14 Geometrische Optik.
Lichtes beim schiefen Durchgang durch eine planparallele Platte untersuchte. Da
diese Drehung vom Brechungsexponenten abhängt, also von der Lichtgeschwindig-
keit, muss sie verschieden ausfallen, je nachdem das durchfallende Licht mit der
Erde oder gegen diese sich bewegt. Die Beobachtungen ergaben in der That
die Drehung stets grösser, wenn um die Mittagszeit der Apparat gegen Westen
als wenn er gegen Osten gerichtet war, und die Zahlen stimmten mit dem nach
der FmzEsNEL'schen Annahme zu erwartenden nahezu überein.
Hiernach besteht ein Widerspruch zwischen FizEAU's und MiCHELSON's Re-
sultaten, insofern nach jenen der Aether fast gar nicht, nach diesen fast voll-
ständig mit der Erde fortschreitet, und es muss diese Frage daher noch für offen
gelten.
Schliesslich sei auf die zahlreichen theoretischen: Diskussionen hingewiesen,
welche diese Frage theils an sich, theils hinsichtlich ihrer Folgen für die Theorie
der Aberration des Lichtes, der Bewegung des Sonnensystems durch den Welt-
raum u. s. W. hervorgerufen hat!) F. AUERBACH.
Geometrische Optik.
Einleitung.
Die Gesammtheit der uns bekannten Erscheinungen des Lichts hat zu der
Annahme geführt, dass das Licht in transversalen Schwingungen eines sehr feinen,
sehr elastischen und überall verbreiteten Mediums, des sogen. Lichtáthers be-
stehe. Auf Grund dieser Vorstelluag gelingt es, von den meisten Erscheinungen
des Lichts ziemlich vollständig Rechenschaft zu geben.
Es giebt aber ein grosses Gebiet von Lichterscheinungen — und darunter
befinden sich gerade solche in grosser Zahl, welche sich im gewöhnlichen Leben
am häufigsten darbieten, und eine weitgende praktische Anwendung gefunden
haben — die in ihrem wesentlichen Theile nicht von der genannten näheren
Natur des Lichts abhängen, sondern die auf gewissen allgemeineren Eigen-
schaften der Lichtbewegung beruhen, — Eigenschaften, die an sich sehr einfach
sind und die auch für sich, ohne Berücksichtigung, ja selbst ohne Kenntniss der
1) SToxEs, Phil. Mag. (3) 27, pag. 9. 1846 u. s. w. (Nachweis, dass die Fortpflanzung
des aus dem Weltraume kommenden Lichts in der Atmosphäre krummlinig werden muss, und
somit die gewöhnliche Erklärung der Aberration nicht mehr gilt.) — CHALLIS, ebenda, pag. 321.
(Einwände dagegen, die STOKES widerlegt.)
FAvE, Compt. rend. 49, pag. 870. (Einwünde gegen FIZEAU.) — TESSAN, ebenda, pag. 980.
(Widerlegung derselben). —
'S. ToLvER PRESTON, Nat. I9, pag. 178. 1879. (Ohne Kenntniss der Thatsachen und der
Literatur geschrieben.)
KLINKERFUEs, Versuche üb. d. Bew. d. Erde u. d. Sonne im Aether, Gótt. Nachr. 1870,
pag. 226. (Von KETTELER in der oben citirten Abh. z. Thl. widerlegt.)
VELTMANN, PoGG. Aun. 150, pag. 497. 1870. (Ueber die FnESNEU'sche Hypothese.)
PuscHL, Wien. Ber. (2) 68, pag. 446. 1874. — Rep. d. Phys. 10, pag. 171. 1874. (Ersatz
der Mitbewegung des Aethers durch die Bewegung der Kórpermolekeln, wobei nahezu ebenfalls
die FRESNEL'sche Beziehung herauskommt).
Gouy, Ann. Chim. Phys. (6) 16, pag. 262. 1889. (Allgem. Ableitung der Gleichung für
Lichtstrahlen u. s. w.)