0:6 zn — 14570 zum. 
Geschieht die Lángenmessung indirekt mit dem Zirkel, so kann man sich 
zu ähnlichem Zwecke des Reductionszirkels bedienen, einer Art Doppelzirkel, 
dessen Schenkel über den Drehpunkt hinaus rückwärts verlängert sind und hier 
ebenfalls in Spitzen auslaufen. Die Verlängerungen machen einen bestimmten 
Bruchtheil, z. B. 57 der eigentlichen Schenkellänge aus, so dass auch der Ab- 
(Ph.1) Nonius. 
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