512 Interferenz des Lichts,
Blättchen die vordere Fläche dieser selbst sei, hatte sich so festgesetzt und
schien sich zur Vereinfachung der Betrachtungen so sehr zu empfehlen, dass
dadurch der erste Versuch (WANGERIN 1867), in der Erklärung der NEwToNn’schen
Ringe einen weiteren Schritt zu thun, vereitelt wurde. — Die theoretische Ab-
leitung unserer Erscheinungen ist ausser auf die Sätze über das Zusammenwirken
der Strahlen nur zu gründen auf die Sätze der geradlinigen Fortpflanzung, der
Brechung und der Reflexion des Lichts nebst den Sätzen über die Phasenände-
rung hierbei und auf den Grundsatz der Interferenzlehre, dass nur Strahlen inter-
feriren können, die von einem und demselben Punkt der Lichtquelle ausgegangen
sind. Dazu kommen in jedem einzelnen Fall die physikalischen und geome-
trischen Bestimmungsstücke der Apparate und ihrer gegenseitigen Lage. In dieser
Weise habe ich 1880 zuerst (mit mehreren Fortsetzungen in 1881, 82 u. 88) die
Interferenzerscheinungen dünner Blüttchen behandelt, indem ich den Gangunter-
schied zweier interferirender Strahlen genauer berechnete, als es bisher geschehen
war, und daraus die Hauptgesetze über den Ort, die Richtung und Breite der
Streifen ableitete. Daran schlossen sich 1881 und 83 Arbeiten von SoHNCKE und
WANGERIN, 1882 von MICHELSON, 1889 u. 9o von Mack DE LEPINAY und FABRY
an. — Einen besonderen Punkt der Theorie, die Farblosigkeit der Streifen,
haben Cornu (1881, 82), HURION (1882), MASCART (1889), Lord RAYLEIGH (18809)
und Macé pk L£PmAY und PrRoT (1890) bearbeitet.
Die experimentellen Hilfsmittel zum Studium der Interferenzerscheinungen
sind im Laufe der Zeit allmählich vervollkommnet worden. Die Erwáhnung von
besonderen Apparaten gehórt nicht hierher, aber über die Methoden zur Herstellung
einfarbigen Lichts, das bei sehr vielen Interferenzversuchen erforderlich ist,
mögen einige Angaben gemacht werden. Das am allgemeinsten benutzte Mittel,
die gelbe Natriumflamme, ist von BREWSTER 1824 angegeben worden (Edinb. phil.
Journ. I, pag. 20); um dieselbe für hohe Interferenzen möglichst rein zu erhalten,
empfahl Fizeau 1862 (Ann. de chim. et de phys. (3) 66, pag. 436), die Flamme
einer Mischung von 4 Thin. Holzgeist (Methylalkohol) mit einem Theil absoluten
Alkohols, MascarT 1872 (Ann. de l'éc. norm. (2), I, pag. 193) phosphorsaures
Natron; ein sehr helles Licht liefert nach E. FLEISCHL v. Warxow (WIED.
Ann. 38, pag. 675. 1889) Bromnatrium. Andersfarbige Flammen werden haupt-
sichlich durch Lithium- und Thalliumsalze erzeugt, doch stehen sie der Natrium-
flamme erheblich nach. ConNu gab 1869 an (Compt. rend. 69, pag. 335), dass zum
Photographiren der Interferenzcurven der Funke zwischen Magnesiumelektroden
eingut monochromatisches Licht liefere (A = 0:000383 zn). E. WIEDEMANN empfahl
1878 (WIED. Ann. 5, pag. 517) die Entladungen in einer Quecksilberdámpfe enthalten-
den GzrmsLERschen Róhre als eine sehr geeignete Quelle für einfarbiges grünes
Licht. Gouv beschrieb 1879 (Ann. de chim. et de phys. (5) 18, pag. 23) ein Ver-
fahren, einfarbige Flammen durch Zufuhr zerstüubter Salzlósungen herzustellen.
In neuerer Zeit benutzt man auch zu genauen Messungen das spectral zerlegte
Licht GrissLER'scher Rôhren; so hat eine derartige Beleuchtungseinrichtung bei
dem AsBBE'schen Dilatometer Anwendung gefunden (Katalog über optische Mess-
instrumente von CARL ZEIES in Jena, pag. 29 ff. 1393).
Zur richtigen Beurtheilung des Aussehens einer Interferenzerscheinung und
zur Vergleichung der Rechnungsresultate mit der Beobachtung ist es häufig er-
forderlich, zu wissen, welche Helligkeitsunterschiede unser Auge an den ver-
schiedenen Stellen des Spectrums wahrzunehmen vermag. Eine hierauf bezüg-
liche Untersuchung hat DOBROWOLSKI 1372 (GRAFE's Archiv fir Ophtalmologie
18, I, pag. 74) ausgeführt.
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