Mikroskop. Beleuchtungsvorrichtungen. Literatur. Fernrohr. 263
von ABBE bearbeitete) Aufl. Braunschweig 1882. Auszug hieraus: Dess. Verf. Grundz. d. allg.
Mikroskopie. ibid. 1885.
W. CARPENTER. The microscope and its revelations, insbesondere die neueste (7-) von
H. W. DALLINGER besorgte Aufl. dieses Werks, London 1891.
H. vAN HEURCK. Le Microscope. 4. ed. Anvers 1891. Engl. Uebers, London 1893.
Als sehr brauchbare kürzere Darstellung ist empfehlenswerth E, GiLTAY Inleiding tot het gebruik
van den Microscoop. Leiden 1885.
II. Das Fernrohr.
Für die Beobachtung von Objekten, welche sehr entfernt sind, wäre an sich
die Anwendung eines »Teleskopischen Systems« in dem von uns früher ge-
brauchten Sinne dieses Ausdruckes nicht unbedingt nöthig. Man kann Bilder
sehr entfernter Gegenstände mittelst eines Projections-Systems entweder
reell auf einen Schirm projiciren oder auch subjektiv beobachten — letzteres in-
dem man sich mit dem Auge in der Richtung der Lichtbewegung anf der Axe
um die Weite des deutlichen Sehens vom Bilde entfernt.
Die Benützung der Projectionssysteme in der zuerst gedachten Weise liegt
durchaus im Rahmen von deren sonstiger Anwendung und bedarf daher
keiner weiteren Erörterung. Der Gebrauch von Projectionssystemen für die 'sub-
jektive Beobachtung aber würde, wenn selbst in jenen Systemen keine andere
Abblendung vorgesehen wáüre als die durch die Linsenränder gegebene, eine Art
des Strahlenganges herbeiführen, welche gerade die umgekehrte wäre von der-
jenigen in einer Lupe für ein fernsichtiges Auge. Man hat sich also, um diesen
Fall veranschaulicht zu erhalten, in Fig. 360, pag. 222, nur die Bedeutung der
Objekt- und Bildseite vertauscht zu denken und die Büschel auf der Objektseite
telecentrisch, parallelstrahlig, statt convergent vorzustellen. Fine leichte Ueberlegung
zeigt, wie ungünstig die Verhältnisse bei einer derartigen Benützung des Systems
sowohl für die Grósse der wirksamen Oeftnung als für die des Sehfeldes werden).
Will man aber, dass das System von unendlich entfernten Objekten auch
beliebig entfernte Bilder entwerfe, d. h. dass es ein teleskopisches sei, so ist
damit die Zusammensetzung aus zwei getrennten Bestandtheilen, welche mit
ihren einander zugewandten Brennpunkten coincidiren, ohne weiteres gegeben.?)
Die Vortheile, welche die Zusammensetzung aus zwei Partialsystemen mit sich
bringt — und welche zum "Theil dieselben sind wie beim zusammengesetzten
Mikroskop, zum Theil bald unter dem besonderen sich hier darbietenden Ge-
sichtspunkt Erörterung finden werden — sind daher dem Teleskop von vorn-
herein und so zu sagen unwillkürlich zu Theil geworden.
Die Fundamentalwirkung eines teleskopischen Systems, die angulare Ver-
grósserung, fanden wir (pag. 62) für alle Punkte der Axe constant
!) Erstere wird, unabhängig von der Oeffnung des Objektivs, so viel mal grósser als die Augen-
pupille wie die Brennweite des Systems die Weite des deutlichen Sehens (Abstand des Auges
vom Bild) übertrifft. Letzteres umgekehrt wird abhängig von der Grösse der Objektivöffnung,
nämlich für die Hauptstrahlen das halbe angulare Sehfeld im Bild gleich dem Verhältniss von
halber Objektivöffnung und Abstand des Auges vom Objektiv, Die angulare Vergrösserung end-
lich wird gleich dem Verháltniss der Objektivbrennweite zur Sehweite.
7) Durch Zusammensetzung aus zwei einfachen Dioptern, d. h. einer einzigen entsprechend
dicken Linse von passenden Krümmungen lüsst sich zwar auch ein teleskopisches System her-
stellen; ein derartiges würde aber offenbar solche Beengungen im Gebrauch und für die Er-
zielung weiterer besonderer Eigenschaften mit sich bringen, dass es wohl mehr der Curiositát
halber in früherer Zeit von DESCARTES vorgeschlagen worden ist, aber weder damals noch spáter
Beachtung gefunden hat und zu finden verdiente.