Full text: Handbuch der Physik (Zweiter Band, erste Abtheilung)

       
  
  
     
   
  
  
  
  
   
    
    
  
  
  
  
  
   
   
   
    
  
  
  
  
  
      
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
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Doppelbrechung. 
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man das iA-Bláttchen anstatt unter, über der Krystallplatte anbringt. Die Er- 
scheinung ändert sich in diesem Falle nicht, wenn das 1A Blüttchen mit dem 
Analysator um die Axe des Polarisationsapparates gedreht wird. 
Ganz dasselbe Kriterium der Erweiterung oder Verengerung der Iso- 
chromaten lässt bei Platten zweiaxiger Krystalle, welche senkrecht zur ersten 
Mittellinie geschnitten sind, den Charakter der Doppelbrechung erkennen, falls 
die Ebene der optischen Axen mit der Polarisationsebene des Analysators zu- 
sammenfällt. 
Anstatt mit Hilfe der }A-Blittchen kann man das Zeichen der Doppel- 
brechung bei Krystallplatten auch mit Hilfe von senkrecht zur Axe geschnittenen 
einaxigen Krystallplatten bestimmen, welche man um eine der zu untersuchen- 
den Platte parallele Gerade dreht. Je nach der Lage, welche diejenige Drehungs- 
axe zu der krystallographischen Orientirung der Platte besitzt, bei welcher sich 
die Isochromaten erweitern, kann man den Charakter der Doppelbrechung be- 
stimmen. Diese Methode ist für einaxige Krystalle von Gramwical), fiir zwei- 
axige von NÓRRENBERG) angegeben. 
Durch Combination einer doppelbrechenden Platte mit zwei 12)-Blüttchen 
kann man, wie FRESNEL und Arv gethan haben, künstlich die Erscheinungen 
der Rotationspolarisation nachahmen?). 
Eine weitere Anwendung der Combination mehrerer Platten ist das SavanT'sche 
Polariskop, welches aus zwei gleich dicken, unter fast 45? zur Axe geschnittenen 
Quarzplatten besteht, deren Hauptschnitte einen rechten Winkel mit einander 
bilden. Dieses Instrument in Verbindung mit einem Analysator, dessen Polari- 
sationsebene dem von den Polarisationsebenen der Quarzplatten gebildeten 
Winkel halbirt, lässt Spuren von Polarisation des einfallenden Lichtes scharf er- 
kennen, indem dann ein System paralleler Streifen im Gesichtsfeld wahrzu- 
nehmen ist. 
IV. Accidentelle Doppelbrechung. 
Einfachbrechende Körper werden, wenn man sie in einen deformirten 
Zustand bringt, wie er durch einseitigen Druck4) oder Zug, Biegung, Torsion 
oder durch ungleichfórmige Erwármung hervorgebracht wird, doppelbrechend. 
Erscheinungen dieser Art, sowie überhaupt alle diejenigen Aenderungen schon 
vorhandener, natürlicher Doppelbrechung, welche durch Einwirkung äusserer, 
nicht den Molekiilen innewohnender Krifte entstehen, werden accidentelle 
Doppelbrechung genannt. Zu der genannten Gattung von Kräften gehören 
auch die Wirkungen der Elektricität und des Magnetismus, welche ebenfalls 
accidentelle Doppelbrechung hervorzurufen im Stande sind. Wir werden indess 
die letztere Klasse von Erscheinungen hier nicht behandeln, da dieses an späterer 
Stelle zeschieht. 
Die Thatsache, dass man in isotropen Körpern durch einseitigen Druck 
oder Zug Doppelbrechung hervorbringen kann, ist von BREWSTER entdeckt. Der- 
!) cf. VERDET, »Wellentheorie«, deutsch von K. ExNER, 2. Bd., pag. 140. Die zu unter- 
suchende Platte muss parallel zur optischen Axe geschnitten sein. 
?) A. BERTIN, Ann. de chim. et de phys. (4) 13, pag. 240. 1868. 
3) Wegen des Details vergl. VERDET, Wellentheorie, deutsch von EXNER, 2. Bd., pag. 166 
bis 180. 
^) Durch allseitigen Druck ündern sich ebenfalls die optischen Eigenschaften der Kórper, 
sie werden aber nicht doppelbrechend. — Ueber Versuche vergl. W. C. RÓNTGEN u. L. ZEHNDER, 
WIED. Ann. 44, pag. 24. 1891. — G. QUINCKE, WIED. Ann. 44, pag. 774. 1801. 
  
   
  
  
  
   
	        
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