Lupe. Wichtigste Constructionsformen, 227
5) Man hat früher einfache Mikroskope von erheblich kürzerer Brennweite
und entsprechend stärkerer Vergrösserung hergestellt, als die oben aufgeführten
besitzen. Die Anwendung einer einzigen Linse zu diesem Zwecke verbot sich
natürlich bald von selbst; denn eine solche würde schon bei mittleren Ver-
grösserungen einen sehr kurzen Krümmungsradius erhalten müssen (z. B. bei
500 facher linearer Vergrösserung und planconvexer Form wäre, Crownglas vom
Brechungsexponenten 1:5 als Material vorausgesetzt, » — 0:25 zs). Dadurch wire
einerseits die áusserste mógliche Oeffnung der Linse ebenfalls auf sehr geringe
Betráge herabgedrückt (der Durchmesser einer vollständigen Halbkugel im obigen
Falle — 27 — 0:5 mm) also die Lichtstärke eine entsprechend geringe. Andrer-
seits führt eine solche Halbkugel oder — was man auch vorgeschlagen und be-
nutzt hat — Vollkugel (Glasperle), bis an ihren Aequator benützt, so starke
Aberrationen herbei, dass von einer Strahlenvereinigung und einem optischen
Bilde überhaupt kaum noch die Rede sein kann. Man muss die freie Oeffnung
einer solchen Linse also erheblich vermindern, auf 1 bis 4!, ihres Maximal-
betrages, und verliert proportional dieser Reduction an Unterscheidungsvermögen,
im quadratischen Verhältnisse mit ihr an Lichtstärke. Man hat daher nach einigen
misslungenen Versuchen, die genannten Uebelstände durch Anwendung von hoch-
brechenden Substanzen (Edelsteinen bezw. Flüssigkeiten BREWSTER 1819, GORING
und PRITCHARD 1824) zu vermindern nach dem Vorschlag von EULER!), J. HERSCHEL?)
und namentlich von WOLLASTONS) zwei, später auch drei Linsen zu einem sogen.
Dublet bezw. Triplet zusammengesetzt. Durch die Vertheilung der |
Krümmung auf mehrere Flächen werden die Aberrationen gemäss
dem pag. ı10 Ausgeführten erheblich vermindert. Fig. 369 stellt ein
solches Dublet von 2 zzz Brennweite in 4facher Grósse dar (von Zxiss),
wie es noch in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts vielfach gebraucht
wurde. Der grösste Theil der mikroskopischen Untersuchungen bis (Ph. 369.)
zur Mitte dieses Jahrhunderts wurde mit derartigen Systemen ausgeführt, bei
denen Vergrósserungen bis zu 200 noch ziemlich vortheilhaft erreichbar waren *). .
Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der Objektabstánde und
des Gesichtsfelds der oben genannten Lupen bei verschiedenen Brennweiten
bezw. Vergrösserungen.
Constructionstypus Lineare | Focalabstand | Objektseitiges
x 3 ij | Vergrósserung | mm Gesichtsfeld 72m
Einfache Linse, planconvex . | 6 40 bis cat um
| brauchbar
WirsoN'sche Lupe . | 10 12—14 | 14
| 6 94 18
SrEINHEIL'sche Lupen | 10 20 10
| 20 10 2:5
d aus | 6 32 3
Achromatisirte BREWSTER’sche Lupen | 10 12 15
BRÜCKE'sche Lupe . | 6 | 70 | T
f | 17 13 | 4
Düblets von Zkss . 0, 5,0 LH, | 34 5 2
| © 35 | 19
I) Mém. Acad. Berlin 20, pag. 105. 1764. .
?) Phil. Trans. 1821, pag. 246.
3) Phil. trans. 1829, pag. 9; Pocc. Ann. 16. pag. 176. 1829.
4) Niheres über diese und die Entwickelungsgeschichte des einfachen Mikroskops tber-
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