Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

216 Aggregatzustünde. 
des ENckE'schen Kometen, haben sich bisher nicht bestätigt); die Frage, ob die 
Gravitation Zeit beanspruche; die Verschiedenheit der Schwere von Krystallen 
nach verschiedenen Richtungen; Beziehungen zwischen Wärme und Schwere, 
zwischen Elektricität und Schwere u. s. w.!) 
F. AUERBACH. 
Der allgemeinen Mechanik steht die specielle Mechanik gegenüber. In 
jener werden die Kórper als starr, d. h. als unveründerlich in Gestalt und 
Volumen betrachtet; in dieser handelt es sich grade um die Veränderungen der 
Gestalt und des Volumens, und die übrigen Veründerungen, d. h. die Gesammt- 
bewegungen im Raume, kommen nur in so weit in Betracht, als sie mit ersteren 
zusammenhüngen, resp. sie beeinflussen. In der speciellen Mechanik kann man 
nicht, wie in der allgemeinen, alle Kórper gemeinschaftlich behandeln, weil die 
Gesetze der Erscheinungen ganz verschieden werden, je nach dem Verhalten, 
welches der Korper bei Gestalts- oder Volumenänderungen zeigt. Die Ver- 
änderlichkeit der Gestalt heisst Deformabilität, diejenige des Volumens 
Compressibilität bezw. Dilatabilität, je nachdem es sich um eine Ver- 
kleinerung oder Vergrösserung. des Volumens handelt; dieselbe Bedeutung haben 
die Ausdrücke Zusammendrückbarkeit und Ausdehnbarkeit. Uebrigens ist diese 
Gegenüberstellung von Gestalts- und Volumenánderungen nicht so zu verstehen, 
als ob es sich um zwei stets getrennte Erscheinungen handelt; im Gegentheil, 
ein Vorgang wird im allgemeinen aus beiden sich zusammensetzen.?) Aber 
grade, weil dies letztere der Fall ist, ist für das allgemeine Verstündniss und die 
mathematische Darstellung der Erscheinungen die Zerlegung in Gestalts- und 
Volumenünderung von Vortheil; und zwar von um so grósserem, als, wie gesagt, 
das verschiedenartige Verhalten der Kórper den Vorgángen der einen und der 
l Die wichtigsten Theorieen der Gravitation sind die von: HuYGENs, Discours sur la 
cause de la pesanteur (1690), Neudruck, Lpz. 1887. — LESAGE, »Lucréze Newtonien«, Mém. Ac. 
Roy. Berlin 1784, pag. 404. — ZOLLNER, Wissensch. Abhandlungen, Bd. 1. und Prinz. e. 
elektrodyn. Theorie der Materie, Lpz. 1876. — SPILLER, d. Urkra:t des Weltalls, Berlin 1876. 
— v, DELLINGSHAUSEN, Grundz. e. Vibrationstheorie d. Natur, Reval 1872. — SCHRAMM, d. 
allg. Bewegung d. Materie u. s. w. Wien 1872. — FRITSCH (im Anschluss an HUYGENS), Th. 
d. NEw'TON'schen Gravitation, Progr. Realsch. Konigsb. 1874 u. 1886. — SECCHI, d. Einheit 
d. Naturkrüfte, deutsch v. SCHULZE, Leipz. 1876. — ISENKRAHE, d. Rithsel v. d. Schwerkraft, 
Braunschw. 1879. — RIEMANN, Werke hrg. v. WEBER, Leipz. 1876. — HELM, G. (im Anschluss 
an RIEMANN), Zeitschr. f. Math. u. Phys. 23, pag. 261 (1878). — S. TOLVER PRESTON, Wien. 
Ber. 87, pag. 795 (1883) u. Phil. Mag. (5) 15, pag. 30! (1881), sowie die daran anknüpfen- 
den Discussionen von BROWNE, LODGE, GRAY, ALLEN u. s. w. im Phil. Mag. (5) in versch. 
Bdn. — JAROLIMEK, Wien, Berl. 88, pag. 897 (1883). — OpsTRCIL, Wien. Ber. 89, pag. 485 
(1884). — Sir W. THOMSON, Trans. Roy. Soc. Edinburgh 1867 u. 1872. u. s. w. u. s. w. 
2) Auch soll hiermit nicht gesagt sein, dass diese beiden Arten von Vorgüngen stets durch 
zwei von einander unabhängige Constanten charakterisirt seien, was man, im Hinblick auf die 
beiden Elaticititsconstanten isotroper Kórper, im Augenblick vielleicht vermuten könnte. Die 
Zahl derselben ist vielmehr einerseits im allgemeinen grösser, andererseits kann sie sich auch 
ausnahmsweise auf eine herabmindern. Siehe z. B. SEYDLER, Unt. üb. versch. Formen d. Kraft- 
gesetzes, Abh. bóhm. Ak. (7) Bd. 1), pag. 27; ferner in englischen. Lehrbüchern. Näheres im 
Art. »Elasticität«, 
  
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