66 Realisirung der optischen Abbildung durch dünne Büschel nahe der Axe centritter Kugelfláchen.
Für uns ist es im Augenblick genügend, überhaupt festgestellt zu haben,
dass und in welcher Weise etwa sich die wesentlichen Bestimmungsstücke einer
zusammengesetzten Abbildung berechnen lassen aus denen der sie formirenden
Einzelabbildungen.
Literatur.
Die Theorie der optischen Bilder ist, wie mehrfach hervorgehoben, fast stets unter
specielleren Voraussetzungen hergeleitet, als wir oben benützt haben. Die wichtigsten Arbeiten
für die Entwickelung dieser Lehre sind, ausser den im Text bereits angeführten von MOEBIUS,
Gauss, BESSEL, LISTING, MAXWELL, HELMHOLTZ, CASORATI, FERRARIS, MATTHIESSEN u. À. noch
aus der Zeit vor GAUSS:
KEPLER, Dioptrice, Augsb. 1611, (ohne Kenntniss des richtigen Brechungsgesetzes, auf
der erfahrungsmässigen Thatsache homocentrischer Strahlenvereinigung beruhend!).
CorEs in R. SwrrH, System of Opticks, Cambr. 1738, 2, pag. 76.
L. Eurer, Dioptrice, Petersb. 1769—71.
LAGRANGE, Nouv. mém, acad. Berlin pour 1778, pag. 162. 1780.
PIoLA, Effemer. astron. di Milano 1821.
BrioT, Traité d'Astron. phys. 3 ed. Paris 1841, Bd. 1 u. 2.
Von neueren Darstellungen sind noch zu erwähnen:
K. L. BAUER, Zur Theorie dioptr. Instrum, München 1866.
V. v. LANG, Wien. Sitzber. 63, pag. 686. 1871, PoGG. Ann. 149, pag. 353. 1873.
F. NEESEN, Abbildg. v. leucht. Obj. in einem nicht centr. Linsensyst, Diss. Bonn 1871.
F. Parow, Durchg. d. Lichts d. belieb. brech. Flüchen, Diss, Bonn 1876.
CH. PENDLEBURY, Lenses and systems of lenses treated after the manner of Gauss,
Cambr. 1884.
P. ZrcH, Math. natw. Mitth., Tübingen 1887. S. CzAPSKI.
Realisirung der optischen Abbildung
A. durch dünne Büschel nahe der Axe centrirter Kugelfláchen.
(Fundamentaleigenschaften der Linsen und Linsensysteme.)
Wir haben bisher immer nur angenommen, dass eine »optische Abbildung«
zu Stande komme, ohne uns darum zu kümmern oder Voraussetzungen darüber
zu machen, in welcher Weise des náheren dies geschehe. "Wir nahmen es als
durch die tägliche Erfahrung feststehend an, dass optische Abbildungen thatsách-
lich vorkommen und untersuchten darauf hin zunächst die allgemeinen Gesetze,
denen eine jede solche Abbildung, kraft ihrer Entstehung durch punktweise Ver-
einigung gradliniger Strahlen nothwendig unterliegen muss, auf welche Weise sie
auch immer zu Stande gekommen sein mag.
In dem Folgenden sollen einige besonders wichtige Verwirklichungs-Arten
von Abbildung näher untersucht werden. Es soll gezeigt werden — und dies
ist, wie wir früher bereits ausführten, nunmehr das einzige was zu zeigen noch
übrig bleibt — unter welchen physischen Bedingungen in gegebenen Fällen eine
Abbildung zu Stande kommt, welchen Beschränkungen dieselbe gegenüber der
vorher von uns angenommenen unendlicher Räume durch beliebig weit geöffnete
Strahlenbüschel in praxi immer unterliegt, wie Objekt- und Bildraum zu einander
liegen und wie sich die Hauptbestimmungsstücke der Abbildung, d.h. die Brennweiten
und die Oerter der Brennpunkte aus den Daten des Falles selbst berechnen lassen.