452 Capillarität.
hat nun aber auch die Materie, und dieser Gedanke hat Sir W. TnHowsox!)
zur Aufstellung der inzwischen von ihm und Andern weiter ausgebildeten
Theorie der Wirbelatome geführt. Hiernach ist die Materie in ihrer Mannig-
faltigkeit nicht eigentlich etwas Materielles, sondern sie ist mit ihren sámmt-
lichen. Eigenschaften das Resultat der Wirbelbewegung eines anderen Sub-
strates. Dieses Substrat ist nicht das, was wir im gewóhnlichen Sinne Materie
nennen, es ist vielmehr eine ideale Flüssigkeit und zwar eine aus Wirbelelementen
der verschiedensten Form und Bewegungsarten zusammengesetzte, und erst durch
diesen Bewegungszustand erhált sie die Eigenschaften und die Mannigfaltigkeiten,
welche wir an der Materie wahrnehmen; eine der ersteren ist die Masse, oder
allgemeiner die Gravitation, und die Erklärung, welche dieselbe hier findet, trifit
am meisten mit der Corpusculartheorie von LESAGE (vergl. pag. 209 u. f) zu-
sammen?). Die Wirbelelemente jener idealen Flüssigkeit heissen Wirbelatome,
und zwar mit mehr Recht als die Atome der Chemie, da die Unzerschneidbar-
keit der letzteren nur statuirt, die der ersteren aber verständlich gemacht wird
(s. ob.). Ein allgemeines Urtheil über die Tragweite der Wirbelhypothese ab-
zugeben, würe jedenfalls verfrüht; es muss Jedem überlassen werden, aus dem
Studium der betreffenden Literatur seinen Standpunkt zu gewinnen. Nur auf
zwei Vorzüge der "Theorie sei hingewiesen: erstens gestattet sie die Anwendung
der Mathematik stetiger Gróssen auf Kórper, die aus Atomen (nämlich Wirbel-
atomen) bestehen, und zweitens schafft sie die Voraussetzung für die Betrachtung
idealer, d. h. reibungsfreier Flüssigkeiten, wührend aut der Grundlage der kine-
tischen Atomistik, in Anbetracht der z. Th. schiefen Stósse der Atome resp.
Molekeln solche nicht móglich sind. F. AUERBACH.
Capillaritàt.
I Geschichtliches.
Die Erscheinung, dass Flüssigkeiten in porósen Kórpern, speciell in engen
Kanälchen, wie sie durch einen Docht gebildet werden, aufsteigen, ist selbst-
redend lange bekannt gewesen?) Die ersten messenden Versuche unter ein-
fachen Bedingungen scheinen von JuniN?) herzurühren. Er fand, dass die Steig-
hóhe in runden Glasróhren umgekehrt proportional dem Róbrendurchmesser ist;
von ihm rühren ferner die bekannten Versuche, dass in zusammengesetzten
Róhren von verschiedener Weite die Steighóhe nur abhángig ist von dem Durch-
messer der Meniskusstelle.
An die JuniN'schen Beobachtungen schliessen sich die ersten Versuche einer
1) Sir W. THoMsoN, Proc. R. Soc. Edinb. 6, pag. 94. 1867; Phil. Mag. (4) 34. — RAN-
KINE, Trans. R. Soc. Edinb. 25, pag. 557. 1869.
2) Eine andere, physikalisch brauchbare Erklärung giebt Hicks, Proc. Cambr. Phil. Soc.
1879, pag. 283.
3) Vergl. über die Beobachtungen von ca. 1600 an und die ersten Erkldarungsversuche,
welche einen geringeren Luftdruck im Inneren des Rohres annehmen, GEHLER, Physik. Worter-
buch, IL Bd. Capillaritit. Ferner eine Notiz von POGGENDORFF in seinen Ann. Bd. ror,
pag. 551, wonach LEONARDO DA ViNCI Entdecker der Capillaritit sei.
4) JuriN, Phil. Trans. 30, No. 355, 363, 759, 1083.
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