396 Spectralanalyse.
Kreuzpunkt das Bogenlicht entsteht. Der dritte Kreuzarm dient zum Austritt
des Lichtes, der vierte zur eventuellen Zuführung eines Gases, das Loch von
oben zum Einwerfen der Substanzen. Kayser und RUNGE!) empfehlen, durch
einen genüherten Magneten den Bogen zu zwingen, am Boden des Kreuzpunktes
entlang zu brennen. — Diese Apparate sind namentlich sehr geeignet, um Ab-
sorptionserscheinungen, Umkebrung der Linien zu studiren, weil die Bohrung
zum Austritt des Lichtes mit kühleren Dámpten gefüllt ist.
Zur Erzeugung leuchtender Dämpfe giebt es noch eine Methode, deren
Wirkung indess bisher keineswegs ganz aufgeklärt ist: Die Benutzung des Induc-
tionsfunkens. Wenn derselbe zwischen zwei Elektroden überspringt, so reisst er
kleinste Theile los und verdampft sie, so dass der Funke das Spectrum der
Elektrode zeigt; daneben tritt aber stets noch das Spectrum des Gases auf, in
welchem die Elektroden sich befinden, in Luft erhält man also z. B. die Linien
von O, N, H. Zur Untersuchung von Metallen stellt man einfach die Elektroden
aus ihnen her. Für feste Salze ist ein Apparat von FRISWELL?) brauchbar, be-
stehend aus einem kleinen Aluminiumbecher, in dessen Mitte ein Platindraht
steckt; in den Becher wird das Salz fest eingedrückt, die vom Platindrath aus-
gehenden Funken verdampfen dann Salztheilchen. Einfacher aber ist es, die
Salze in Lösung zu benutzen: man macht die Flüssigkeit zu einer Elektrode,
und zwar zur negativen, stellt dicht über ihre Oberfläche die andere Elektrode
aus Platin, Aluminium oder am besten Graphit. Für Flüssigkeiten ist der sogen.
Fulgurator von DELACHANAL und MERMET”) sehr bequem.
Die Inductionsfunken sind das einzige Mittel, um Gase leuchtend zu machen.
Man schliesst dieselben in die zuerst von PLÜCKER angewandten GEIsSSLER’schen
Róhren ein: in zugeschmolzene Glasróhren wird das Gas meist bei geringem
Druck eingeführt; zwei eingeschmolzene Aluminiumdrähte bilden die Elektroden.
Dabei wird (bei kleinem Gasdruck) der ganze Inhalt der Róhre leuchtend, desto
stärker, je enger der Querschnitt der Röhre ist; man pflegt daher einen Theil
der Röhre capillar zu machen. Noch grössere Helligkeit erzielt man, wenn man
durch die Capillare der Länge nach durchsieht, was zuerst von MONKHOVEN 4)
benutzt wurde.
Die Inductionsfunken sind wesentlich verschieden, je nach Beschaffenheit
des Inductoriums; sehr dünne und lange Drähte geben Elektrizität von hoher
Spannung, kürzere dicke Drahtwindungen kleinere Spannung aber grössere Quan-
tität. Die grösste Lichtstärke erhält man, wenn man ein dünndrathiges Induc-
torium benutzt, die Elektroden aber noch mit den Belegungen eines Sammel-
apparates verbindet; dabei verkürzen sich die Funken sehr wesentlich, werden
aber gleichzeitig heller. In GEissLER’schen Röhren ündert sich dabei mitunter
das Spectrum; bei N z. B. erhált man ohne Lydener Batterie das Bandenspectrum,
mit derselben das Linienspectrum.
Eine eigenthümliche, aber wie es scheint recht zweckmässige Benutzungs-
weise eines Funkens von niedriger Spannung empfiehlt AUER v. WELSBACH (Wien.
Ber. 88, II. 1883).
Die Wirkung der Inductionsfunken beruht zum grossen Theil zweifellos auf
der hohen Temperatur, welche durch den Widerstand der F unkenstrecke erzeugt
!) KAYSER und RUNGE, Abhandl d. Berl. Akad. 1890.
2) LOCKYER, Phil Trans. 163. 1873.
3) DELACHANAL und MERMET, Compt. rend. 81. 1875.
*) MoNKHOVEN, Mondes. 1877.