BILLET’sche Halblinsen. 535
leiten, auch können ganz ähnliche Bemerkungen wie dort über den Einfluss
der Breite der Lichtquelle und die Beugung sowie die Verbindung einer Linse
mit dem Doppelprisma gemacht werden. Wir gehen nicht näher darauf ein.
Gute Interferenzprismen findet man nicht häufig, da es schwer hält, die
Flächen in der Nähe der stumpfen Kante genau eben zu schleifen, und durch
jede Krümmung an dieser Stelle die Erscheinungen erheblich beeinflusst werden.
G. S. Oum hat vorgeschlagen!), mittelst Durchschneiden einer schwach keil-
fórmigen Spiegelglasplatte in einer zur Keilkante senkrechten Richtung und Zu-
sammenschieben der dickeren Seiten beider Hàálften ein Interferenzprisma her-
zustellen.
Eine verwandte Interferenzerscheinung, auf welche G. S. OHw a. a. O. zuerst
aufmerksam gemacht hat und welche noch eine genauere Untersuchung verdient,
als sie bisher gefunden hat, mag hier noch anhangsweise erwähnt werden. Die
Ränder von Spiegelplatten werden durch den Schleifprocess etwas abgerundet
und geben dadurch zu der betrefienden Erscheinung Anlass. Bringt man die
Lichtquelle, leuchtenden Punkt oder Spalt, in die durch die Grenze des ebenen
und abgerundeten Theils der Platte auf diese gelegte Vertikalebene, so sieht
man im durchfallenden Licht mit der Loupe je nach der Beschaffenheit der
Platte ein System von 10—20 und mehr sehr schoner scharfer Interferenzstreifen.
Dieselben werden durch einen mehr oder weniger breiten, fast vollkommen dunklen
Raum von den viel verwascheneren Beugungsstreifen des Plattenrandes getrennt
und beginnen mit der hellsten und breitesten nach dem dunklen Raum hin
etwas róthlich gesáumten Linie; die folgenden sind zunüchst fast achromatisch
und durch ganz dunkle Streifen von einander getrennt, weiterhin sind sie ge-
fürbt und der rothe Rand ist der entferntere. Die Zwischenräume sind hier
nicht gleich, sondern in grósserer Entfernung von der Platte sind die Abstände
der Streifen von dem ersten nahe proportional den Quadratwurzeln aus den natür-
lichen Zahlen. Die Erscheinung modificirt sich etwas, wenn der Spiegelrand
abgeschrägt geschliffen ist, eine Facette besitzt. Die Streifen sind dann in
grösserer Zahl vorhanden als sonst und die ersten gefärbt, die rothe Seite nach
dem dunklen Raum gekehrt, dann folgt eine Reihe achromatischer Streifen und
weiterhin sind sie wieder gefärbt aber in umgekehrter Lage, die rothe Seite ab-
gewandt. Die Entstehung der Erscheinung ist leicht verständlich, es interferiren
die durch den ebenen Theil der Platte hindurchgegangenen Strahlen mit den
von dem abgerundeten Rand abgelenkten.
3. Die BitLET'schen Halblinsen.
BILLET hat einen Apparat angegeben?), welcher die Vortheile, die oben bei
der Besprechung der mit einer Linse verbundenen FnEsNEU'schen Spiegel hervor-
gehoben wurden, auf möglichst einfache Weise erreicht. Eine Sammellinse wird
mit dem Diamant in der Mitte durchgeschnitten, jede der beiden Hälften in
eine besondere Fassung betestigt und so aneinandergefügt, dass sie von ihrer
ursprünglichen Lage aus durch eine Mikrometerschraube um kleine Strecken
seitlich verschoben und die Schnittflàchen genau parallel gestelit werden können,
Jede Hälfte erzeugt dann ein besonderes reelles Bild des leuchtenden Punktes,
die von diesen Bildern ausgehenden Strahlenkegel fallen weiterhin theilweise
1) G. S. On, Pocc. Ann. 49, pag. 105. 1840.
2) BILLET, Traité d'optique physique T. I, pag.67. 1858. — Annales de chim. et de
phys. (3) 64, pag. 386. 1862.