Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

      
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
   
    
     
    
Das Sonnenspectrum; Sonnenflecken und Protuberanzen. 449 
schiedenen Elemente auf verschiedene Schichten begrenzt sind, wohl durch ihr 
specifisches Gewicht, dass sie unten am dichtesten sind, nach oben dünner werden. 
In den letzten Jahren benutzt Harel) die Ca-Linien, H und K, statt der 
Wasserstofflinien, um die Protuberanzen nicht nur mit dem Auge zu sehen, 
sondern ihre Gestalt zu photographiren. Er giebt an, diese Linien reichten 
noch weiter in die Höhe der Sonnenatmosphäre, als die Wassertsofflinien. 
Die Sonnenflecken zeigen ein Absorptionsspectrum, und zwar ein solches 
mit bedeutend vermehrter Absorption; es ist sowohl der ganze Grund dunkler, 
als auch die einzelnen FRAUNHOFER’schen Linien, welche häufig bedeutend ver- 
breitert sind, dadurch grössere Dichte des Dampfes in den Flecken anzeigend. 
In den Flecken treten auch Banden auf. 
In den Spectren sowohl der Flecken als der Protuberanzen zeigt sich sehr 
häufig die zuerst von LockvkeR beobachtete Thatsache, dass Linien nicht an ihrer 
richtigen Stelle erscheinen, sondern mit grósserer oder kleinerer Wellenlánge, 
dass sie ferner nicht wie Spaltbilder als gerade Linie gesehen werden, sondern 
auf die verschiedenste Art verzerrt und gespalten. Die Erklärung gab das 
DoPPLER’sche Princip: bewegt sich die Lichtquelle relativ zum Beobachter, so 
  
  
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wird aus der Wellenlänge A die A, = (1 zE 3): je nachdem die Quelle sich 
c 
nühert oder entfernt, wenn z die Geschwindigkeit der Lichtquelle, v die des 
Lichtes bedeutet. Da in den Flecken und Protuberanzen stürmische Bewegungen 
der Sonnenatmosphäre vor sich gehen, tritt oft der Fall ein, dass die Gase sich 
uns nähern oder entfernen, und dann müssen Verschiebungen der Linien sicht- 
bar werden, aus deren Grösse sich auch die Geschwindigkeit der Gaseruptionen 
hat bestimmen lassen; man hat Geschwindigkeiten von mehr als 500 £z beob- 
achtet, was einer Verschiebung z. B. der Wasserstoff linie Z um 8 ANGsTROÓM'sche 
Einheiten entspricht. Die Verzerrungen und Spaltungen der Linien erklärten sich | 
dadurch, dass Licht von verschieden bewegten Gasmassen auf den Spalt fällt. B: 
Sehr auffallend und noch unerkláürt ist dagegen der Umstand, dass in den 
Flecken und Protuberanzen von den bekannten Linien eines Elementes sehr oft 
nur einzelne verbreitet sind, andere ganz fehlen, oder dass einzelne verschoben, 
andere an ihrer Stelle sichtbar sind. LOoCKvER?) sieht darin einen Beweis seiner 
Hypothese für die Zerlegbarkeit der chemischen Elemente, und er sowohl, wie 
andere haben grosse Mengen von Beobachtungsmaterial angeháuft. Mir scheinen 
indess die meisten der Schlüsse Lockvkn's verfrüht, wir kennen die Spectren der 
irdischen Elemente viel zu wenig und namentlich das verschiedene Verhalten 
ihrer einzelnen Linien noch so gut wie gar nicht. Die Abwesenheit einzelner 
Linien eines Elementes, wührend andere vorhanden sind, lässt sich z. B. leicht 
dadurch erklären, dass bei diesen Emission und Absorption gerade im Gleich- 
| gewicht sind, bei den andern nicht, was von LivEmNG und DEwAR mehrfach beob- 
| achtet worden ist. 
BE N 
  
Bei totalen Sonnenfinsternissen sieht man die Sonne noch umgeben von 
einem weit in den Weltraum reichenden Strahlenkranz, welchen man Corona 
genannt hat. Ihr Spectrum zeigt schwache FRAuNHorER'sche Linien, schwach 
helle Wasserstofflinien, vor allem aber eine helle grüne Linie, die sich auch 
| unter den FRAuNHOFER'schen Linien befindet, und die Corona-Linie, oder nach 
| der KircHHoFr’schen Scala 1474 K genannt wird. Ihre Wellenlänge ist nach 
!) HALE, Astronomy and Astrophysics. 1892. 
?) Siehe hierzu z. B. LockKvEn, Nature 24. 1881; The Chemistry of the Sun, London. 
WINKELMANN, Physik, II. 
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