Full text: Handbuch der Physik (Zweiter Band, erste Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
508 Interferenz des Lichts. 
theil, dass man aus dem bekannten Radius der Linse mit grosser Schärfe die 
Dicke der dünnen Zwischenschicht, die die Farben erzeugt, an jedem Punkt be- 
stimmen kann. Dies benutzt NEwTON zur Ableitung der Gesetze über die Ab- 
háüngigkeit der Ringe von der Dicke der Schicht, von dem Einfallswinkel des 
Lichts, von der Natur des zwischen den Gläsern enthaltenen Körpers und von 
der Farbe des einfallenden Lichts. In letzterer Beziehung zeigt er, dass die 
Ringe bei Beleuchtung des Apparats mit einfarbigem Licht verschiedene Durch- 
messer haben je nach der Farbe, und dass die Erscheinung im weissen Licht 
lediglich aus einer Uebereinanderlagerung der Ringsysteme der einzelnen ein- 
fachen Farben besteht. Es schliesst sich daran die Beobachtung, dass man im 
weissen Licht eine sehr viel gróssere Anzahl von Ringen bei Betrachtung der- 
selben durch ein Prisma unterscheiden kann als mit freiem Auge. NEWTON's 
Theorie stützt sich auf die von ihm angenommenen »Anwandlungenc der Licht- 
theilchen, wonach dieselben in periodisch wechselnden Zustünden sich befinden 
sollen, sodass sie beim Auftreffen auf eine Grenzschicht zweier Kórper im einen 
Zustand leichter zurückgeworfen, im andern leichter durchgelassen werden. Und 
es gelingt ihm in der That dadurch, mittelst einiger Hülfsannahmen eine Er- 
klirung der Erscheinung in ihren Hauptzügen zu geben. "Wie eine etwas ge- 
nauere Betrachtung die Unbaltbarkeit dieser Erklärung zeigt, werden wir weiter 
unten sehen. 
Das ganze achtzehnte Jahrhundert hat nichts Wesentliches hinzugefügt. 
Die Versuche NEwroN's wurden mit geringen Abünderungen von Verschiedenen 
(MaRrorrE, Mazkas, DUTOUR) wiederholt, seine Theorie nahm man un- 
verindert an. Nur EULER äusserte eine abweichende Meinung, indem er in 
einer in den Abhandlungen der Berliner Akademie von 1752 erschienenen Arbeit 
die Annahme aufstellte, dass das auffallende Licht die oberste Kórperschicht in 
Schwingungen versetze, deren Häufigkeit dann von ihrer Dicke abhinge, ebenso 
wie die Dauer von Luftschwingungen in einer Róhre von der Lànge derselben 
abhängt. Dadurch sollten nun wieder Schwingungen des Aethers von gleicher 
Periode erregt werden und diese vermöge ihrer verschiedenen Dauer in unserem 
. Auge die Empfindung der verschiedenen Farben erzeugen. 
Einen grossen Fortschritt machte die Theorie unserer Erscheinungen erst im 
Anfange dieses Jahrbunderts durch die Arbeiten von THoMAs Youxc, namentlich 
durch die in den Londoner Philosophical Transactions von 1802 (pag. 12 ff) er- 
schienene Abhandlung »On the theory of light and colours«. Der grosse Schritt, 
den YouxG that, und durch welchen der wahre Grund für die Erklärung dieser Er- 
scheinungen gelegt wurde, ist die Aufstellung und Anwendung eines Princips der 
Interferenz von Schwingungsbewegungen. Schon zwei Jahre früher hatte er dieses 
Princip auf akustische Untersuchungen angewandt; in der angezogenen Ab- 
handlung spricht er dasselbe (pag. 34) in folgender Form aus: »Wenn zwei 
Schwingungen von verschiedenem Ursprung mit einander vollständig oder nahezu in 
der Richtung zusammenfallen, ist ihre gemeinsame Wirkung eine Zusammensetzung 
(combination) der Bewegungen, welche jeder einzelnen zukommen.« Die zweite 
Anwendung, die er hier davon giebt, ist die Erklärung der Farben dünner 
Blättchen; er schreibt die in reflectirtem Licht gesehenen Farben der Interferenz 
der an der Vorderfläche und der an der Hinterfläche zurückgeworfenen Strahlen 
zu und zeigt, wie aus dieser das Verhältniss der Dicken, welche bei verschiedenen 
Einfallswinkeln dieselbe Farbe erzeugen, gerade so folgt, wie es die Beobachtungen 
NEwTON's ergaben. Auch macht er hier auf die Verschiedenheit der Reflexionen 
an dünneren und an dichteren Mitteln aufmerksam und folgert, dass die durch- 
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