Entstehung der Spectren; Emission des Lichts.
4) Die Entstehung der Spectren!).
a) Emission des Lichts.
deste | Die Erklärung der spectralanalytischen Erscheinungen geht von den An-
i schauungen der mechanischen Wärmetheorie und kinetischen Gastheorie aus.
Wir setzen voraus, die Korper bestehen aus Molekeln, welche in fortwihrender
Bewegung begriffen seien; in den festen Körpern finden diese Bewegungen im
an Allgemeinen um feste Schwerpunkte statt, weil jedes Molekel von einer grossen
a Anzahl anderer dicht umgeben ist, welche ihm nicht gestatten, seinen Ort zu
toes verlassen, sondern es festhalten und sofort zurückstossen.
Dieselbe Betrachtung
gilt auch angendhert für Flüssigkeiten. Bei Gasen dagegen befinden sich die
Molekeln
S in relativ so weiten Abständen, dass sie frei umherschwirren kónnen
» und nur zeitweilig mit andern zusammenstossen. — Die Molekeln selbst sind
. 2 zusammengesetzt aus Atomen, wahrscheinlich aus einer variablen Anzahl der-
" "a selben, je nach Temperatur und Druck; bei niedriger Temperatur, hohem Druck
werden die Molekeln sehr viele Atome enthalten, bei Temperatursteigerung
wird ein Zerfall eintreten, theils allmählich, theils und besonders bei bestimmten
Temperaturgrenzen. Darauf deutet die variable Dampfdichte hin, und auch die
sich immer mehr háufende Kenntniss von allotropen Modificationen findet so die
leichteste Erklärung.
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Bei gegebenen Werthen von Druck und Temperatur ist der Molekularbau
ein ganz bestimmter, da er die chemischen und physikalischen Wirkungen be-
dingt. Speciell wird also das Molekel ganz bestimmte Masse haben, und zwischen
seinen Atomen werden ganz bestimmte Krüfte wirken, so dass wir das Molekel
als einen Kórper betrachten kónnen, welcher sich selbst überlassen nur einer
begrenzten Anzahl ganz bestimmter Figenschwingungen fähig ist. Solche
Schwingungen werden angeregt durch die Zusammenstósse, welche in Folge der
Würmebewegung zwischen den Molekeln eintreten; diese Stósse setzen einen
Theil der translatorischen Würmebewegung in innere Molecularbewegung um,
und die kinetische Gastheorie lehrt, dass die Energieen beider Arten von Be-
wegung gleichzeitig wachsen. Im Moment des Zusammenstosses steht das Molekel
noch unter äusseren Kräften; es werden daher in diesem Moment die Eigen-
schwingungen sich nicht frei ausbilden kónnen, vielmehr werden durch einen
Stoss alle móglichen Schwingungen angeregt; wenn aber das Molekel in der
folgenden Zeit sich selbst überlassen bleibt, klingen die ihm fremden Schwingungen
sehr schnell ab, die Eigenschwingungen bleiben erhalten. Es lässt sich in Ana-
logie mit den elastischen Schwingungen grósserer Kórper vermuthen, dass die
Natur des Stosses nicht ohne Einfluss ist; erstlich wird seine Stürke für die Zahl
und Stürke der entstehenden Obertóne in Betracht kemmen, ferner kann mog-
licher Weise auch die Art seines Angriffs, der Ort desselben von Einfluss sein,
gerade so, wie es bei einer gespannten Saite nicht einerlei ist, wo und wie man
sie anregt. Es wäre daher nicht undenkbar, dass der Zusammenstoss mit einem
Molekel anderer chemischer Natur andere Schwingungen hervorriefe, als der mit
einem gleichartigen, natürlich immer mit der Einschränkung, dass stets nur
Eigenschwingungen entstehen.
Die besprochene Molekularbewegung ist für uns unsichtbar, aber sie ruft
eine andere sichtbare Bewegung hervor. Zwischen den Molekeln und Atomen
ist überall der Lichtüther vorhanden. Die Wärmebewegung der Molekeln wird
7) Vergleiche zu diesem Abschnitt die vorzügliche Uebersicht von SCHUSTER, Rep. Brit
Ass. for the adv, of sc. 1880; ferner E. WIFDEMANN, WIED. Ann. 5. 1878.
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