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homogenes Licht benutzen. Es soll beobachtet werden: a) welche Strahlen
erregungsfähig sind und b) welcher Art die Zusammensetzung des von ihnen
gelieferten Fluorescenzlichtes ist. Um die Uebersichtlichkeit nicht zu beein-
trächtigen, soll von den verschiedenen Beobachtungsmethoden, welche die ein-
zelnen Forscher angewandt haben, stets nur eine herausgegriffen werden).
a) Unsere Lösung von Thiomelansáure befindet sich in einer flachen Schale,
deren Boden zur Beseitigung reflectirten Lichtes mit schwarzem Sammet bedeckt
ist, in einem Kasten. Der Deckel ist mit einem Spalt versehen. Mit Hilfe von
Prisma und Linse wird ein reines Spectrum auf dem Deckel entworfen. Durch
Drehung des Prismas um seine horizontale Axe kann man die verschiedensten
homogenen Strahlen in das Innere des Kastens eintreten lassen und schliesslich
mit Hilfe einer Linse kurzer Brennweite als scharfes Bild des Spaltes auf der
Flüssigkeitsoberfläche vereinigen”). Es zeigt sich dann3), dass die Fluorescenz-
erregung bereits zwischen B und C beginnt, kräftig wird bei Z, kräftig andauert
bis Z7, dann erheblich abnimmt, aber doch ziemlich weit ins Ultraviolette sich
erstreckt.
b) Betrachtet man das bei der unter a) beschriebenen Anordnung durch
ein homogenes Lichtbündel erzeugte Fluorescenzlicht mit Hilfe eines Prismas,
so zeigt sich, dass es nicht homogen ist, sondern eine continuirliche Folge von
Spectralfarben enthält. Man wird also nothwendiger Weise darauf geführt, für
verschiedentärbige homogene Erregerstrahlen die spectrale Zusammensetzung des
von ihnen hervorgerufenen Fluorescenzlichtes zu ermitteln. Genauere messende
Versuche derart macht man nacheinander mit den einzelnen Spectral-
Will man aber schnell einen Ueberblick über die Erscheinung ge-
so kann man sich am
farben.
winnen in ihrem Verlaufe durch das ganze Spectrum,
besten der von STOKES angegebenen Methode des derivirten Spectrums?) be-
dienen (Methode der gekreuzten Prismen.) ;
Man entwirft zu dem Zweck ein möglichst schmales Sonnenspectrum AH, auf
der Oberfläche des Körpers (Fig. 435) und betrachtet dasselbe durch ein Prisma,
dessen brechende Kante mit der
Längsrichtung des Spectrums zu-
sammenfällt. Man erblickt als-
dann zunächst ein abgeleitetes,
schriges Spectrum o'' A," und bei
Anwendung von Thiomelansáure
einen breiten Spectralstreifen von
der in der Figur schraffirt ge-
zeichneten Form, der oben von
B' bis H,' roth (entsprechend
dem Licht der FRAUNHOFER schen
Linie B) ist und dann nach
unten die weiteren dem Roth fol-
genden Spectralfarben zeigt. Die
FRAUNHOFER'schen Linien ver-
laufen darin senkrecht zur Längsrichtung des ursprünglichen Linearspectrums.
Jedem homogenen Streifen des Linearspectrums entspricht selbst ein mehr
Aalbl D
(Ph. 435.)
1) LOMMEL, WIED. Ann. 19, pag. 356. 1883.
?) HocENBACH, Pocc. Ann. 141, pag. 245. 1870.
3) HOGENBACH, PoGG. Ann. 146, pag. 85. 1872.
4) STOKES, Poco. Exgünz. 42, pag. 51. 1854.
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