Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

    
  
  
  
  
740 Transversalschwingungen tönender Körper. 
spanntem Zustand in allen ihren Theilen gleichartig ist. Denn einmal ist ja das 
Material, aus welchem man Membranen macht: thierische Felle, thierische Blasen, 
Papiersorten und Kautschuk, von vornherein mehr oder weniger unregelmässig. 
Sodann aber, eine solche Regelmässigkeit auch zugegeben, wird diese während 
des Aufziehens mehr oder weniger verloren gehen. Hierbei muss nämlich, wenn 
wir vom Kautschuk absehen, der betreffende Körper vorher nass gemacht werden: 
nach dem Aufziehen verschwindet die Feuchtigkeit und da diese von vornherein 
nicht gleichmässig vertheilt sein konnte, so kommen bestimmte Partien der 
Membran auch später wie andere zum Trocknen, womit nothwendig dıe Theil- 
chen dieser Partien schliesslich in weitere Abstände von einander kommen wie 
auf den Stellen, die früher trocken wurden. 
Ein anderer Umstand betrifft die Unmöglichkeit, einer Membran eine be- 
stimmte, durch Gewichte auszudrückende Spannung zu geben. Man hat es 
daher mit einem Körper zu thun, der zwar durch Spannung elastisch wird, dessen 
Spannung man aber nicht messen kann und nur als eine grössere oder geringere 
zu erkennen und einzutheilen vermag. Bei den theoretischen Untersuchungen 
und den aus ihnen hervorgehenden Formeln für die Schwingungszahl wird des- 
halb die Spannung P zweifelsohne vorkommen müssen, ohne dass man. vermag, 
experimentell sie zu bestimmen und beliebig zu verändern. 
Was nun die Art der äusseren Begrenzung der Membranen anlangt, so kann 
diese ebenso wie bei Scheiben unendlich mannigfach sein. Man beschränkte 
sich bis jetzt aber auf eine rektanguläre, quadratische, kreisrunde und 
wohl auch elliptische Begrenzung. Hierbei wird vorausgesetzt, dass die Mem- 
branen über einen Rahmen, einen Kasten oder ein Glasgefäss gespannt wurden, 
so dass schliesslich die äusseren Contouren der Membranen als fest zu betrachten 
sind. Nicht ohne Interesse und Bedeutung ist aber auch eine Umgrenzung, wobei 
eine Membran nach einer Seite hin frei wird. Man denke sich z. B. eine 
aufgezogene kreisförmige Membran, welche hernach in der Richtung eines Dia- 
meters durchgeschnitten wird: Eine solche Hälfte der Membran würde dann auf 
der Länge eines Halbkreises fest und längs ihres Durchmessers mit einem freien 
Rande schwingen, 
Die Art der Schwingungserregung bei Membranen kann eine sehr verschiedene 
sein. Das einfachste Mittel ist, sie mit einem Klöpfelchen oder Hämmerchen 
anzuschlagen: eine Methode, die zunächst in der praktischen Musik die alleinige 
bildet, aber auch bei akustischen Versuchen, namentlich wenn es sich nur um 
die Grundschwingung handelt, sehr brauchbar ist. In dieser letzteren Beziehung 
kann man, falls die Membran über einen Rahmen gespannt ist, auch durch 
Klopfen auf diesen Rahmen schon diese Membran zum Schwingen bringen. Ein 
anhaltendes Tönen kommt auf diese Manier nicht heraus und unterscheiden sich 
die Membranen hierdurch wesentlich von den tongebenden Körpern, die wir bis 
jetzt betrachtet haben: Ein Stab, eine Saite, eine CHLADNI’sche Scheibe, sie tónen, 
einmal angeschlagen, längere Zeit nach und wissen wir dies ja namentlich von 
den Glocken und Stimmgabeln. Der Grund für diese Verschiedenheit liegt in 
der molekularen Beschaffenheit der Membranen und nicht zunächst etwa in der 
geringen Masse. Ebenso nämlich wie eine Bleiplatte, eine Gypsplatte, eine Platte 
aus Papiermache, nachdem sie angeschlagen wurde, nicht nachtönt, ist dies auch 
bei der Membran der Fall. Sie ist ein Körper, bei dem das innere Gefüge 
durchaus nicht so regelmässig wie bei andern Körpern ist, vielmehr durchsetzen 
die Masse der Membran zahllose Risse und Röhrchen, so dass das Ganze nicht 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
     
  
  
  
    
  
  
    
  
  
  
   
    
   
      
  
  
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