Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

564 Aerodynamik. 
Sowohl für die Windrichtung, als für die Windgeschwindigkeit besitzt man gegen- 
wärtig auch registrirende Apparate, Anemographen, unter denen die von 
BECKLEY-CASELLA und Harpv die verbreitetsten, der von SIEMENS!) der neueste 
ist. Zur Messung des Winddrucks dient am einfachsten die WiLn'sche Win d- 
platte, die mit der Windfahne so verbunden ist, dass sie stets dem Winde die 
volle Fläche darbietet, durch den Winddruck aber um ihre obere Kante gedreht 
und somit mehr oder weniger geneigt werden kann; an einem getheilten Bogen 
liesst man den Winddruck ab. Geschwindigkeit und Druck des Windes stehen 
offenbar in eindeutiger Beziehung zu einander, und die neueste bezügliche Formel, 
die von FERREL?) lautet, wenn 4 und £ Luftdruck und Temperatur und 6, mittleren 
Luftdruck bedeutet: 
0:0026987? à 
  
10002 5, 
also z. B. für à = 6, = 760 mm und 7 — 15?:.P— 000255 7?; indessen ist dieses 
Problem noch nicht als endgilüg gelóst anzusehen. 
Empirisch hat man für eine Windplatte von den günstigsten Dimensionen, 
nümlich 30 cz Làünge, 15 c Breite und 250 g» Gewicht folgende entsprechende 
Werthe ermittelt: 
Windgeschwindigk. in m/se 1 2 3 4 6 8 10 12 là 
Neigungswinkel . . . . 20° 7-0° 14:0? 22:8? 49:3? 62-0° 69-9° 74:2° 77:0°. 
Betriebe durch Gasdruck. Die wichtigsten, resp. historisch interessan- 
testen sind: 1) Die Gaskraftmaschine (Druck durch Explosion resp. Verbrennung 
eines Gemisches von Leuchtgas und Luft erzeugt). 2) Atmosphärische Eisenbahn. 
3) Rohrpost (bei beiden Bewegung eines Kolbens durch comprimirte Luft). 
4) Druckluftvertheilung. 5) Windmiihlen und andere Anemomotoren. 
Aerodynamik, 
Ausströmen der Gase. Der Ausgangspunkt ist ganz derselbe wie bei 
Flüssigkeiten (pag. 404); nur ist hier ? nicht von p unabhängig, vielmehr besteht 
zwischen ihnen eine Beziehung, die am einfachsten, nämlich = a?p, wird, wenn 
die Temperatur sich soweit ausgleichen kann, dass sie überall dieselbe ist, was 
bei langsamerem Ausströmen der Fall sein wird. An die Stelle des dortigen 
: : : ; d 
Gliedes 2/9 in Gleichung (3) tritt also Je log p. Dafür kann man hier 
die Wirkung der Schwere gänzlich vernachlässigen und erhält für stationären 
Bewegungszustand die der dortigen Gleichung (4)*) entsprechende Gleichung 
für die Ausflussgeschwindigkeit (in m): 
und die Ausflussmenge 
p 1 
ts "n s 
Mee aepo oen iua 
wo 2,4,0, für das Gefäss, p'g'p' für den Gasstrahl im contrahirten Querschnitt 
(pag. 407) gelten, og! sich auf 0? und 760 zzz Druck bezieht und 7 die Tempe- 
f) W. SIEMENS, s. A. KÓPSEL, Z. f. Instr. K. 1887, pag. 14. 
7) FERREL, Amer. Met. J. 1887, pag. 173. 
3) Daselbst muss 7? statt v, gelesen werden. 
   
  
     
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
  
   
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