Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
820 Absorbirende Körper. 
parallel zu ihr polarisirten Componente des reflektirten Lichtes bei linear poları- 
sirtem einfallenden Lichte x/2 beträgt, beim Antimonglanz, Quecksilberchlorür 
und Zinnoxyd merklich mit der Lage der Einfallsebene gegen die krystallo- 
graphischen Axen der Krystalle variirte. Später hat SCHENK!) Beobachtungen 
über das am Rothgiltigerz und Magnesiumplatincyanür reflektirte Licht angestellt. 
Diese Beobachtungen lassen aber deshalb keine Prüfung der aufgestellten Theorie 
zu, weil zum Theil künstlich angeschliffene und polirte Flächen als Spiegel be- 
nutzt sind und die auf diesen durch die Politur hervorgerufene künstliche Ober- 
flächenschicht die Resultate stark beeinflusst; dieses zeigten Versuche von 
P. DgupE?), der frische Spaltflächen von Bleiglanz mit polirten Flächen dieses 
Materials verglich. Nach diesen Versuchen können die aus Reflexionsbeob- 
achtungen ermittelten optischen Constanten durch. eine Polir-Schicht um ihren 
doppelten Betrag entstellt werden. — Bei frischen Spaltflächen ist man am 
ehesten frei von dem störenden Einfluss der Oberflächenschichten. Darum 
unternahm P. DRUDE3) an solchen von Antimonglanz erneute Untersuchungen 
und fand eine vollständige Bestätigung der theoretischen Formeln. 
Aus den Beobachtungen an einer Spaltfläche des (rhombischen) Antimon- 
glanzes können nicht seine sämmtlichen (complexen) optischen Constanten «, 
8, y mit Genauigkeit berechnet werden, sondern nur zwei von ihnen. Lässt man 
die optische Symmetrieaxe 5, (vergl. pag. 810) mit der krystallographischen 
Verticalaxe, s, mit der Brachy-, s; mit der Makroaxe zusammenfallen, welch' 
letztere auf der Spaltfliche senkrecht steht, so ist nur « und p zu berechnen. 
Es ergab sich, falls die optische Constante der umgebenden Luft gleich a, ge- 
setzt wird, fiir Natriumlicht 
a/a, = 00364 + :0:0088, — Q/a, — 00469 + 200176. 
Nach den Formeln (29) ergeben sich hiernach fiir die beiden senkrecht zur 
Spaltfiäche im Antimonglanz sich fortpflanzenden Wellen, von denen die erste 
(1) parallel s,, die zweite (2) parallel s, polarisirt ist, die Brechungsexponenten 
4 und Absorptionscoéfficienten zx: 
n, = 449; 7, %y = 00795; 
ny = 517; ny tg = 0740; 
wobei unter dem Brechungsexponenten z das Verhiltniss der Lichtgeschwindig- 
keit in der Luft zu der im Krystall für den Fall senkrechter Incidenz ver- 
standen ist. 
Es zeigte sich, dass die Beobachtungen unmittelbar nach der Spaltung an- 
zustellen waren, da schon nach wenigen Minuten die Spaltfläche sich von selbst 
durch atmosphärische Einflüsse verunreinigte*). 
Von anderen stark absorbirenden Krystallen sind die optischen Constanten 
durch Reflexionsbeobachtungen an Spaltflichen bisher nur am Teliurwismuth ?) 
und am Bleiglanz?) untersucht. — Für ersteren, welcher optisch einaxig ist, ist 
für eine paralle) zur optischen Axe sich fortpflanzende Welle im Natriumlicht: 
1) E. SCHENK, WIED. Ann. 15, pag. 177. 1882. 
2) P. DRUDE, WIED. Ann. 36, pag. 532. 1889. 
3) P. DRUDE, WIED. Ann. 34, pag. 489. 1888. 
4) Dies ist zu schliessen aus den eigenthümlichen Veränderungen, welche Haupteinfalls- 
winkel und Hauptazimuth des am Antimonglanz reflektirten Lichtes mit der Zeit erlitten, und 
welche vollständig durch das allmühlige Entstehen einer Oberflächenschicht erklärt werden. 
Vergl P. DRupE, WiED. Ann. 36, pag. 886. 1889. 
5) P. DRUDE, l. c., pag. 895. 
$) P. DRUDE, WiED. Ann. 36, pag. 549. 1889. 
       
     
    
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
  
  
    
  
 
	        
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