Linienspectren. 435
Formel durch eine Betrachtung, die hier nicht angeführt werden soll, da KAvsER
und RUNGE ihre Unrichtigkeit nachgewiesen haben 5.
Bisher sind nur die experimentellen Daten angeführt, es sind aber auch
einige theoretische Versuche zur Erklärung der Linien zu erwähnen. Der erste
Versuch stammt von LECOQ DE BOISBAUDRAN 7. Nach ihm sollen die Molekeln
Hervorragungen haben und sich um eine Axe drehen. Beim jedesmaligen Passiren
einer Hervorragung soll der Aether in Bewegung gesetzt werden. Gleichzeitig
soll das Molekel sich in gestreckter elliptischer Bahn mit variabler Geschwindig-
keit bewegen. Wie bei der Erde in Folge des letzteren Umstandes die Tage
verschieden lang sind, sollen bei dem Molekel dadurch an verschiedenen Stellen
der Bahn verschiedene Schwingungsdauern und somit verschiedene Linien erzeugt
werden. Die ganze elliptische Bahn des Molekels soll sich ihrerseits wieder in
einer Ellipse bewegen, wodurch neue Unterschiede an verschiedenen Stellen,
neue Linien hervorgerufen werden. Das ganze Resultat dieser künstlichen Hypo-
these wäre aber wohl ein anderes, als LEcoQ angiebt; es würden nicht mel
rere
Linien entstehen,
sondern nur jede sich verbreitern, da ja die Bewegung auf den
Ellipsen nicht sprungweise, sondern continuirlich erfolgt.
Ferner hat STONEv?) versucht nachzuweisen, dass in den Spectren harmo-
nische Schwingungen vorhanden sein müssten, da die periodische Bewegung des
Aethers sich jedenfalls nach dem Fourier’schen Theorem müsse zerlegen lassen.
Da die Erfahrung diese Schlüsse als falsch bewiesen hat, kónnen wir sie bei
Seite lassen. Zur Erklärung der Linienpaare sind 2 Theorien aufgestellt.
V. A. Junius?)
) vermuthet, es seien die Atomschwingungen nicht co klein, daher
müssten Combinationstóne entstehen; wir würden dann in den Spectren häufig
den gleichen Abstand, die gleiche Schwingungsdifferenz zwischen Linien finden.
Er berechnet nur mit Wahrscheinlichkeitsrechnung, wie oft wir in einem Spec-
trum mit willkürlich vertheilten Linien denselben Abstand finden müssten und
vergleicht die berechneten Zahlen mit den beobachteten bei den Spectren von
H, K, Na, Cu, Rb, Ag, Mg, O, und findet stets die beobachtete Zahl grósser,
zum Theil viel grösser, als die berechnete; er sieht darin eine Bestätigung seiner
Annahme. JuLIUS weist ferner auf die Paare und Triplets beim Na, Al, Mg hin.
Es lassen sich indess verschiedene Einwände machen; zunächst finden sich
zwar, wie KAvsER und RUNGE nachwiesen, in den Spectren der Alkalien zahl-
reiche Paare mit constantem Abstand, die Nebenserien,
den stärksten Linien haben verschiedenen Abstand der Paare. Man sollte ferner
erwarten, dass die stärksten Linien Veranlassung zu Combinationstönen geben;
aber das ist nicht der Fall, wie AMES?) bemerkt.
Eine ganz andere Anschauung hat STONEY5) entwickelt.
Bewegung eines Atoms.
aber die Hauptserien mit
Er betrachtet die
Wenn von den Kräften, die darauf wirken,
grösser ist, als die andern, so wird die Bahn des Theil
Kraft bestimmt.
eine viel
chens wesentlich durch diese
Durch die anderen Kräfte aber wird die Bahn 1) allmähl
verschoben, 2) in Grösse und Gestalt geändert.
elliptische Bahnen, die Partialschwingungen.
ich
Die Bahn lässt sich zerlegen in
Jeder solchen Ellipse würde eine
!) KAvsER und RuNGE, Abhandl. d. Berl.
der Elemente, 3., 4., 5. und 6. Abschnitt,
?) LECOQ DE BOISBAUDRAN, Compt. rend.
7) STONEY, Phil. Mag. (4) 41. 1871.
^) V. A. JULIUs, Annal, de léc. polyt. de Delft 5. 1889.
°) AMES, Phil. Mag. (5) 30. 1890.
6) STONEY, Trans. Dubl. Soc. (2) 4. 1891; Phil. M
Akad. 1890, 1891 u. 1892; Ueber die Spectren
69, pag. 445, 606 u. 657. 1869.
ag. (5) 33. 1892.
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