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Interferenzerschéinungen dünner Blättchen.
einer Zurückwerfung eine Art von schwücherem Strahl fortgepflanzt wird, und
wegen der auf den Hin- und Rückgang (in dem Bláttchen) verwandten Zeit
kommt diese schwächere Schwingung nach der zuerst reflektirten Schwingung,
sodass hierbei (da die Oberflächen einander so nahe sind, dass das Auge sie
nicht von einander trennen kann) diese vermischte oder verdoppelte Schwingung,
deren stärkerer Theil vorangeht während der schwächere folgt, auf der Retina
die Empfindung von Gelb hervorruft!). Wenn diese Oberflächen weiter von ein-
ander entfernt sind, wird die schwächere Schwingung zusammenfallen mit der
zweiten oder nächstfolgenden von der ersten Oberfläche reflektirten Schwingung,
dann auch hinter dieser zurückbleiben und mit der dritten, vierten, fünften,
sechsten. siebenten oder achten zusammenfallen; sodass, wenn wir einen dünnen,
durchsichtigen Körper haben, der von der grössten zur Erzeugung von Farben
geeigneten Dünne allmählich zur grössten Dicke wächst, die Farben sich so oft
wiederholen werden, als die schwächere Schwingung um Stufen hinter ihrer ur-
sprünglichen oder ersten Schwingung zurückbleibt und mit einer nachfolgenden
zusammentällt. Und wie dies mit der ersten von mir über die Farben aufgestellten
Hypothese in Uebereinstimmung ist, oder aus ihr folgt, so habe ich es auch in
einer Menge von Fällen durch das Experiment bestätigt gefunden.« Wir sehen
aus dieser, wie TH. Youxc hervorhebt, sieben Jahre vor den ersten Beobachtungen
NEwTON's gedruckten Stelle, dass R. HookE sehr richtig erkannt hatte, dass zur
Entstehung der Erscheinung ein Zusammen wirken der an der Vorderfläche
und der an der Hinterfliche reflektirten Strahlen erforderlich sei, und dass jedes-
mal wieder eine dhnliche Wirkung entstehe, wenn der Wegunterschied der beiden
Strahlen um denselben bestimmten Betrag zunehme. Ueber die Art und
Weise jedoch, wie aus dem gegenseitigen Einfluss der beiden Strahlenbündel die
Farben entstehen, konnte sich Hook zu jener Zeit, wo die Zerlegung des weissen
Lichtes in seine einfachen Bestandtheile noch nicht ausgeführt war, keine einiger-
maassen zutreffende Vorstellung bilden. Dies klarzulegen blieb NEwToN vor-
behalten. Dieser hatte im Jahre 1672 der Londoner Royal Society seine epoche-
machende Entdeckung über die prismatische Zerlegung des Sonnenlichtes mit-
getheilt und liess drei Jahre später zwei Abhandlungen folgen, die sich zum
grossen Theil mit unserem Gegenstand beschäftigen und in den Sitzungen der
Gesellschaft vom 9. December 1675 bis zum ro. Februar des folgenden Jahres
gelesen wurden?). Die eine derselben (l. c. pag. 272 f£) 1st vollständig mit nur
wenigen Aenderungen und Zusätzen von NEwToN in seine Optik aufgenommen
worden; sie bildet den ersten, zweiten und dritten Theil (bis Propos. 9) des
zweiten Buches von diesem Werke und enthält im Wesentlichen die Beob-
achtungen über die Farbenringe und Betrachtungen darüber. Die andere be-
zieht sich hauptsächlich auf Hypothesen über die Natur des Lichtes und ent-
wickelt zuerst die Emissionstheorie in anderer Darstellungsweise freilich als
spüter die Optik, aber von demselben Grundgedanken aus. Beide Abhandlungen
geben nun eine Erklärung der Farben (BIRCH, Hist. IIL pag. 264 f£, 277,
und 286, NEwTON, Optice lib. IL. p. L obs. 12 ff, lib. IL, p. II) NEWTON geht
dabei von der Erscheinung aus, welche die Combination eines ebenen und eines
!) R. Hookz hat unmittelbar vorher (pag. 64) auseinandergesetzt, dass die Empfindung des
Blau durch eine Schwingungsbewegnng hervorgebracht werde, bei welcher einem vorausgehenden
schwächeren Ausschlag ein stärkerer folge, die Empfindung des Roth und verwandter Farben
dagegen durch einen vorausgehenden stärkeren mit nachfolgendem schwächeren Ausschlag.
2) Vergl. BIRCH, THOM,, History of the Royal Society of London. Vol. III, pag. 247
bis 305.
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