Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

   
Bandenspectren. 437 
sobald man sie unter genügender Dispersion betrachtet, findet man sofort, wie 
das Spectrum sich aus mehreren Bandengruppen zusammensetzt, deren jede wieder 
aus verschiedenen Serien besteht. In jeder Serie kann man eine Kante unter- 
scheiden, von welcher aus die Bande beginnt; hier liegen die Linien ausserordent- 
lich nahe an einander und sind sehr stark, um mit weiterer Entfernung von der 
Kante schwächer zu werden und. namentlich weiter auseinander zu rücken, wodurch 
die scheinbare Abschattirung entsteht. Die Serien laufen von der Kante meist 
nach der Seite der kürzeren Wellen, seltener nach der entgegengesetzten Seite. 
Auf eine solche Serie kann sich dann eine zweite, dritte u. s. w. legen, und diese 
verschiedenen Liniensysteme kónnen ein sehr schónes Bild geben, indem die 
Linien der verschiedenen Serien bald zusammeníallen, bald sich trennen, um 
wieder zusammenzufallen, wenn die eine Serie der andern um eine Linie vor- 
ausgeeilt ist. Noch complicirter wird das Bild dadurch, dass die Linien der 
einzelnen Serien häufig doppelte oder dreifache Linien sind. Manchmal besitzt 
die erste Bandengruppe eine Bande, die zweite deren 2, die dritte und alle 
folgenden 3; es kann die Zahl der Banden aber auch höher steigen, z. B. bei 
den Cyanbanden bis 7. Jedenfalls erkennt man bei den Banden auf den ersten 
Blick ihren gesetzmässigen Bau, und es ist merkwürdig, dass man nicht längst 
versucht hat, das Gesetz zu ergründen. 
LECOQ DE BOISBAUDRAN!) suchte zuerst fiir zwei Banden des Stickstoff nach- 
zuweisen, dass die Wellenlängen sich Linie für Linie glichen und im Verhältniss 
von 4:3 standen. Doch waren seine Wellenlängenbestimmungen zu ungenau. 
Dann machte THALÉN?) auf die regelmässige Lage der Banden im Absorptions- 
spectrum des Joddampfes aufmerksam, und zerlegte dasselbe in 7 Systeme von 
Serien, ohne aber. ein zuverlässiges Gesetz für ihre Lage zu geben. Erst Drs- 
LANDRES?) stellte solche, freilich nicht ganz streng richtige Gesetze auf. Dieselben 
lauten: 1) In jeder Serie bilden die Differenzen von je zwei auf einander folgen- 
den Schwingungszahlen eine arithmetische Progression; giebt man der Kante 
die Ordnungszahl 0, und den folgenden Linien der Reihe nach die Ordnungs- 
zahlen 1, 2, 3 . . ., so ist die Schwingungszahl der zten Linie gegeben durch 
Ru 6n?, wo o die Schwingungszahl der Kante, ^ die Differenz zwischen 
ML 
der Schwingungszahl der Kante und der ersten Linie ist. 
2) Die verschiedenen Serien einer Bande sind »identisch«, d. h. man erhält 
die Schwingungszahlen der Linien jeder Serie der Bande, wenn man zu den 
Schwingungszahlen der Linien einer Serie eine Constante fügt. 
3) Die verschiedenen Banden desselben Spectrums sind so mit einander ver- 
bunden, dass die 1., 9... . Kanten aller Banden einer Gleichung von ähnlicher 
Form folgen, wie die Linien einer Serie: Aes 4 -- Bn -- C2?, wo A, B, C Con- 
stante sind, und für z die aufeinander folgenden Werthe der Zahlenreihe zu 
setzen sind. 
An den Cyanbanden, namentlich der regelmássigsten derselben, bei 3883 
haben dann KavsER und RuNGE/) diese Sütze geprüft. Das erste Gesetz erwies 
!) LECOQ DE BOISBAUDRAN, Compt. rend. 69. 1860. 
  
  
?) THALÉN, Jodgaseors Absorptionsspektrum Kongl. Swenska Vetensk. Akad. Handl. 8, 1369. 
3) DESLANDRES, Compt. rend. 103. 1886; Compt. rend. 104. 1887; Ann. d. Chim. (6) 15. 
1888. 
4) KAvsER. und RUNGE, Abhandl. der Berl. Akad. 1889. Vergl dazu: DESLANDRES, Journ. 
de Physique (2) 10, pag. 276. 1890. 
      
     
  
  
  
  
  
  
   
    
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
   
  
	        
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