Full text: Handbuch der Physik (Zweiter Band, erste Abtheilung)

   
    
   
   
    
  
  
  
    
Interferenz des Lichts. 
Interferenz des Lichts. 
Die Bezeichnung »Interferenzerscheinung« wird in einem weiteren und einem 
engeren Sinne gebraucht. Im weiteren Sinne versteht man darunter alle die Er- 
scheinungen, bei welchen durch das Zusammenwirken zweier oder mehrerer Licht- 
strahlen eine gesetzmässige Aenderung der Lichtstärke bewirkt wird, mögen nun 
diese Strahlem solche im gewóhnlichen Sinne sein, wo sie einander entsprechende 
Punkte der Wellenflàchen verbinden, oder mögen sie sogenannte Elementarstrahlen 
sein, wie wir sie uns dem HuvGHENS'schen Principe gemáss von jedem Punkt einer 
Wellenfläche nach allen Richtungen ausgehend zu denken haben. Diejenigen 
Erscheinungen, welche durch Strahlen der letzteren Art — gebeugtes Licht — 
gebildet werden, pflegt man auch unter dem Namen »Beugungserscheinungen« 
zusammengefasst von den übrigen zu trennen und unter »Interferenzerscheinungen« 
dann im engeren Sinne nur die zu verstehen, welche durch gerade, ungebeugt 
fortgepflanztes Licht erzeugt werden. Diese Unterscheidung wollen wir auch hier 
machen und zugleich von unserer jetzigen Betrachtung auch die Vorgánge aus- 
schliessen, welche durch die Doppelbrechung der Krystalle veranlasst werden; 
diese sollen einer besondern Behandlung vorbehalten bleiben. Das so begrenzte 
Feld umfasst also die Erscheinungen des Zusammenwirkens ungebeugter Licht- 
strahlen, die auf ihrer Bahn nur regelmässige Reflexionen und einfache Brechungen 
erlitten haben. Die Strahlen müssen nahe zusammenfallen, ihre Bewegung kann 
aber entweder nach derselben Seite gerichtet sein oder nach entgegengesetzten. 
Die Erscheinungen der letzteren Art sind erst kürzlich entdeckt und bilden die 
besondere Gruppe der stehenden Lichtschwingungen. 
Die Interferenzerscheinungen der ersten Art, die viel häufiger und leichter 
reckmissig in zwei Ab- 
zu beobachten sind als die letzteren, kann man zw 
je nachdem die zusammentreffenden Strahlenbündel von vorn- 
theilungen bringen, 
herein getrennt von der Lichtquelle ausgehen oder durch Zerlegung eines und 
intheilung nicht in einer 
desselben Bündels gewonnen werden. Wenn auch diese Fi 
wesentlichen, sondern nur in einer gradweisen Verschiedenheit im Gang der inter- 
ferirenden Strahlen begründet ist (auch bei der zweiten Abtheilung gehen in der 
Regel die einzelnen schliesslich zusammenwirkenden Strahlen von vorn herein 
in verschiedenen Richtungen von der Lichtquelle aus, nur liegen sich diese viel 
nüher als bei der ersten), so zeigen die Erscheinungen der beiden Gruppen doch 
sehr charakteristische Unterschiede. Während bei der ersten eine punktfórmige 
oder geradlinige Lichtquelle oder wenigstens ein Durchgehen simmtlicher 
Strahlen durch ein und dieselbe feine Oeffnung oder Spalt erforderlich ist, 
können bei der zweiten ausgedehnte Lichtquellen ohne weitere Vorkehrung an- 
gewandt werden, ja die Streifen niedrigster Ordnung entstehen schon im all- 
seitig einfallenden zerstreuten Tageslicht. Bei der ersten Gruppe werden die 
interferirenden Bündel durch nebeneinanderliegende meist scharfkantig aneinander 
stossende Apparatentheile abgelenkt und zum Zusammenfallen gebracht, liegen 
desshalb auch schon von vornherein räumlich nebeneinander, während sie bei der 
zweiten Gruppe aus einem und demselben einfallenden Strahlenbündel durch 
eine Trennungsfläche zweier Mittel als das zurückgeworfene und das gebrochene 
Bündel entstehen, welche durch weitere Reflexionen oder Brechungen wieder zu- 
sammengebracht werden. Die geringe Ausdehnung der Lichtquelle und die durch 
die nebeneinanderliegenden Apparattheile bewirkte Sonderung der Strahlen in ver- 
 
	        
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