Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

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Interferenzerscheinungen diinner Blittchen; NEwTON’sche Ringe. 
die Figur im Durchschnitt veranschaulicht, und in der Ansicht von oben ein 
System von hellen und‘ dunklen Ringen mit dunklem Mittelpunkt in der Durch- 
sicht von unten ein diesem complementäres System, wo die hellen Ringe durch 
dunkle, und die dunklen durch helle ersetzt sind. Das ist es, was die Beob- 
achtungen im einfarbigen Lichte zeigen. Die Annahme über die verschiedene 
Linge der Anwandlurgen bei den Lichttheilchen der verschiedenen Farben er- 
klärt die Verschiedenheit der Durchmesser der Ringe bei diesen und damit die 
Erscheinung im weissen Licht. Die Veränderung der Ringdurchmesser bei Ein- 
führung von Flüssigkeiten in die Zwischenschicht erklärt sich aus der Annahme 
über die Abhängigkeit der Länge der Anwandlungen von dem Medium, in dem 
sich die Theilchen bewegen und die Verbreiterung der Ringe bei schiefer Be- 
trachtung aus der angenommenen Veränderung der Anwandlungen mit dem 
Brechungswinkel. — Ist es demnach NEwrON in der That móglich, die haupt- 
sáchlichen von ihm beobachteten Erscheinungen in seiner Theorie zu erkláren, 
so zeigt doch ein etwas tieferes Eingehen, dass dieselbe nicht nur in verschiedener 
Beziehung auf grosse Schwierigkeiten stósst, sondern es lassen sich auch Ver- 
suche angeben, die ihr direkt widersprechen. FmESNEL bespricht an mehreren 
Stellen!) die NEwroN'sche Erklárungsweise, er weist darauf hin, wie fast eine 
jede Beobachtung die Annahme einer neuen Eigenschaft der Lichttheilchen 
nóthig mache, die von vornherein meist unerwartet und auffallend sei, er zeigt 
dann, wie die regelmássige Brechung des Lichtes sich schwer mit dem ange- 
nommenen Wechsel der Anwandlungen vereinigen lasse, und führt namentlich 
als im Widerspruch mit den NEwTON'schen Anschauungen stehend die tiefe 
Schwürze der ersten dunklen Ringe an. Nach NEwTON würde in den ersten 
dunklen Ringen nur das an der zweiten Flüche reflektitte Licht fehlen, dagegen 
das an der ersten reflektirte vollstándig vorhanden sein; wenn man aber den 
Versuch so anstellt, dass man das obere Glas etwas über das untere vorstehen 
und die Ringe sich am Rand des letzteren bilden lässt, so erkennt man leicht, 
dass die dunklen Ringe erheblich schwärzer sind, als die angrenzenden Stellen 
des oberen Glases, so dass in ihnen auch das an der ersten Fläche reflektirte 
Licht fehlen oder wenigstens stark geschwächt sein muss. Andere Betrachtungen 
hierüber finden sich in meiner schon angeführten Abhandlung (Pocc. Ann. 
Bd. 160). Der einfachste und direkteste Nachweis dafür, dass die Erscheinung 
keineswegs allein von dem an der zweiten Fläche reflektirten Licht herrührt, 
sondern dass ein Zusammenwirken der von beiden Flächen herkommenden 
Bündel erforderlich ist, wird durch einen Versuch geliefert, der freilich zur Zeit 
NEWwTON's und FRESNEL's noch nicht ausgeführt werden konnte, weil man damals 
noch nicht genügend einfarbige Lichtquellen besass, die eine verhältnissmässig 
erhebliche Dicke der dünnen Schicht anzuwenden gestatten. Wenn man näm- 
lich die Flächen in eine solche Entfernung bringt, dass ein gespiegelter Gegen- 
stand deutlich doppelt gesehen wird und sie mit einer gut einfarbigen Licht- 
quelle etwas schief und so beleuchtet, dass, wahrend die Streifen sich zeigen, 
nach vorn ein Rand der Lichtquelle oder ein dazwischen eingeschobener Schirm 
gespiegelt erscheint, so steht das von der unteren Fläche reflektirte Bild etwas 
über das von der oberen Fläche gelieferte vor, und in diesem vorstehenden 
Rande müssten nach NEwTON die Streifen ebenso vorhanden sein wie in der 
übrigen beleuchteten Fläche, während der Versuch hier nur eine ganz gleich- 
mässige Helligkeit ergiebt. 
1) FRESNEL, Oeuvres compl. I, pag. 51, 133 u. 252. 
 
	        
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