Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

488 Capillarität. 
die unterhalb letzterer gelegene Flüssigkeit eine Kraft aus, die als X, bezeichnet 
werde. Da 7 im Gleichgewicht, so ist X + &,— 0, K,— — K,. Und da dies 
für alle Punkte 7 gilt, so ist auch XA,— — 3E, 3X ist aber die früher als 
K bezeichnete Grósse. 
Dies sind die LaAPLACE'schen Betrachtungen, wie sie in den Lehrbüchern in 
etwas anderer Form reproducirt zu werden pflegen. Man bemerkt, dass die 
Flüssigkeit als homogen angenommen ist. Hätte sie eine mit dem Abstand vom 
Niveau sich ändernde Dichte, so wird im ersten Beweis die Dichte im Canal 
Or eine andere sein als im Canal »S und damit auch die anziehende Kraft 
anders ausfallen. — Das ist derjenige Punkt, wo PorssoN eine Erweiterung hat 
eintreten lassen. 
40) Ob die Grósse Æ thatsächlich existire, lässt sich direkt nicht ent- 
scheiden. Man kónnte versucht sein, auf dem folgenden indirekten Weg darüber 
ins Klare zu kommen. Da 4 die Wirkung eines Meniskus, der zwischen einer 
Ebene und einer Kugel vom Radius 1 gelegen ist, auf den Flüssigkeitskanal 
misst; X die Wirkung der ganzen unterhalb der Ebene gelegenen Masse, so 
sollten X und Z/ bei allen Flüssigkeiten (sofern sie, wie LaPLACE annimmt, 
den Raum als continuirlich erfüllend gedacht werden dürfen) in einem constanten 
Verháltniss stehen. Nun ergiebt die Beobachtung, wenn man drei Flüssigkeiten 
1, 9 und 3 übereinander hat (z. B. Luft, Oel, Wasser), dass nicht 
H,,— H,2 + Has 
wie alle Theorien verlangen, sondern dass gewôhnlich 
A, 3 > Hyg Hy; 
Dem entsprechend sollte auch 
K,3 > K,9+ Kg 
sein, d. h. wenn man in einer Capillarrôhre Wasser aufsteigen und dann auf 
dem allgemeinen Niveau sich Oel ausbreiten lässt, so sollte die Steighóhe 
sich ändern!); noch empfindlicher ist die folgende Anordnung: ein mit 
Luft gefüllter Kolben trägt einen durchbohrten Kork und in diesem eine recht- 
winklig gebogene Glasröhre, deren einer Schenkel horizontal verläuft. Man taucht 
den Kolben in ein Gefäss voll Wasser und sorgt dafür, dass ein Wassermeniskus 
im horizontalen Glasrohr steht. Lässt man nun auf der Oberfläche sich Oel aus- 
breiten, so sollte der Meniskus seine Stelle ändern. Man beobachtet nie bei 
derartigen Versuchen einen positiven Erfolg und da Æ ausserordentlich viel 
grösser als /7 ist, so darf man mit Bestimmtheit schliessen, entweder, dass /7 
und K gar nicht proportional sind?) oder, was noch unabhängig davon folgt, 
dass jedenfalls nicht als ein innerhalb der Flüssigkeit nachweisbarer Druck 
existirt?). 
In der That wird in einer unendlich ausgedehnten ebenen Flüssigkeitsmasse 
der Effekt der gegenseitigen Anziehung der Theilchen nur der sein, dass in 
der Nähe der Oberfläche die Flüssigkeitstheilchen sich zu nähern streben 
und, sofern sie comprimirbar ist, daselbst eine dichtere sehr diinne Oberflächen- 
schicht bilden. In einer sehr kleinen Entfernung von der Oberfliche bleiben 
1) QUINKE, PoGG. Ann. 1870. — RILEY, Phil. Mag. (5) 15. 1883. 
2) Vergl. darüber RAYLEIGH, Phil. Mag. (5) 16, 1883. — EXNER’s Repertorium 20. 1884. 
3) Vergl. auch WORTHINGTON, Phil. Mag. (5) 16. 1883. — FXNER’s Rep. |. c. 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
      
  
   
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