Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Stehende Lichtwellen, 
J,— 4g 4! — 4 =2u Dcosr,, 
und bei entsprechender Bezeichnungsweise 
Lely lym ly — 4 =i — lsy'==2n Doss ,. 
Aus diesen Gleichungen folgt aber 
ly—ly=1y' — ly'=2nD(cosr + cosr,) 
l,—1l,=10"'—1,' =2nD(cosr— cosry) 
Wir sehen also, dass die Gangunterschiede aller entsprechenden Strahlen- 
paare in beiden Fällen genau die gleichen sind. Ein wesentlicher Unterschied 
besteht aber in der Lage der zusammengehörigen Strahlen, Während bei der 
JAmın’schen Anordnung die Strahlen mit kleiner Wegdifferenz, 1 und 4, nahe zu- 
sammen liegen, sind die andern 2 und 3 weit von einander entfernt und können 
in den Interferentialrefraktoren wegen der grossen Dicke der Platten bei mittlerer 
Grósse des Einfallswinkels überhaupt nicht zusammen ins Auge gelangen. Um- 
gekehrt liegt die Sache hier: Die Strahlen von der grossen Wegdifferenz liegen 
nahe zusammen, die andern weit auseinander, sodass mit dicken Platten die von 
den letzteren abhüngige Interferenzerscheinung bei mittleren Einfallswinkeln ver- 
schwinden muss. 
Von besonderem Interesse sind hier die durch die Strahlen mit grossem 
Gangunterschied hervorgebrachten Erscheinungen. Dieselben verlaufen nach 
LuMMER bei allmáhlich wachsendem Neigungswinkel (9) der Platten etwa folgen- 
dermaassen. Bei kleinem q erblickt man ein System concentrischer Ringe, deren 
gemeinsames Centrum auf der optischen Axe des Auges zu liegen scheint. Diese 
anfangs kaum von Kreisen zu unterscheidenden Ringe gehen allmáhlich in Ellip- 
sen über, deren grosse Axen horizontal liegen, wenn die Schnittlinie der Platten 
vertikal ist. Das Verháltniss der Axen ist erst ungefähr bei o — 90? gleich zwei 
und nimmt von da an sehr schnell zu. Die Kreise resp. Ellipsen ziehen sich 
nach dem Centrum zusammen, um in demselben zu verschwinden. Bei 9 — 98? 
etwa sind die Ellipsen in gerade horizontale Linien übergegangen, diese nehmen 
bald eine hyperbolische Gestalt an, die um so ausgeprágter ist, je mehr  wächst. 
Die Asymptoden der Hyperbelschaar mit senkrechten reellen Axen bilden also 
einen immer kleineren Winkel miteinander und in dem andern zwischen den 
Asymptoden gelegenen Winkelraum entwickelt sich eine zweite Schaar concen- 
trischer Hyperbeln. Bei dem Winkel e — 114? ungefáhr stehen die Asymptoden 
auf einander senkrecht und nühern sich von da an immer mehr der Vertikalen. 
Dabei wandern die Hyperbeln der ersten Schaar nach dem Mittelpunkt hin, die 
der zweiten von ihm fort. — Die Strahlen mit kleinem Gangunterschied erzeugen 
schon im weissen Licht sichtbare, der Durchschnittslinie der Platten parallele 
und zu einer weissen Mittellinie symmetrische Streifem. Der Centralstreifen geht 
durch den Mittelpunkt der andern Curven. 
19. Stehende Lichtwellen. 
Eine ganz neue Klasse von Interferenzerscheinungen hat O. WiEgNER!) neuer- 
dings nachgewiesen. Während alle bisher bekannten Erscheinungen durch in 
nahe der gleichen Richtung sich fortpflanzende Strahlen hervorgerufen werden, 
handelt es sich hier um solche, welche in entgegengesetzter Richtung verlaufende 
Lichtstrahlen erzeugen. In der Nähe eines Spiegels, auf welchen ein paralleles 
einfarbiges Lichtbündel senkrecht auffillt, muss in der That nach allem, was wir 
  
1) WIENER, Tageblatt der 62. Versammlung deutscher Naturforscher u. Aerzte 1889, pag. 209. 
WIED. Ann. 40, pag. 203. 1890. 
  
      
 
	        
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