Beziehungen zwischen verschiedenen Spectren, 439
bei den Alkalien das Richtige fand, so war es mehr Zufall, dem glücklichen Um-
stande zu danken, dass diese Spectren sehr linienarm sind. Für andere Gruppen
von Elementen hat er daher aus seinem Gesetz keinerlei Consequenzen ziehen
können. — Eine áhnliche Betrachtung von TRoosr und HAUTEFEUILLE!) sei nur
erwähnt; sie bezog sich auf C, B, Si, Ti, Zr, ist aber aus denselben Gründen
nicht brauchbar. Dasselbe lásst sich über eine Untersuchung von DrrTE?) sagen.
Noch bedeutend bedenklicher sind die nun folgenden Untersuchungen von Ci4-
MICIAN?) Auch er sucht in den Spectren der Elemente homologe Gruppen.
Bei CIAMICIAN übersteigt aber die Willkür alle Grenzen des Erlaubten; die Gruppen
werden gewaltsam homolog gemacht, indem fehlende Linien einfach als noch
unbekannt, überzáhlige als anderer Temperatur angehórig bezeichnet und fort-
gelassen werden. Dass man auf diese Art alles beweisen kann, was man nur
will, ist klar. Noch schlimmer fállt das Urtheil über die Arbeiten von CIAMICIAN
aus, wenn man die Spectren náher ansieht, welche er zur Vergleichung benutzt;
dieselben haben mit den wirklichen Spectren, soweit sie bisher oder zur da-
maligen Zeit bekannt waren, manchmal gar keine Aehnlichkeit. Es verlohnt so-
mit nicht, die Resultate zu erwühnen, welche CrawICIAN über Verwandtschaft
und Zusammengesetztheit der Elemente ableitet.
Die nächste Untersuchung, die wir zu verzeichnen haben, ist von HARTLEY 4)
über die Spectren von Mg, Zn, Cd angestellt. In der That sind diese Spectren
ungemein áhnlich durch Serien von Triplets, wie schon oben besprochen wurde.
HaRTLEY bemerkte zuerst, dass die Differenzen der Schwingungszahlen für die
drei Linien aller Triplets jedes Elementes constant sind. Er suchte dann Homo-
logien zwischen den Triplets, aber auch hier haben wir den Vorwurf der Will-
kür zu machen, in deren Folge denn auch Hanrrzv nur theilweise das Richtige
traf. AMEs?)hat die Beziehungen zwischen Zn und Cd in Bezug auf die Triplets
zuerst richtig angegeben.
Er unterscheidet unter den Triplets zwei Reihen, scharfe und unscharfe;
indem er fiir jede dieser Reihen die Differenz der Schwingungszahlen der ersten
Linie der Triplets berechnet, findet er z. B. für die stirkere unscharfe Serie
im Zn 581, 263, 141, 84
5,,00..: 587, 264, 141, 84.
Dadurch ist wirklich jedes Triplet des einen Spectrums als homolog einem
bestimmten des andern erwiesen.
Der Vollständigkeit halber müssen noch die Versuche GRÜNWALD’s, Be-
ziehungen zwischen den Spectren zu finden, erwähnt werden, Sie bilden ein
interessantes Beispiel dafür, wohin kritiklose Phantasie in der exacten Wissen-
schaft führen kann?)
Es ist noch eine Arbeit von LEcoQ’) zu nennen, die scheinbar zu ganz
) TROOST und HAUTEFEUILLE, Compt. rend. 72. 1871.
7) DITTE, Compt. rend. 73, pag. 622. 1871; Compt. rend. 73, pag. 738. 1871.
3) CrAMICIAN, Wien. Ber. 76, Bd. 2. 1877; Wien. Ber. 78, Bd. 2. 1878; Wien. Ber. 82,
Bd. 2. 1880.
4) HARTLEY, Journ. of the chem. soc. 1882 u. 1883.
5) AMES, Phil. Mag. (5) 30. 1890.
6) Die Publikationen von GRÜNWALD und die Kritik derselben findet sich: GRÜNWALD,
Astronom. Nachr. 117. 1887; Wien. Ber. 96, Bd. 2. 1887; Wien. Ber. 97, Bd. 2, 1888; Wien.
Ber. 98, Bd. 2. 1889; Wien. Anzeiger 1890; AMES, Nat. 38. 1888; KavsER, Chem. Ztg. 13. 1889;
GRÜNWALD, Chem. Ztg. 14, pag. 325. 1890; KAvskn, Chem. Ztg. 14. 1890; RUNGE, Phil. Mag. 1890.
7) LECoQ DE BOISBAUDRAN, Compt. rend. 102. 1886.