Rotationspolarisation,
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von Gouv!) gegebenen Theorie gefunden, welcher das Zusammenwirken von
Doppelbrechung und Circularpolarisation unter der Annahme berechnete, dass
die Bewegung der Aethertheilchen die Resultante der Einzelbewegungen sei, wie
sie einerseits nur in Folge der Doppelbrechung, und andererseits nur in Folge
der Circularpolarisation stattfinden würden. Bei der Kleinheit der beiden Eigen-
schaften (es ist 2 — c, und ebenso c klein gegen a 4- c) führt dies zu demselben
Resultate, als wenn man, wie es hier aus der »'Theorie« interpretirt werden kann,
die aus beiden Eigenschaften resultirenden Krifte addirt.
b) Einaxige Krystalle.
Wir betrachten zunüchst die Fülle, in welchen die beiden im Krystall fort-
gepflanzten Strahlen rüumlich getrennt erscheinen. Es ist hierzu nur nóthig,
dass das Licht unter einem schiefen Winkel auf den Krystall auffállt oder unter
einem solchen aus demselben austritt, wie es z. B. der Fall ist, wenn das Licht
ein Prisma eines aktiven einaxigen Krystalls durchsetzt. Da in keiner Richtung
die beiden in ihnen fortgepflanzten Wellen dieselbe Geschwindigkeit besitzen, so
müssen aus dem Prisma stets zwei verschieden gerichtete Wellen austreten, auch
wenn dieselben im Krystall die Richtung der optischen Axe besitzen sollten.
Dieses Verhalten ist in der That an einem Prisma, dessen brechende Kante
senkrecht zur optischen Axe lag und dessen Flüchen gegen dieselbe nahezu
gleich geneigt waren, von V. von LANG?) constatirt. Derselbe konnte die
Brechungsexponenten o,/o und w,/e (Wo w, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Lichtes in Luft bedeutet) bis auf die siebente Decimale bestimmen und erhielt
eine befriedigende Uebereinstimmung der Beobachtungen mit den theoretischen
Formeln. Speciell erwies sich der Brechungsexponent der ordinüren Welle, falls
ihre Normale im Krystal! der optischen Axe benachbart war, nicht constant.
Für Fortpflanzungsrichtungen, welche einen grósseren Winkel als 25? mit der
optischen Axe einschliessen, liess sich eine Abweichung vom HuvGENs'schen
Gesetze nicht mehr nachweisen. Es liegt dies daran, dass in den Formeln (26),
in welchen g — $' zu setzen ist, 4c? gegen (a — c)?sin*g in diesen Fällen ver-
schwindend klein wird. Die Differenz der Brechungsexponenten für die beiden
in Richtung der optischen Axe fortgepflanzten Wellen betrug für Natriumlicht:
| 1
w, (+ € 1) = 0-0000718.
€ 0
Dieser Werth lässt eine Prüfung zu vermittelst der beobachteten Drehung
der Polarisationsebene beim Durchgang des Lichtes durch eine planparallele
senkrecht zur Axe geschliffene Quarzplatte. Es ist nämlich nach (28) diese
Drehung gegeben durch:
ed À d m 1.3
2 T lr 0 konz E 0)’
(1 1337 get Te
91e 0] — 180 d’
d. h.
wobei (¢ — ¢') in Graden ausgedrückt ist.
) Gouy, Journ. de Phys. (2) 4, pag. 149. 1885; P. LEFEBVRE, Journ. de Phys. (3) 1,
pag. 121. 1892. Zu gleichen Resultaten wie Gouv ist O. WIENER (WIED. Ann. 35, pag. I.
1888), auf rein geometrischem Wege gelangt. Die Resultate sind experimentell von W. WEDDING
(WIED. Ann. 35, pag. 25. 1888) verificirt.
2) V. voN LANG, Wien. Ber. (2) 60, pag. 767. 1869; PoGG. Ann. 140, pag. 460. 1870.
Man vergl. auch A. Cornu, Compt. rend. 92, pag. 1365. 1881.