Theorien der Rotationspolarisation. 785
Zur Erklärung der Rotationspolarisation sind verschiedene Formen von
Hauptgleichungen angegeben. Die Bedingung ihrer Dissymmetrie erfordert,
dass zu den gewóhnlichen, die Doppelbrechung erklärenden Termen unge-
rade Differentialquotienten des Lichtvectors nach
den Coordinaten, nicht
nach der Zeit, hinzutreten müssen.
Letztere ergeben für entgegengesetzt ge-
richtete Wellen gleiche, nicht entgegengesetzte Drehungen der Polarisations-
ebene, wie es bei optisch aktiven Substanzen nach der Beobachtung der Fall
ist). Die Theorien von LoMMEL?), KETTELER?) VoiGT*) und BassET?) enthalten
nun nur Terme der letzteren Gattung, sie sind daher wohl zur Erklärung der
magnetischen®), aber nicht zu der Erklärung der natürlichen Drehung der
Polarisationsebene geeignet”).
Dagegen enthalten andere mechanische Lichttheorien Terme der
ver-
langten Form.
So sind die Hauptgleichungen der BoussiNeso’schen Theorie®) fiir active
Krystalle nach pag. 662
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Lässt man in der Angabe der Form der dissymetrischen Terme die
(geraden) Differentiatienten nach 7 fort, so ist nach CaucHv?) für isotrope
Medien
!) Man vergl. CH. SORET, Arch. des sc. phys. et. natur. Lausanne (3) 11, pag. 330 u. 412.
1884; Arch. de Genéve, r1, pag. 412. 1884; 24, pag. 591. 1890.
?) E. LOMMEL, WIED. Ann. 15, pag. 378. 1882.
3) E. KETTELER, WIED. Ann. 16, pag. 86. 1882.
^) W. VorcT, WiED. Ann. I9, pag. 873. 1883. Um entgegengesetzte Drehungen für
entgegengesetzte Fortpflanzungsrichtungen zu erhalten, hat VorcT die Coëfficienten der
die Rotationspolarisation erklirenden Terme als von der Richtung der Wellennormalen
abhängig angenommen. Dies hat aber weitere Schwierigkeiten zur Folge, falls mehrere in
verschiedenen Richtungen fortpflanzende Wellen existiren (cf. W. VoieT, WiED. Ann. 30,
pag. 191. 1887).
5) A. B. BassET, Phil. Mag. (5) 30, pag. 152. 18090.
$) Man vergl. auch Arry, Phil Mag. (3) 28, pag. 469.
7) Die magnetische Drehung ist nämlich die gleiche für entgegengesetzte Fort-
pflanzungsrichtungen der Wellen. Der Unterschied zwischen der natürlichen und magne-
tischen Rotationspolarisation macht sich eklatant bemerklich, falls eine linearpolarisirte
Lichtwelle durch eine planparallele Platte der zu untersuchenden Substanz geht und an
der Hinterfliche reflektirt wird. Die Polarisationsebene der aus der Vorderfläche wieder
ausgetretenen Welle erweist sich gegenüber der ursprünglichen Lage als gedreht, falls die
Platte aus einer magneto-aktiven Substanz besteht, dagegen als ungedreht, falls sie natürlich
aktiv ist.
$) BOUSSINESQ, Liouv. Journ. (2) 13, pag. 330. 1868.
?) A. CaucHy, Compt. rend, 15, pag. 916. 1842.
WiINKELMANN, Physik, Il,