Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
Geschichte der Spectralanalyse. 
Sonne nachzuweisen. In den folgenden Jahren beschäftigten sich die Physiker 
zunächst mit den Emissionsspectren; einerseits wurden die Wellenlängen der von 
den verschiedenen Substanzen emittirten Linien viel genauer bestimmt, — es 
seien hier nur HucGGINs!) und ANGSTRÔM und THALEN?) genannt — anderer- 
seits wurde das zweite KIRCHHOFF-BUNSEN’sche Gesetz vervollständigt. MITSCHER- 
LICH?) wies zuerst darauf hin, dass verschiedene Salze desselben Elementes nur 
dann das gleiche Spectrum des Elementes geben, wenn die Salze alle bei der 
benutzten Temperatur dissociirt sind, dass sonst aber jede Verbindung ihr be- 
sonderes Spectrum erzeugt Die Spectra von Verbindungen haben aber ein 
ganz anderes Aussehen als die der Elemente, letztere nennen wir Linienspectra, 
erstere Banden- oder kannelirte Spectra. PLUCKER und Hrrronr? zeigten darauf, 
dass auch Elemente Bandenspectra geben kónnen, dass z. B. die Metalloide bei 
niedriger Temperatur ein Bandenspectrum zeigen, bei hóherer Temperatur ein 
Linienspectrum, eine Thatsache, welche anfangs viel bestritten, schliesslich aber 
allgemein anerkannt wurde. 
Einen ganz besonderen Fortschritt machte die genaue Bestimmung der 
Linienspectra namentlich im Ultraviolett durch Benutzung der Photographie. Nach- 
dem SrokEs?) entdeckt hatte, dass das áusserste ultraviolette Licht durch Quarz 
hindurchgeht, photographirte MILLERS), wenn auch in hôchst unvollkommener 
Weise, durch einen Quarzapparat die Spectra einiger Elemente. LOCKYER?) nahm 
die Arbeit in weit vollkommenerer Weise auf, liess sie aber bald wieder liegen. 
Gute photographische Messungen sind von HARTLEY und ADENEY?) und von 
LIVEING und DEWAR®) gemacht, in allerneuester Zeit von KAYsER und RUNGE ”). 
Abgesehen von der genaueren Bestimmung der Wellenlängen hat man bei diesen 
neuen Messungen auch weit mehr auf den Charakter der einzelnen Linien und 
ihr Verhalten unter verschiedenen Umständen geachtet. Dabei spielt die ver- 
schiedene Länge der Linien nach LockvErs Bezeichnung, oder die verschiedene 
Leichtigkeit, mit der die Linie sich umkehrt, eine wichtige Rolle, ferner die un- 
gleiche Verbreiterung bei zunehmender Dampfdichte. 
Besonders gefördert wurde diese genauere Untersuchung durch die Herstellung 
vorzüglicher Gitter, namentlich der RowrANp'schen Concavgitter, und durch die 
Benutzung der Photographie, welche durch VocEr's Entdeckung des Princips 
der optischen Sensibilisatoren beinahe für alle Spectralbezirke brauchbar wurde. 
Auch die Kenntniss des Spectrums und der Zusammensetzung der Sonne 
hat seit KıRCHHOFF gewaltige Fortschritte gemacht. Vor allem ist für den sicht- 
baren Theil ANGsTRÓM H) zu nennen, dessen Messungen von 1868 für die folgen- 
7) HucGINS, Phil. Trans. 154. 1864. 
7) ANGSTRÔM, Recherches sur le spectre solaire, Upsala 1868; THALEN, Nov. Act. reg. 
soc, Ups. (3) 6. 1868; ANGSTROM und THALEN, Nov. Act. reg. soc. Ups. (3) 9. 1875. 
3) MITSCHERLICH, POGG. Ann. 116. 1862; PoGG. Ann. 121. 1863. 
^) PLUCKER und HITTORF, Phil. Trans. 155. 1865. 
3) STokEs, Phil. Trans. 142. 1852; Phil. Trans. 152, 1862. 
6) MILLER, Phil. Trans. 152. 1862. 
7) Lockyer, Phil. Trans, 163. 1873; Phil. Trans, 164. 1874; siche auch LOCKYER, 
Studien zur Spectralanalyse, Leipzig bei Brockhaus 1879. 
8) HARTLEY und ADENEY, Phil. Trans. 175. 1884. 
?) LivEING und DEWam, Phil. Trans. 174. 1883; Phil Trans. 179. 1888. 
10) KAvsER und RUNGE, Abh, d. Berl Akad. 1888 bis 1892. 
1!) ANGSTRÔM, Recherches sur le spectre solaire, Upsala 1868; THALEN, Nov. Act. reg. 
soc. Ups. (3) 6. 1868; ANGSTRÓM und THALÉN, Nov. Act. reg. soc. Ups. (3) 9. 1875.
	        
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