KETTELER'sche, VoiGT'sche elektromagnetische Theorie.
Da nun für periodische Bewegungen ist
Q O20, i 000
2/8 E 755 etc.
;
falls man setzt # = ez, so ergiebt sich hieraus, dass die optischen Haupt-
gleichungen für absorbirende Medien nur dadurch verschieden sind von den
für durchsichtige Medien gültigen, dass die Coéfficienten der Differentialquotienten
vOn Z, 2, @ nach den Coordinaten complexe Werthe annehmen. — Wie es
oben pag. 667 in der »Theorie der durchsichtigen Medien« erwähnt ist, erhält
daher VoIGT auch hier die Superposition zweier Kräftesysteme, die man da
FRESNEL'sche und das NEUMANN’sche nennen kann. Letzteres wird aber allein
beibebalten, weil sich sonst keine linearen Grenzbedingungen ergeben (cf. oben
pag. 668).
Zu ihrer Ableitung wird wiederum die Continuitát des Lichtvectors zu
beiden Seiten der Grenze und das Energieprincip verwandt, letzteres in der
Weise, dass der Uebergang des Lichtes über die Grenze zweier absorbirender
Medien ohne Energieverlust stattfinden soll. Es ergeben sich dadurch die Grenz-
bedingungen!) in derselben Form, wie bei durchsichtigen Medien, nur sind die
optischen Constanten complex. — Aus dem Erôrterten ist ohne Weiteres klar,
dass man für isotrope absorbirende Medien, d, h. z. B. Metalle, die früher ab-
geleiteten. NEuMANN'schen Reflexionsformeln erhält, falls man den Brechungs-
exponenten complex annimmt, und damit ergiebt sich die Identitát der aus
VoraT's Theorie fliessenden Resultate mit denen der Cavcuv'schen Formeln.
Die elektromagnetische Theorie, deren Ansatz für Metalle oben pag. 686
in der Theorie der anomalen Dispersion gegeben ist, liefert wiederum sowohl
für den FRESNEL’schen, als für den NEUMANN'schen Standpunkt Erklärungssysteme,
und zwar für ersteren, wenn man die elektrische Polarisation oder die elektrische
Kraft (quasi-transversale Wellen), für letzteren, wenn man die magnetische Kraft
als Lichtvector einführt. Die sich dadurch ergebenden Erklärungssysteme sind
mit dem KETTELER'schen resp. Vorcr'schen identisch3). Daraus folgt die Identität
der Resultate der genannten Theorieen auch für krystallinische Medien. — In
welcher Weise die elektromagnetische Theorie eine Abhängigkeit der optisch-
elektrischen Constanten von der Schwingungsdauer liefert, soll weiter unten bei
der Besprechung der optischen Eigenschaften der Metalle erörtert werden. Vor-
läufig wollen wir diese Constanten als unbekannte Functionen von 7' ansehen.
Nach dem Erôrterten kónnen wir hier von den früher pag. 669 bis 671: für
durchsichtige Krystalle gegebenen Erklárungssystemen ausgehen, wenn wir die
dort auftretenden Constanten 2;;, oder ezz als complex annehmen. Wählen wir
z. B. die früheren Gleichungen (20) und (21) (pag. 671) des FRESNEL’schen
Vectors als Ausgangspunkt, so ergiebt sich hier:
Ou A 0H 0 (z 0H
YI +
M a iu.
x ou
0z Ow
(1)
|
of? Ou 0x
OH 0 E
SIE
e»
S
H=H, + iH,
2H, =a, 4% + 64,0? + a3, w? + 2a, 0w + 2a;, wu + 2a,, uv, (2)
2H, = 4,1 U? + A99 0? + a;,'w? + 2a,;'vw + 2a, ,'wu + 2a, ,'uv. (9)
!) Fiir Krystalle sind sie nach VorGT's Theorie zuerst von P. DRUDE in WIED. Ann. 32,
pag. 584. 1887 aufgestellt.
?) Dies ist ausführlicher behandelt von P. DRUDE (WIED. Ann. 35, pag. 508. 1888).
3) Vergl. P. Drupe, Gótt. Nachr. 1892, No. 11, pag. 398.