Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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schaftliche Zwecke meist allein brauchbar; letztere finden in der Technik und 
in solchen Fällen Anwendung, in denen sich die Benutzung hydrostatischer Druck- 
messer aus äusseren Gründen verbietet. Der allgemeinere Begriff ist der des 
Manometers, ein Specialbegriff, auf die Messung des Druckes der Atmosphäre 
bezüglich, ist das Barometer. Dieser Name ist deshalb nicht glücklich gewählt, 
weil er eine falsche Auffassung zulässt oder gar nahelegt, die Auffassung nämlich, 
als ob das Barometer das Gewicht der auf ihm lastenden atmosphärischen Luft- 
säule messe. In Wahrheit misst es die Spannkraft derjenigen Luft, welche es 
unmittelbar umgiebt; und wenn diese Spannkraft auch, in Anbetracht der grossen 
Höhe der Atmosphäre, in erster Linie von dem Luftgewicht, das sie zu tragen 
hat, bedingt wird, so wirken doch auch zahlreiche andere Einflüsse, namentlich 
Bewegungsvorgänge mit, und sie können unter Umständen recht erheblich 
werden. 
Leerer Raum. Die Erfindungsgeschichte des Barometers hat ein doppeltes 
Interesse, nämlich ein theoretisches, auf die allgemeine Naturanschauung bezüg- 
liches, und. ein praktisches, insofern es sich um einen der wichtigsten Mess- 
apparate der Physik und Meteorologie dabei handelte. Bei der Herstellung des 
Barometers wurde nämlich zum ersten Mal ein luftleerer Raum erzeugt und da- 
mit eine der der Entwickelung der Physik schädlichsten metaphysischen Vor- 
stellungen, der sog. Horror vacui beseitigt!). Wie tief eingewurzelt diese Vor- 
stellung war, ergiebt sich am deutlichsten aus dem Verhalten GaALILEI'S, also eines 
Mannes, der mit zahllosen Vorurtheilen seiner Zeit aufgeräumt hat. Dieser war 
Zeuge der Entstehung eines Vacuums in einem besonders tiefen Brunnen; aber 
er schloss daraus nur, dass der error vacui nicht unbegrenzt, sondern von be- 
stimmtem Zahlenwerthe sei?); und der Horror vacui fiel erst, als sich zeigte, 
dass er, wenn er existirte, je nach dem Orte der Beobachtung, der Witterung 
ws. w. einen verschiedenen Werth haben müsste, was doch selbst seinen zéhesten 
Anhängern nicht mehr einleuchtete. 
Luftdruck und Barometer. Der unbestrittene Entdecker des Luftdruckes 
und Erfinder des Barometers ist TORRICELLI; er hatte einerseits den gliicklichen 
Gedanken, den vermeintlichen Horror vacui, statt durch eine Wassersäule, wie 
GaLILEI durch eine andere Flüssigkeit, námlich Quecksilber zu messen, und er 
erkannte andererseits, dass die Luft, da sie ein Gewicht habe (dies wusste schon 
GALILEI), auch Druck ausüben müsse; und indem er jenen Versuch mit dieser 
Erkenntniss in Zusammenhang brachte, setzte er an die Stelle des Horror vacui 
den Luftdruck. Der ToRRicELLIsche Versuch, der übrigens zuerst nach 
seinen Angaben von seinem Schüler ViviaNr ausgeführt wurde?) wird am besten 
in der Weise wiederholt, dass man nach einander eine meterlange und eine 
halb so lange, einerseits zugeschmolzene Glasróhre mit Quecksilber füllt, alle 
Luft sorgfältig entfernt, am offenen Ende mit dem Finger schliesst, mit diesem 
1) Auch heutzutage haben sich manche Physiker von derartigen metaphysischen Vorstellungen 
noch nicht zu befreien vermocht, und das jetzige allgemeine Urtheil über den Horror vacui ist 
eine Mahnung an alle die, welche z. B. die Gravitation als die Ursache gewisser Bewegungen 
auffassen, wührend sie doch nur ein sprachliches und anschauliches Hilfsmittel zur Darstellung 
jener Bewegungen ist. 
2) GALILEI, Discorsi e Dimostrazioni matematiche. Leyden 1638. Deutsche Ausgabe v. 
A. v. OETTINGEN, in OSTWALD’s »Klassikern d. exakten Wissensch.«, No. rr, Lpz. 1890. 
3) TORRICELLI hat seine Entdeckung und Versuche nur in Briefen an Freunde mitgetheilt, 
die später in die Ausgabe seiner Werke aufgenommen worden sind. 
   
    
   
    
   
  
   
    
  
  
  
  
   
  
  
  
    
   
   
   
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
   
    
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
     
  
  
  
   
	        
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