Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
Scintilloskope und Scintillometer. 
Schirm bringt und das Ocular einschiebt. Das Bild des Sterns nimmt dann die 
lineare Gestalt an, doch verursacht die Scintillation wellenfórmige Verbiegungen 
des linearen Bildes, welche sich mit grósserer oder geringerer Schnelligkeit fort. 
bewegen; bei langsamer Bewegung gleicht das Bild des Sterns einer kriechenden 
Raupe. Zàühlt man in einem gegebenen Momente die vorhandenen Wellenberge 
und Thäler, so erhält man unter Berücksichtigung der Grósse der Objectivóffnung 
eine Vorstellung von der Grôsse der Erstreckungen der Aus- und Einbiegungen 
der einfallenden Lichtwellenflächen, längs diesen Flächen selbst gemessen. 
Sechstens wird jedes Fernrohr mit grosser Oeffnung zu einem Scintillometer, so- 
fern mittelst desselben der Radius des Scintillationszerstreuungskreises gemessen 
werden kann. MONTIGNY beobachtete zuerst die scintillirenden Sterne mittelst 
eines Spectroskopes. Man erhilt durch dieses siebente Scintillometer ein lineares 
Spectrum, und kann die Veründerungen des Sternbildes fiir die einzelnen 
homogenen Farben getrennt beobachten. Spáter hat Worr durch Hinzufügung 
einer Cylinderlinse dem Spectrum eine zweite Dimension gegeben. 
Die Erscheinungen der Scintillation lassen sich leicht nachahmen. Betrachtet 
man entfernte Gegenstinde durch eine Fensterglastafel und bewegt hierbei das 
Auge parallel mit dem Umrisse des betrachteten Gegenstandes, so wird man die 
fortschreitende Wellenbewegung wahrnehmen. Die unregelmässigen Ablenkungen 
der Strahlen beim Durchgange durch die Glastafel vertreten hier die in der Atmo- 
sphüre vor sich gehenden, und die relative Bewegung der Glastafel jene des 
Windes. Concentrirt man die vom Heliostatenspiegel kommenden Sonnenstrahlen 
in einem Punkte, lässt den von diesem Punkte kommenden Strahlenkegel in 
einer Entfernung von einigen Metern durch eine Fensterglastafel treten und in 
einer weiteren, eben so grossen Entfernung auf eine weisse Wand fallen, so er- 
scheint die letztere nicht gleichmássig erhellt, sondern mit intensiv hellen und 
dunklen Flecken bedeckt. Bewegt man die Glastafel in der eigenen Ebene, so 
bewegen sich auch die Flecken. Hier hat man das Phänomen der fliegenden 
Schatten. Setzt man das Auge an Stelle der Wand und bewegt die Glastafel, 
so scintillirt, während die Lichtmaxima und -minima über das Auge des Beob- 
achters hinwandern, der Lichtpunkt lebhaft. Beobachtet man den letzteren durch 
ein MaRius'sches Scintilloskop, so nimmt man dieselben Erscheinungen wahr, 
wie bei einem scintillirenden Fixsterne. Richtet man ein Araco’sches Scintillo- 
meter nach einem nicht scintillirenden Lichtpunkte, so zeigt das letztere lebhafte 
Scintillation an, sobald man vor der Oeffnung desselben ein Stück Spiegelglas 
vorschiebt, so dass die Strahlen der Reihe nach durch verschiedene Stellen des- 
selben treten. Bei allen diesen Versuchen erhält man farblose Scintillation, wie 
bei hochstehenden Sternen. Man kann aber auch alle Farbenerscheinungen 
welche tiefstehende scintillirende Sterne zeigen, nachahmen, wenn man ein Prisma 
zu Hilfe nimmt, welches die regelmissige atmosphärische Strahlendispersion er- 
setzt. Lässt man nämlich im verfinsterten Saale Sonnenstrahlen durch eine 
Sammellinse von 4 cm Brennweite, und den vom Brennpunkte der Linse kommen- 
den Strahlenkegel durch ein 60 gridiges Flintglasprisma treten, so nimmt das im 
abgelenkten Strahlenkegel befindliche Auge des Beobachters ein kleines lineares 
Spectrum wahr, dessen scheinbare Grósse mit wachsender Distanz zwischen Beob- 
achter und Prisma abnimmt. Bei ungeführ 5 ;7 Distanz reducirt sich das Spectrum 
auf einen weissen Punkt, einen künstlichen Stern. Bringt man sodann eine 
Fensterglastafel nahe an dem Prisma zwischen dieses und das Auge, und bewegt 
dieselbe, so scintillirt der künstliche Stern in allen Farben und zeigt bei Beob- 
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