Full text: Handbuch der Physik (Zweiter Band, erste Abtheilung)

  
  
     
       
   
    
   
   
   
   
  
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
       
   
  
Theorie des Lichtes für durchsichtige Medien. 
Ueber % haben wir direkt keine Anhaltspunkte. Nach THoMsoNn ist x jeden- 
talls kleiner als 4l, da schon in der Náhe der Sonne v viel kleiner als 7/ sein 
muss. Daraus würde folgen 5 
$ > 10133, 
Um zu einer Schätzung von % zu gelangen, stellt GLAN!) die Ueberlegung 
an, dass die Lichtschwingungen ohne Zerreissung des Aethers ‚stattfinden müssen, 
und dass daher die Dilatation seiner Längeneinheit einen gewissen gróssten Be- 
trag à nicht überschreiten kónne. 9 steht mit 7 in der Beziehung 0 — y/1 4- z22— 1. 
x 
Indem GLAN annimmt, dass 90 ungefáhr gleich dem für Wasser oder Glas gültigen 
Werthe sei, folgt 
5 10718 
Eine obere Grenze der Dichte des Lichtüthers hat GRAETZ?) berechnet auf 
Grund der MaxwELL'schen Molekularwirbeltheorie in Verbindung mit der Beob- 
achtung von KuwpT über die magnetische Drehung der Polarisationsebene des 
Lichtes beim Durchgang durch Eisen. Er findet 
$« 9.10716, 
Diese Zahl kann keinen Anspruch auf grosse Zuverlässigkeit machen, da zu 
ihrer Ermittelung mehrere nicht erwiesene Hypothesen‘ nothwendig sind. In 
noch weit höherem Maasse tritt dies ein bei den von Woop?) zur Ermittelung 
der Aetherdichte angestellten Ueberlegungen. P. DRUDE. 
Theorie des Lichtes für durchsichtige Medien. 
I. Experimentelle Thatsachen. Uebersicht über die verschiedenen Theorien. 
Wenn für eine gewisse Klasse von Naturerscheinungen eine Theorie ausge- 
bildet werden soll, so heisst das, aus einigen Grundhypothesen die beobachteten 
Erscheinungen deduktiv ableiten. Eine Theorie ist um so vollkommener, je 
wahrscheinlicher die angenommenen Hypothesen durch andere bekannte physi- 
kalische Thatsachen gemacht werden, je geringer ihre Anzahl ist, und je mannig- 
faltiger die durch sie erkldrten Erscheinungen sind. 
Die Anforderungen, die an eine Theorie des Lichtes zu stellen sind, welche 
nach den erwähnten Gesichtspunkten vollkommen zu nennen wäre, sind ausser- 
ordentlich hohe, einmal, weil die optischen Erscheinungen so mannigfaltiger Art 
sind, wie in kaum einem anderen Zweige der Physik, und andererseits, weil wir 
über die Eigenschaften des Lichtäthers, an welche die anzunehmenden Hypo- 
thesen anzuknüpfen haben, durch keine Eigenschaften der ponderablen Materie, 
welche unseren Messungen direkter zugänglich ist, Aufschluss erhalten. Diesen 
hohen Anforderungen hat bisher noch keine Lichttheorie genügt, indem noch 
keine Theorie das Gesammtgebiet der optischen Erscheinungen umfasst, und 
auch einige der Hypothesen, welche zur theoretischen Darstellung eines Partial- 
gebietes angenommen sind, nicht als unmittelbar nothwendige erscheinen, 
sondern vielmehr nur nachträglich durch den Erfolg gerechtfertigt werden. 
Aber auch eine unvolikommene Theorie kann dadurch von grossem Werthe 
für die Forschung sein, dass sie in einfachster, ökonomischer Weise ein grosses 
  
!) Gran, WIED. Ann. 7, pag. 655. 1879. 
7) GRAETZ, WIED. Ann. 25, pag. 165. 1885. 
3) Woon, Phil. Mag. (5) 20, pag. 389. 1885. 
WINKELMANN, Physik. II. 
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