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728 Doppelbrechung.
sationsrichtungen parallel oder senkrecht zu denen des Polarisators oder Ana-
lysators liegen. Die erstere Curvenschaar wird die Hauptcurven gleichen
Gangunterschiedes genannt, die letztere die Hauptisogyren. Erstere sind
in ihrer Lage unabhängig von der Orientirung der Platte gegen Polarisator (P)
und Analysator (4), in ihrer Lichtstürke dagegen abhängig von dem Winkel
(PA). Die Hauptisogyren sind mit der Orientiung der Platte gegen P und A
variabel, sie kreuzen sich, wie alle Isogyren, in den Spuren der optischen Axen.
Sie trennen die Gebiete des Gesichtsfeldes, in denen die Intensität kleiner oder
grösser als die ursprüngliche ist. Wenn die Polarisationsebenen des Polarisators
und Analysators einander parallel sind (B — «) oder auf einander senkrecht
sind (s 4-2). fallen die beiden Hauptisogyren zusammen. Im ersteren
Falle ist die Intensität in jedem Punkte des Gesichtsfeldes, der keiner der beiden
betrachteten Curvenschaaren angehórt, kleiner, im letzteren Falle dagegen grosser
als die ursprüngliche. Die Hauptcurven gleichen Gangunterschiedes und die
Hauptisogyren zerschneiden das Gesichtsfeld in krummlinig begrenzte Felder.
Innerhalb jedes derselben giebt es eine Stelle, in welcher die Intensitát ein
Maximum resp. Minimum erreicht. Die Curven gleicher Lichtstárke um-
geben diese Punkte als geschlossene Curven. Ihre Grenzlagen sind die Felder-
grenzen, d. h. die Hauptcurven gleichen Gangunterschiedes und die Haupt-
isogyren?).
Die letzteren sind in ihrer Lage nur wenig von der Wellenlänge des ein-
fallenden Lichtes abhängig, sie erscheinen daher bei einfallendem weissen Lichte
ungefärbt (weiss, schwarz oder nur farbig gesäumt) und werden daher auch
achromatische Linien genannt. Die Ha iuptcurven gleichen Gangunterschiedes
sind dagegen stark von der Wellenl: inge abhángig, jede Curve derselben weist
jedoch bei einfallendem weissen Lichte innerhalb eines zwischen den Haupt-
isogyren liegenden Abschnittes, falls die Dispersion der optischen Axe nicht be-
deutend ist, dieselbe Farbe auf. Die Farben sind die bei den NEwTon'’scher
Ringen beobachteten?) Diese Curven werden daher auch isochromatische
Linien genannt. Ihre Farbe schlägt bei Ueberschreitung einer Hauptisogyre
in die complementüre um, nur bei Zusammenfallen der letzteren (d. h. bei
parallelen oder gekreuzten Nicols) ist die Farbe einer Hauptcurve gleichen Gang
unterschiedes längs ihres ganzen Verlaufs dieselbe.
Es mógen nun die Interferenzbilder bei speciellen Lagen der Krystallplatte
erláutert werden.
Bei einer Platte eines einaxigen Krystalls sind, wie oben erliutert ist, die
isochromatischen Curven Kegelschnitte. Dieselben werden zu Kreisen, falls die
optische Axe in die Plattennormale fällt (# = 0). Wie die Gleichung (69) lehrt,
7) Wegen weiterer geometrischer Eigenschaften der Curven gleicher Lichtstürke vergl.
R. T. GLAZEBROOK (Proc. Cambr. Phil Soc. 4, pag. 299. 1883); C. SPURGE (ibid. 5, pag. 74.
1885; Trans. Cambr. Phil. Soc. 14, pag. 63. 1885) und E. LowMEL (Pocc. Ann. 120, pag. 69.
1863. — WIED. Ann. 39, pag. 258. 1890).
?) Wenn die Dispersion der optischen Axen bedeutend ist, so können die Hauptcurven
gleichen Gangunterschiedes für die verschiedenen Wellenlängen zum Durchschnitt gelangen.
In diesem Falle haben die im weissen Licht beobachteten Isochromaten eine von den Curven
gleichen Gangunterschiedes abweichende Gestalt, auch die Farben derselben gehören nicht mehr
den NEwTON'schen an. Dieser Fall tritt z. B. sehr deutlich bei den oben pag. 691 erwähnten
rhombischen Krystallen ein, für welche die Ebene der optischen Axen mit der Wellenlünge
wechselt.