Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

    
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
Geneigte Glasplatten. 
sehr kleine Bruchtheile einer Wellenlänge darstellt. Es begründet dies einen 
wesentlichen Unterschied in der Behandlungsweise unseres Apparats und der 
FnEsNEU'schen Spiegel; wührend bei diesen, wie wir gesehen haben, die grósste 
Vorsicht darauf verwendet werden muss, dass kein Spiegel vor dem andern 
vorsteht, ist eine gleiche Sorgfalt bei den Halblinsen nicht erforderlich. 
Die Bilder ,$,, S, sind in Folge der Abweichung wegen der Kugelgestalt 
niemals punktfórmig, wenn man auch die Lichtquelle selbst so verkleinert hat, 
dass sie als leuchtender Punkt betrachtet werden darf, sondern haben unter Um- 
stinden eine ganz erhebliche Ausdehnung!) Es kónnte auf den ersten Blick 
scheinen, als ob dieser Umstand die Schärfe der Interferenzerscheinung beein- 
trächtigen müsste, in ähnlicher Weise, wie wir es für Lichtquellen von merk- 
licher Ausdehnung bei den FrEsNeL’schen Spiegeln gesehen haben. Es würde 
das auch der Fall sein, wenn die Bildflächen S, und S, sich wie kleine selbst- 
leuchtende Flächenstücke von gleicher Ausdehnung verhielten, d. h. wenn alle 
Punkte derselben nach allen Richtungen hin Strahlen aussendeten. Da aber von 
jedem Punkt nur ein Strahl ausgeht, so gelangt nach den Punkten des Schirmes 
auch nur je ein Strahl von jedem Bild, und es ist keine Veranlassung zum 
Undeutlichwerden der Erscheinung durch Uebereinanderlagerung verschiedener 
Interferenzen gegeben. 
4. Geneigte Glasplatten. 
Man giebt háufig FizEAU als ersten Urheber des Verfahrens an, Interferenz- 
streiten durch gegeneinander geneigte Glasplatten in Verbindung mit einer Linse 
hervorzurufen. Allein in den betreffenden Abhandlungen FizEAU's?) welche sich 
auf seinen berühmten Versuch über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts 
in bewegtem Wasser beziehen, ist nur von einer Glasplatte die Rede, welche 
vor einer der beiden Spalten, durch deren Zusammenwirken die benutzte Beugungs- 
erscheinung zu Stande kommt, in geneigter Lage angebracht, den Zwischenraum 
derselben durch die Brechung in ihr kleiner erscheinen lassen und dadurch die 
Streifen verbreitern soll. Auch die Anwendung, die ARAGO in seinem zur Be- 
stimmung von Brechungscoéfficienten construirten Apparat3) von zwei gegen ein- 
ander geneigten Glasplatten macht, ist von durchaus anderer Art; sie dienen da 
zur Compensation des Gangunterschieds, welchen die beiden gebeugten Strahlen- 
bündel, die ebenso wie in der FizEAU'schen Anordnung benutzt werden, infolge 
ihres Durchgangs durch verschiedene Medien erhalten haben. Vielleicht ist die 
Darstellung, die BILLET von dem Verfahren FizEAv's giebt*), die Veranlassung ge- 
wesen, diesem die Anwendung unserer Methode zuzuschreiben, indem BILLET zwei 
geneigte Platten, vor jedem Spalt eine, als zu dem angegebenen Zweck dienend 
bezeichnet. Indessen, selbst wenn diese Darstellung richtig wäre, wäre das etwas 
Anderes als das hier zu besprechende Verfahren. Denn es sind da schon Streifen 
und zwar Beugungsstreifen vorhanden, die durch das Hinzukommen der Platten 
nur verbreitert werden, hier dagegen soll die Interferenzerscheinung durch die 
Wirkung der Platten überhaupt erst entstehen, indem diese zwei virtuelle Bilder 
eines leuchtenden Punktes erzeugen. JAMIN scheint zuerst das hierzu dienliche 
T) Vergl. z. B. STEINHEIL u, VOIT, Handbuch d. angewandten Optik I, pag. 119. 
7, FIZEAU, Compt. rend. 33, pag. 349. 1851. — Ann. de chim. et de phys. (3) 57, 
pag. 385. 1859. 
3) ARAGO, Oeuvres X, pag. 312; Deutsche Ausg. X, pag. 257. 1859. 
^) BILLET, Traité d'optique physique I, pag. 86. 1858.
	        
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