Einfluss von Medium, Stärke, Farbe. II
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes weniger als 0:0000012 des Werthes,
oder weniger als 0-4 £m, wenn die Intensität auf den 250 fachen Betrag wächst.
Zweitens könnte die Farbe, also die Wellenlänge des Lichts seine
Fortpflanzungsgeschwindigkeit beeinflussen, wie dies ja für Flüssigkeiten zweifel-
los und auch direkt von MICHELSON nachgewiesen ist (rothes Licht im Verhält-
niss zu blauem im Wasser 14% schneller, Licht von der Wellenlänge zwischen
C und D im Schwefelkohlenstoff 2:5% schneller als solches zwischen à und Æ#,
beides in Einklang mit den zu erwartenden Zahlen). Jedoch liegt für Luft nur
eine Untersuchungsreihe von Young und Forgzes‘) vor, bei denen sich im Durch-
schnitt das blaue Licht um 1:89 schneller fortpflanzte als das rothe. Für die
Richtigkeit dieses Resultats führen die Verfasser an: 1) dass bei ihren oben
unter 4) erwähnten Versuchen das an Helligkeit zunehmende Bild rôthlich, das
abnehmende bläulich erschien; 2) dass einige veränderliche Sterne anfangs blau,
dann gelb, endlich roth erscheinen; 3) dass bei den Versuchen von CorNU, MICHEL-
son und ihnen selbst J/ desto grösser sich ergab, je mehr brechbare Strahlen
die Lichtquelle enthielt. Gegen das Resultat sprechen aber gewichtigere und
nicht minder zahlreiche Gründe, die besonders von Lord RAYIEIGH?), MACAULAY”),
Sir W. THOMSON#) und NEwCOMB5) hervorgehoben worden sind. Letzterer z. B.
hätte, auch schon bei einem viel geringeren Einfluss der Wellenlänge, farbige
Ränder an seinem Spaltbild beobachten müssen, was nicht der Fall war. Tem-
poräre Sterne müssten zuerst blau erscheinen und dann roth, was sich an dem-
jenigen in der Corona von 1866 nicht bestätigte, Optisch-theoretische Einwände
liegen ebenfalls auf der Hand. Endlich macht Lord RAYLEIGH auf einen Punkt
aufmerksam, der auch an sich von wesentlichem Interesse ist. Man hat nämlich bei
jeder Wellenbewegung zwischen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit dereinzelnen
Welle (7) und derjenigen eines durch seine eigenthümliche Beschaffenheit
charakterisirten. Wellenzuges (U) zu unterscheiden, wie sich denn z. B. bei
Wasserwellen schon in dem Umstande, dass vorn Wellen verschwinden, hinten
solche auftauchen, augenfällig zu erkennen giebt, dass die Geschwindigkeit des
Wellenzuges kleiner als die der einzelnen Wellen ist. Bedeutet £ die reciproke
Wellenlänge, so ist allgemein
d (& V)
d£
sodass nur, wenn V von % unabhängig ist, U= V wird. RAYLEIGH zeigt nun,
dass die Fizeau'sche Methode U, die FoucauLT’sche dagegen (ohne Rücksicht
auf eine gewisse Fehlerquelle, die sich schwer in Rechnung ziehen lässt) weder
V noch U, sondern die Grösse V?/U liefert, sodass man event. durch Combina-
tion beider Methoden U und V selbst finden könnte. Nach SCHUSTER®) geben
die FoucAuLT'schen Versuche einen noch anderen Werth, nämlich /?/(2 7 — U),
und man müsste, um //U zu bestimmen, statt des festen Spiegels einen beweg-
lichen anwenden, der mit der doppelten Geschwindigkeit des ersten rotirte.
Gees?) endiich meint — und SCHUSTER giebt ihm nachtriglich Recht — dass das
=
1) Younc und FonBEs, Proc R. Soc. 32, pag. 247. 1881. — Trans. R. Soc. 1882 (1),
pag. 231.
?) Lord RAvLEIGH, Nature 24, pag. 382; 25, pag. 52. 1881.
3) MACAULAY, Nature 24, pag. 556. 1881.
4) Sir W. THOMSON, s. ForBES, Nature 26, pag. 465. 1882.
5) NEWCOMB, a. a. O.
6) ScHUSTER, Nature 33, pag. 439- 1886.
7 Gees, Nature 33, pag. 582. 1886.