Interferenzerscheinungen dünner Blättchen; NEWTON’sche Ringe.
Stelle des Ringsystems an, welche an den fraglichen Punkt fällt. So haben wir
z. B. bei einer 2.4 entsprechenden Dicke, wie die Linie AB zeigt, gar kein
jusserstes Roth, denn der Punkt A fillt in die Mitte zwischen den zweiten und
dritten hellen Ring dieser Farbe, auch das übrige Roth ist nur schwach vertreten,
allmáhlich zunehmend Orange und Gelb und in grósster Stürke das mittlere
Grün, im Blau nimmt die Lichtstárke wieder rasch ab, sodass die Grenze zwischen
Indigo und Violett ganz fehlt, das äusserste Violett endlich ist wieder schwach
vertreten. An der Stelle des sechsten hellen Ringes des mittleren Roth haben
wir, wie die Linie CD zeigt, in voller Stärke ausser dem mittleren Roth noch
die Grenze zwischen Gelb und Grün, die zwischen Blau und Indigo sowie das
äusserste Violett, dazwischen fehlen die Grenzbezirke zwischen Orange und Gelb
und zwischen Grün und Blau sowie der Anfang des Violett. Welchen Eindruck
auf unser Auge die so sich ergebenden Farbenmischungen machen, ist keine
physikalische, sondern eine physiologische Frage, doch haben schon NEWTON
und in neuerer Zeit mehrere Forscher des praktischen Interesses wegen Unter-
suchungen darüber angestellt?)
Ausser der Erklürung für die Entstehung der Farbenringe hat die NEWTON-
sche Behandlung unseres Gegenstandes noch eine Reihe von Ergebnissen ge-
liefert, von denen wir die hauptsächlichen noch anzuführen haben. Dazu gehört
vor Allem die Bestimmung der Luftdicke für die verschiedenen Ringe. Zu
diesem Zweck namentlich hatte NEwToN die Erscheinung durch die Combination
einer ebenen und einer sie berührenden kugelfórmigen Flüche erzeugt, denn
mittelst der Kenntniss des Halbmessers der letzteren war es leicht, die Dicke
der Zwischenschicht für jede Entfernung vom Berührungspunkt zu bestimmen.
Als Resultat seiner Messungen giebt NEwTON an, dass sich die Luftdicken
der Ringe gleicher Ordnung für die Grenzen der Spectralfarben Roth, Orange,
Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett zu einander verhielten wie die Kubik-
wurzeln aus den Quadraten der Saitenlängen der Töne einer Octave, für welche er
die folgende, mit den gewchnlichen Annahmen nicht ganz tibereinstimmende Reihe
anführt: 1, $, $& À % # 5 § Aber es werden auch auf diese Weise die
Farben nicht gut begrenzt, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, worin die
zweite Spalte die hieraus und aus NEwrTON's absoluter Gróssenangabe für die
Grenze von Orange und Gelb berechneten Wellenlängen für die in der ersten
Spalte bezeichneten Spectralbezirke in Milliontel mm enthält, während die letzte
Spalte die ungefáhren wahren Werthe derselben giebt.
Wellenlänge
nach NEWTON ungef.
berechnet jrichtiger Werth
Aeusserstes Roth . 4, «QV . 645 760
Grenze von Roth und Orange . . . . . 596 647
» p» "Orange und Gelb. 2°. 571 587
n n5s'Gelb;und Grün) . 25.5. 532 536
5 » Grün und Blau 4 . - 492 492
ve Plauzund. Indigo... en 2 459 454
» n [Indigo und Violet . …… ... 489 426
Aeussetstes Violet; 0. vo ww eom s 406 393
!) NEWTON, Optice lib. IL. pars 2. — BRÜCKE, POGG. Ann. 74, pag. 582. 1848. — WERT-
HEIM, Ann. de chim. et de phys. 40, pag. 180. 1854. — QUINCKE, PocG. Ann. 129, pag. 180.
1866. — RoLLETT, Wien. Sitzber. 77 (3), pag. 177. 1878.