Geneigte Glasplatten.
sehr kleine Bruchtheile einer Wellenlänge darstellt. Es begründet dies einen
wesentlichen Unterschied in der Behandlungsweise unseres Apparats und der
FnEsNEU'schen Spiegel; wührend bei diesen, wie wir gesehen haben, die grósste
Vorsicht darauf verwendet werden muss, dass kein Spiegel vor dem andern
vorsteht, ist eine gleiche Sorgfalt bei den Halblinsen nicht erforderlich.
Die Bilder ,$,, S, sind in Folge der Abweichung wegen der Kugelgestalt
niemals punktfórmig, wenn man auch die Lichtquelle selbst so verkleinert hat,
dass sie als leuchtender Punkt betrachtet werden darf, sondern haben unter Um-
stinden eine ganz erhebliche Ausdehnung!) Es kónnte auf den ersten Blick
scheinen, als ob dieser Umstand die Schärfe der Interferenzerscheinung beein-
trächtigen müsste, in ähnlicher Weise, wie wir es für Lichtquellen von merk-
licher Ausdehnung bei den FrEsNeL’schen Spiegeln gesehen haben. Es würde
das auch der Fall sein, wenn die Bildflächen S, und S, sich wie kleine selbst-
leuchtende Flächenstücke von gleicher Ausdehnung verhielten, d. h. wenn alle
Punkte derselben nach allen Richtungen hin Strahlen aussendeten. Da aber von
jedem Punkt nur ein Strahl ausgeht, so gelangt nach den Punkten des Schirmes
auch nur je ein Strahl von jedem Bild, und es ist keine Veranlassung zum
Undeutlichwerden der Erscheinung durch Uebereinanderlagerung verschiedener
Interferenzen gegeben.
4. Geneigte Glasplatten.
Man giebt háufig FizEAU als ersten Urheber des Verfahrens an, Interferenz-
streiten durch gegeneinander geneigte Glasplatten in Verbindung mit einer Linse
hervorzurufen. Allein in den betreffenden Abhandlungen FizEAU's?) welche sich
auf seinen berühmten Versuch über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts
in bewegtem Wasser beziehen, ist nur von einer Glasplatte die Rede, welche
vor einer der beiden Spalten, durch deren Zusammenwirken die benutzte Beugungs-
erscheinung zu Stande kommt, in geneigter Lage angebracht, den Zwischenraum
derselben durch die Brechung in ihr kleiner erscheinen lassen und dadurch die
Streifen verbreitern soll. Auch die Anwendung, die ARAGO in seinem zur Be-
stimmung von Brechungscoéfficienten construirten Apparat3) von zwei gegen ein-
ander geneigten Glasplatten macht, ist von durchaus anderer Art; sie dienen da
zur Compensation des Gangunterschieds, welchen die beiden gebeugten Strahlen-
bündel, die ebenso wie in der FizEAU'schen Anordnung benutzt werden, infolge
ihres Durchgangs durch verschiedene Medien erhalten haben. Vielleicht ist die
Darstellung, die BILLET von dem Verfahren FizEAv's giebt*), die Veranlassung ge-
wesen, diesem die Anwendung unserer Methode zuzuschreiben, indem BILLET zwei
geneigte Platten, vor jedem Spalt eine, als zu dem angegebenen Zweck dienend
bezeichnet. Indessen, selbst wenn diese Darstellung richtig wäre, wäre das etwas
Anderes als das hier zu besprechende Verfahren. Denn es sind da schon Streifen
und zwar Beugungsstreifen vorhanden, die durch das Hinzukommen der Platten
nur verbreitert werden, hier dagegen soll die Interferenzerscheinung durch die
Wirkung der Platten überhaupt erst entstehen, indem diese zwei virtuelle Bilder
eines leuchtenden Punktes erzeugen. JAMIN scheint zuerst das hierzu dienliche
T) Vergl. z. B. STEINHEIL u, VOIT, Handbuch d. angewandten Optik I, pag. 119.
7, FIZEAU, Compt. rend. 33, pag. 349. 1851. — Ann. de chim. et de phys. (3) 57,
pag. 385. 1859.
3) ARAGO, Oeuvres X, pag. 312; Deutsche Ausg. X, pag. 257. 1859.
^) BILLET, Traité d'optique physique I, pag. 86. 1858.