Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
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Polarisirtes und natiirliches Licht. 
und wenn wir die Weilenlingen in den aufeinander folgenden Mitteln durch A,, 
Ay . . . bezeichnen 
= A a 
= do (5-3 —-2—--"). (4a) 
Die Gleichungen (4) und (4 a) zeigen die Bedeutung der Constante 6 in Gleichung (1). 
Die Beobachtungen lehren, dass die Ausschläge der Aethertheilchen senkrecht 
auf dem Strahl stehen, die Schwingungen transversale sind. In krystallinischen 
Mitteln ergeben sich im allgemeinen für jeden Strahl nur zwei auf einander senk- 
rechte transversale Schwingungsrichtungen als möglich, deren Lage von der Struktur 
des Mittels abhängt und welche sich durch die verschiedene Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit der in ihnen schwingenden Strahlen unterscheiden. In einem 
solchen Mittel geschehen also die Ausschláge der Theilchen eines Strahles in 
einer bestimmten durch denselben gehenden Ebene, sie haben eine feste Rich- 
tung im Raum. Derartige Strahlen nennt man polarisirt, und zwar, da die 
Schwingungen geradlinig sind, geradlinig polarisirt. Bei isotropen Mitteln ist 
eine jede auf dem Strahl senkrechte Richtung als Schwingungsrichtung móglich, 
und die natürlichen Lichtstrahlen, wie sie von den leuchtenden Körpern aus- 
gehen, enthalten auch alle diese Richtungen in sich, doch kann ihnen durch be- 
stimmte Behandlungsweisen dieselbe Seitlichkeit gegeben werden, wie sie die 
Strahlen in anisotropen Mitteln haben; sie können polarisirt werden. Ueber die 
Beschaffenheit des natürlichen Lichtes und die Art des Vorkommens der ver- 
schiedenen Schwingungsrichtungen in demselben macht man sich die Vorstellung, 
dass nicht etwa in benachbarten Punkten eines Strahles die Ausschlige ganz 
verschieden gerichtet seien, sondern dass eine Zeitlang von jedem leuchtenden 
Punkt merklich gleichgerichtete, polarisirte Schwingungen ausgegeben werden 
und in diesen dann plötzlich oder allmählich eine Richtungsänderung eintrete. 
Gewisse Beobachtungen über Interferenzen bei hohen Gangunterschieden scheinen 
zu beweisen, dass viele tausend Schwingungen regelmássig und gleichgerichtet 
einander folgen kónnen, ehe eine Aenderung ‚eintritt. Ueber die Natur der 
Aenderungen im Schwingungszustand der leuchtenden Punkte wissen wir noch 
nichts Näheres. Dieser Vorstellung gemäss haben wir uns das Zusammenwirken 
zweier von demselben Punkt ausgegangener Strahlen natürlichen Lichts, wenn 
dieselben keine zu grossen Wegunterschiede besitzen, nicht anders als das zweier 
gleichgerichteter polarisirter Strahlen zu denken, keineswegs aber gilt dies für 
von verschiedenen Punkten ausgegangene Strahlen. Denn zwei in merklicher 
Entfernung von einander gelegene Punkte einer Lichtquelle denken wir uns als 
gänzlich von einander unabhängige Schwingungsmittelpunkte, sodass die Schwin- 
gungsrichtungen zweier von denselben ausgegangener Strahlen in dem einen 
Augenblick einen anderen Winkel mit einander bilden als im folgenden und dass 
dies in ganz regelloser Weise wechselt. Da keine Richtung vor der anderen 
bevorzugt ist, so ist die Wirkung dieselbe, als ob die Strahlen in kurzen Zeit- 
abschnitten alle möglichen Stellungen gegen einander und gegen eine feste 
Richtung gleichmássig durchliefen. 
Ausser den im Vorstehenden besprochenen geradlinig polarisirten Strahlen 
unterscheidet man noch elliptisch und kreisfórmig polarisirte, bei welchen die 
aufeinander folgenden Aethertheilchen gleiche und gleichgelegene elliptische resp. 
kreisfórmige Bahnen beschreiben, und sich in solcher Lage aneinanderreihen, 
dass ihre Projection auf eine dem Strahl parallele Ebene einen linear polarisirten 
Strahl darstellen würde. Wir werden gleich sehen, dass diese Strahlen sich aus 
zwei geradlinig polarisirten zusammensetzen lassen. 
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